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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Toten. Er erinnerte sich an vergangene Gefechte, Gefahren, Ängste und Fluchten. Vor allem aber waren ihm die Lehren der Vergangenheit bewußt. John Terence Clark vergaß nichts. Allmählich kehrte er wieder zu den Aufgaben des Tages zurück und erinnerte sich der Lehren, die galten, wenn man sich allein in Feindesland befand. Dann stellte er sich die Menschen vor, die heute ihren Part zu spielen hatten. Ihre Gesichter tauchten vor ihm auf, und er versuchte, ihren Ausdruck zu verstehen. Zuletzt überdachte er seinen Plan für diesen Tag. Er sann über sein Ziel nach und wägte es gegen die vermutlichen Absichten der Gegenseite ab. Er erwog Alternativpläne und Dinge, die danebengehen konnten. Als alles durchgedacht war, zwang er sich aufzuhören. Man kam rasch an einen Punkt, an dem aus der Einbildungskraft ein Feind wurde. Jeder Aspekt der Operation war in kleine Fächer eingeschlossen, und er hatte nun vor, nur jeweils eines zu öffnen. Er mußte sich auf seine Erfahrung und auf seinen Instinkt verlassen. Doch insgeheim fragte er sich auch, ob - und wann ihn diese Qualitäten im Stich lassen würden.
Früher oder später, gestand sich Clark ein. Aber heute nicht. Das sagte er sich immer wieder.
    PJs Einsatzbesprechung dauerte zwei Stunden. Er, Captain Willis und Captain Montaigne arbeiteten jede Einzelheit aus Treffpunkte zum Auftanken in der Luft und Positionen, über denen die Maschinen kreisen sollten, falls etwas nicht klappte. Alle Besatzungsmitglieder wurden umfassend informiert. Das war nicht nur notwendig, dazu waren sie der Crew gegenüber moralisch verpflichet. Alle würden in der Nacht ihr Leben riskieren und mußten wissen, warum. Sergeant Zimmer hatte wie üblich einige Fragen und machte einen wichtigen Vorschlag, der sofort in den Plan aufgenommen wurde. Dann war es Zeit, die Maschinen startklar zu machen. Alle Systeme wurden gründlich durchgecheckt. Zu dieser Prozedur gehörte auch ein Schnellkurs für das neue Besatzungsmitglied. »Was wissen Sie über Kanonen?« fragte Zimmer Ryan. »Mit so einem Ding habe ich noch nie geschossen.« Ryan fuhr über die Griffe der Minikanone, einer verkleinerten Version der Bordwaffe Vulcan 20 mm. Sechs Läufe wurden von einem Elektromotor im Uhrzeigersinn angetrieben und wurden aus einem riesigen Behälter mit Munition des Kalibers.30 versorgt. Die Kanone hatte zwei Geschwindigkeiten, 4000 und 6000 Schuß pro Minute 66 oder 100 Schuß pro Sekunde. Fast zur Hälfte wurde Leuchtspurmunition verschossen, und zwar aus psychologischen Gründen. Das Feuer der Waffe sah aus wie die Laserstrahlen in einem Science-fiction-Film, das perfekte Symbol für tödliche Energie. Die Leuchtmunition half auch beim Zielen; Zimmer versicherte ihm, das Mündungsfeuer sei fast so grell wie die Mittagssonne. Er wies Ryan in die Bedienung der Waffe ein: Hebel und Schalter, wie man stand und wie man zielte.
»Haben Sie Gefechtserfahrung, Sir?«
»Kommt darauf an, was Sie damit meinen«, erwiderte Ryan. »Damit meine ich eine Situation, in der Bewaffnete versuchen, Sie zu töten«, erklärte Zimmer geduldig. »Das ist gefährlich.« »Ich weiß. Ein paarmal habe ich das auch erlebt. Verbreiten wir uns nicht weiter darüber, klar? Ich habe nämlich jetzt schon Angst.« Ryan schaute durchs Visier seiner Kanone aus dem Hubschrauber und fragte sich, wie er darauf gekommen war, sich für diese Wahnsinnsmission zu melden. Aber welche Wahl hatte er gehabt? Hätte er diese Männer allein losschicken sollen in die Gefahr? Dann wäre er auch nicht besser gewesen als Cutter. Jack schaute sich im Hubschrauber um. Hier, auf dem Betonboden des Hangars, sah er so groß und stark und sicher aus. Aber es war ein Hubschrauber, und die haßte Ryan ganz besonders.
»Komisch daran ist nur, daß die Mission bestimmt ganz glatt verläuft«, meinte Zimmer nach einer kurzen Pause. »Wenn wir alles richtig machen, Sir, fliegen wir rein und einfach wieder raus, und das war’s dann.«
»Und genau davor hab ich Schiß, Sergeant«, versetzte Ryan und lachte hauptsächlich über sich selbst.
    Sie landeten in Santagueda. Larson kannte den Mann vom Flugservice und schwatzte ihm seinen VWBus ab. Die beiden CIA-Offiziere fuhren nach Norden und kamen eine Stunde später durch das Dorf Anserma. Dort hielten sie sich eine halbe Stunde auf und fuhren herum, bis sie gefunden hatten, was sie suchten: einen unbefestigten Privatweg, auf dem mehrere Laster und eine teure Limousine verkehrten. CAPER hatte richtig getippt, erkannte

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