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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Gründe«, stellte Ritter fest, ohne die Stimme zu erheben. Das war auch nicht nötig, denn Clark war kein Mann, der sich einschüchtern ließ.
»Gut, aber das ist kein ernsthaftes Unternehmen. Die alte Leier, Sir: Geben Sie uns einen Auftrag, den wir auch ausführen können, keine unmöglichen Missionen. Gehen wir nun ernsthaft an diese Sache heran oder nicht?«
»Was hatten Sie sich denn gedacht?« fragte Ritter. Clark legte seine Vorstellungen dar. Ritters Miene blieb ungerührt. Das ist das Angenehme an Clark, dachte er, daß er als einziger Mann der CIA in der Lage ist, über solche Themen ruhig und leidenschaftslos - und ganz ernst zu reden. Viele in der Behörde betrieben das nur als Gedankenspiel, als ganz unprofessionelle Spekulation, deren Grundlagen sie bewußt oder unbewußt Spionageromanen entnommen hatten. Wäre toll, wenn wir so was wirklich auf die Beine brächten… In der Öffentlichkeit nahm man an, die CIA beschäftigte eine gute Zahl von Profis auf diesem Gebiet. Weit gefehlt. Selbst das KGB ließ inzwischen die Finger von solchen Dingen und delegierte sie an die Bulgaren die man für Barbaren hielt - oder Terroristengruppen in Europa und dem Nahen Osten. Der politische Preis solcher Operationen war zu hoch, denn sie kamen trotz der manischen Geheimniskrämerei der Nachrichtendienste letztendlich doch heraus. Seit Ritter auf der »Farm« am York River seine Ausbildung erhalten hatte, war die Welt sehr viel zivilisierter geworden, und obwohl er diese Tatsache im allgemeinen begrüßte, sehnte er sich doch manchmal nach der guten alten Zeit, in der man schlicht zugeschlagen hatte. »Wie schwer wäre das?« fragte Ritter interessiert. »Bei angemessener logistischer Unterstützung und mit ein paar zusätzlichen Mitteln eine Kleinigkeit.« Clark führte näher aus, welche weitere Mittel gebraucht wurden. »Alles, was sie bisher getan haben, spielt uns in die Hände. Das ist ihr einziger Fehler. Ihre Verteidigung ist konservativ. Die alte Geschichte: Es kommt darauf an, wer die Regeln bestimmt. Im Augenblick halten sich beide Seiten an die gleichen Spielregeln, was zur Folge hat, daß die Opposition im Vorteil ist. Das scheinen wir nie zu lernen. Immer lassen wir die andere Seite die Regeln festsetzen. Wir können ihnen Unannehmlichkeiten bereiten, ihnen die Gewinnspanne beschneiden, aber angesichts der Profite, die sie jetzt schon machen, wäre das nur ein geringer Verlust, der unter ‹Unkosten› abgeschrieben würde. Ich sehe nur einen Weg, das zu ändern.« »Und der wäre?«
»Würden Sie gerne in so einem Haus wohnen?« fragte Clark und reichte Ritter ein Foto. »Sieht aus wie eine Auftragsarbeit von Frank Lloyd Wright für Ludwig II. von Bayern«, merkte Ritter lachend an.
»Der Mann, der das in Auftrag gegeben hat, entwickelt ein mächtiges Ego, Sir. Diese Leute haben ganze Regierungen manipuliert. Man sagt sogar, sie stellten praktisch eine Regierung dar. Während der Prohibition sagte man das Al Capone auch nach im Grunde sei er der Boss von Chicago. Aber das war nur eine Stadt. Diese Leute sind im Begriff, die Herrschaft über ein ganzes Land an sich zu reißen und andere Länder zu verpachten. Sagen wir ruhig, daß sie de facto die Regierungsgewalt ausüben. Fügen Sie dieser Tatsache den entsprechenden Ehrgeiz hinzu, dann ist der Zeitpunkt nicht weit, an dem sie beginnen, sich wie eine Regierung aufzuführen. Ich weiß nun, daß wir nicht gegen die Regeln verstoßen werden. Es würde mich aber nicht überraschen, wenn die andere Seite das ein- oder zweimal versuchte, nur um zu sehen, ob sie sich das leisten kann. Verstehen Sie, was ich meine? Sie sind bisher vorgedrungen, ohne auf eine Grenze zu stoßen.«
»John, Sie entwickeln sich zum Psychologen«, stellte Ritter mit einem dünnen Lächeln fest. »Mag sein. Diese Leute handeln mit suchterzeugenden Substanzen. Selbst nehmen sie das Zeug zwar meist nicht, aber ich glaube, daß sie im Begriff sind, von der stärksten Droge abhängig zu werden.« »Der Macht.« Clark nickte. »Und früher oder später kommt es zur Überdosis. Und an diesem Punkt wird jemand ernsthaft erwägen müssen, was ich gerade vorgeschlagen habe. Aber das ist natürlich eine politische Entscheidung.«
    Er herrschte, soweit er blicken konnte. Dies war die Phrase, die sich anbot, wahr und unwahr zugleich. Das Tal, in das er schaute, gehörte ihm nicht ganz; sein Grundstück war weniger als tausend Hektar groß; dabei überblickte er Millionen. Aber niemand, der in

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