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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dem Rauchen nicht.«
    »Ich habe selbst sehr lange geraucht«, sagte er.
    »Ja? Dann wissen Sie ja, wie es ist.«
    Sie nahm die Würstchen aus dem Kühlschrank und legte sie in die Bratpfanne. Sie machte das Gas an, schlang ihren Arm um Philips Hals und küßte ihren Sohn herzhaft auf die Schläfe. »Mensch, du bist wirklich ein süßer kleiner Bursche, weißt du das? In fünf Jahren werden die Mädchen dir in Scharen nachlaufen.«
    Philip grinste und schüttelte ihren Arm ab. »Mama!«
    »Warte nur, wenn du ein bißchen älter bist, wird dir das prima gefallen. Genau.«
    »... wie meinem Vater.«
    Sie kniff ihn in den Hintern. »Frechdachs.«
    Sie wandte sich zum Tisch. »Hermes, paß mal auf die Würstchen auf. Bring deinen Stuhl hierher. Linus, deck den Tisch. Ich muß mit dem Herrn da reden.«
    »Ich will Cornflakes«, sagte Linus.
    »Nicht zum Mittagessen.«
    »Ich will aber.«
    »Und ich habe gesagt, nicht zum Mittagessen.«
    Sie nahm ihm den Karton ab und warf ihn in einen Schrank. Linus begann zu weinen. »Schluß jetzt«, sagte sie. Und dann zu Lynley: »Das ist nur die Schuld von seinem Vater. Diese verdammten Griechen. Die erlauben ihren Söhnen alles. Schlimmer als die Italiener. Kommen Sie, reden wir hier draußen.«
    Sie nahm ihre Zigarette mit ins Wohnzimmer. Bei einem Bügelbrett blieb sie einen Moment stehen und wickelte das brüchige Kabel um den Boden des Bügeleisens. Mit dem Fuß stieß sie einen überquellenden Wäschekorb zur Seite.
    »Tut gut, mal wieder zu sitzen.«
    Seufzend ließ sie sich in das Sofa sinken. Die Polster hatten pinkfarbene Schonbezüge. Durch Brandlöcher konnte man das ursprüngliche Grün darunter sehen. An der Wand hinter ihr hing eine große Collage aus Fotografien. Die meisten waren Momentaufnahmen. Sie umgaben in strahlenförmiger Anordnung eine professionelle Atelieraufnahme, die in der Mitte prangte. Einige der Fotos zeigten Erwachsene, auf allen jedoch war mindestens eines ihrer Kinder abgebildet. Selbst auf den Aufnahmen von Sheelahs Hochzeit - sie stand neben einem dunkelhäutigen Mann mit einer Nickelbrille und einer unübersehbaren Lücke zwischen den vorderen Schneidezähnen - fehlten die Kinder nicht: ein weit jüngerer Philip und Gino, der nicht älter als zwei gewesen sein konnte.
    »Ist das Ihr Werk?« fragte Lynley mit einer Kopfbewegung zu der Collage.
    Sie drehte den Kopf. »Sie meinen, ob ich das gemacht hab? Ja. Die Jungs haben mir geholfen. Aber das meiste hab ich gemacht. Gino!«
    Sie beugte sich auf dem Sofa nach vorn. »Marsch, geh wieder in die Küche. Iß dein Mittagessen.«
    »Aber die Listen...«
    »Tu, was ich dir sage. Hilf deinen Brüdern und halt die Klappe.«
    Gino trottete mit hängendem Kopf in die Küche zurück. Sheelah klopfte Asche von ihrer Zigarette und hielt sie sich einen Moment unter die Nase. Dann legte sie sie wieder in den Aschenbecher.
    »Robin Sage war im Dezember bei Ihnen, nicht wahr?« sagte Lynley.
    »Ja, kurz vor Weihnachten. Er kam in den Laden, genau wie Sie. Ich dachte, er wollte sich die Haare schneiden lassen - er hätte mal was Neues gebrauchen können -, aber er wollte nur mit mir reden. Hier. Genau wie Sie.«
    »Hat er Ihnen gesagt, daß er anglikanischer Geistlicher war?«
    »Er hatte so eine Priestertracht an oder wie man das nennt, aber ich hab gedacht, das wär nur Verkleidung. Ich mein, das hätte der Bande vom Sozialdienst doch ähnlich gesehen, daß sie jemanden herschickt, der als Priester getarnt ist und so tut, als wär er auf der Suche nach armen Sündern. Von denen hab ich die Nase voll, das kann ich Ihnen sagen. Die kreuzen hier mindestens zweimal im Monat auf. Wie die Aasgeier warten sie darauf, daß ich endlich mal einen von meinen Jungs prügle, damit sie ihn mir wegnehmen können.«
    Sie lachte bitter. »Aber da können sie warten, bis sie schwarz werden, diese verdammten alten Hexen.«
    »Wie kamen Sie denn auf den Gedanken, er könnte vom Sozialdienst kommen? Hatte er eine Art Empfehlung von ihnen? Hat er Ihnen eine Karte gezeigt?«
    »Es war einfach die Art, wie er sich benommen hat, als er hier war. Über meine Einstellung zur Religion wollte er mit mir reden, sagte er. Wohin ich denn meine Söhne zum Religionsunterricht schickte? Ob wir regelmäßig in die Kirche gingen und wo? Aber dabei hat er sich die ganze Zeit in der Wohnung umgeschaut, als wollte er sehen, ob sie auch das Richtige für Peanut wäre, wenn die kommt. Und dann wollte er mir sagen, was eine gute Mutter ist. Und er wollte

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