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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Butler wußte nicht, ob wir ihn auf den Arm nehmen wollten.
    Er sagte jedenfalls nichts mehr, und ich kam wieder auf Ricardo zu sprechen. »Erzählen Sie uns, was Ric für ein Mensch gewesen ist.«
    »Ich kannte ihn kaum. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich seine Nähe gemieden.«
    »Sie mochten ihn also nicht.«
    George schaute hoch. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Widerwillen ab. »Mit nicht mögen hat das nichts zu tun, Mr. Sinclair. Er war mir einfach unheimlich, wenn Sie verstehen. Ich… ich konnte mich vor ihm fürchten, er war schlimm.«
    »Hat er Ihnen etwas getan?«
    »Das nicht. Es war vielmehr seine Aura, die ich spürte. War er in der Nähe, bekam ich eine Gänsehaut.«
    »Hat er Ihnen je etwas getan?«
    »Nein, nicht er und auch sein Freund nicht, der sich fast wie ein Schatten in seiner Nähe aufhielt.«
    Das war uns neu. Von einem solchen Freund hatten wir bisher nichts vernommen. »Wie hieß der Mann?«
    »Dacros.«
    »Wie?« fragte Bill.
    »Ja, es ist ein ungewöhnlicher Name. Aber er hieß wirklich so. Die beiden waren etwa gleichaltrig. Ich hatte immer den Eindruck, als wäre Dacros der führende Kopf, daß Ric nur immer das tat, was sein Freund ihm befahl. Nach Rics Tod habe ich Dacros nie mehr gesehen.«
    »Wie kam er denn um?«
    Da lachte George bitter auf. »Das ist auch so eine Geschichte. Jedenfalls erlitt er keinen normalen Tod. Man fand ihn irgendwann im Wald, umgeben von Asche, als wäre er verbannt worden. Er lag in einem Kreis, das Gesicht war kaum zu erkennen, als hätte ihm jemand die Haut abgezogen, und durch seine Stirn war ein roter Holzpfeil gebohrt. Aber das wissen nur wenige Menschen, bitte, behalten Sie es auch für sich. Ich rede nicht gern darüber.«
    »Weiß es Miß Courtain?« fragte ich.
    »Nein, sie hat die Leiche nicht mehr gesehen. Sie wollte sie auch nicht sehen.«
    »Und jetzt ist er wieder da!« sagte Bill.
    Der Butler stieß die Luft zischend aus und schüttelte den Kopf.
    »Wissen Sie auch, was das bedeutet? Er müßte zu einem Zombie geworden sein, zu einem lebenden Leichnam.«
    »Stimmt.«
    »Ich habe gehört«, flüsterte der Mann, »daß es so etwas geben soll. Aber nicht hier, sondern auf Haiti. Da werden Menschen in einen fast toten Zustand versetzt, begraben, irgendwann wieder aus ihrem Loch hervorgeholt und zu Hilfsarbeiten auf die Felder geschickt, wo sie sich wirklich bewegen wie lebende Leichen. Gut, das erkenne ich noch an, die Wissenschaftler sind dabei, dieses Phänomen zu untersuchen, aber bei Ricardo war es etwas anderes. Er ist verbrannt, einfach so. Er… er kann nicht der Zombie sein, von dem wir sprechen.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Was ist er dann?«
    George bekam von mir die Antwort. »Es gibt auch andere Zombies. Nicht die, die Sie meinen.«
    Langsam hob er den rechten Zeigefinger. »Moment mal, meinen Sie etwa, daß Ric zu dem geworden ist, was man vor einigen Jahren immer in gewissen Filmen sehen konnte?«
    »Sie haben es erfaßt!«
    George konnte und wollte es nicht glauben. Er starrte zunächst Bill an, dann mich. Beide nickten wir und unterstrichen damit meine Antwort und Georges Vermutung.
    »Da komme ich nicht mit. Wenn das wirklich wahr sein sollte, wäre es schrecklich. Er müßte töten und…«
    »Das hat er bereits getan. Die Leiche liegt noch auf der Treppe.«
    »Und Senta ist auch tot.«
    »Wer ist Senta?«
    »Deliahs Lieblingspferd«, erwiderte er leise. »Sie fand es heute nachmittag. Es lag im Stall in einer Blutlache. Eine fürchterliche Waffe hatte dem Tier die Kehle zerfetzt.« Er schüttelte den Kopf. »Es war so grausam für uns.«
    Das konnten wir uns vorstellen. Der Butler hatte den Namen der jungen Frau erwähnt. Ich warf ihr einen Blick zu. Noch immer lag sie regungslos auf der Couch. Es sah nicht so aus, als würde sie rasch aus ihrem Zustand erwachen.
    »Haben Sie ein Fläschchen mit Riechsalz irgendwo, George?«
    »Sorry, Sir, ich werde nachsehen.«
    Er ging davon, ließ uns allein zurück. Bill schaute mich an. »Diese Nacht, John, ist noch nicht vorbei. Ich bin fest davon überzeugt, daß etwas auf uns zukommt.«
    »Und was, bitte?«
    »Hör auf, das weißt du selbst. Ric und dieser Dacros. Ich rechne mit zwei Gegnern. Irgendwie komme ich mir vor, als würde dieses Haus unter Kontrolle stehen. Weißt du, da draußen gibt es verdammt viel Schatten. Jeder kann da umherschleichen und den Bau unter Kontrolle halten, und das finde ich schlimm.«
    »So denke ich auch.«
    Bill stand auf, ging zum Fenster,

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