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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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führte sie dann an eine Stelle östlich des Lagers, wo ein muskulöser Schwarzer in T-Shirts und schwarzen Shorts sie erwartete.
»Guten Morgen, Leute«, sagte er, »ich bin Mr. Johnson. Heute beginnen wir mit einer praxisorientierten Ausbildung. Ihre Nahkampfausbildung haben Sie alle schon hinter sich. Meine Aufgabe ist es festzustellen, wie gut Sie sind, und Ihnen ein paar neue Tricks beizubringen. Jemanden lautlos zu töten, ist keine Kunst. Schwierig ist nur, nahe genug an ihn heranzukommen.« Johnson ließ beim Reden die Hand hinter dem Rücken verschwinden. »Hier ist noch etwas, mit dem man lautlos töten kann.«
Nun hielt er eine Pistole hoch, an deren Lauf ein großer, dosenförmiger Gegenstand befestigt war. Ehe sich Chavez gesagt hatte, daß das ein Schalldämpfer sein mußte, hatte Johnson die Waffe mit beiden Händen herumgerissen und dreimal abgefeuert. Der Schalldämpfer wirkte vorzüglich, wie Ding sofort feststellte. Kaum vernahm man das metallische Klacken des Mechanismus es war sogar noch leiser als das Klirren der Flaschen, die in sechs Meter Entfernung zersplitterten, und den Schuß selbst hörte man überhaupt nicht. Beeindruckend.
Johnson grinste ihnen zu. »Der Nahkampf ohne Waffe ist zwar lautlos, aber gefährlich. Heute lernen wir eine neue Gefechtsart kennen: den lautlosen und bewaffneten Nahkampf.«
Er bückte sich und riß eine Decke von einer Maschinenpistole, die ebenfalls mit einem Schalldämpfer versehen war. Chavez mußte seine frühere Vermutung korrigieren: Um Ausbildung anderer Soldaten ging es bei dieser Mission offensichtlich nicht.
Vizeadmiral James Cutter von der US Navy war ein Patrizier oder sah zumindest wie einer aus, dachte Ryan groß und schlank, mit silbernem Haar und einem permanenten selbstbewußten Lächeln im rosa Gesicht. Ganz bestimmt verhielt er sich wie ein Patrizier - oder er tat so, korrigierte sich Jack. Cutter stammte aus einer alten neuenglischen Familie, die ihr Vermögen mit Handel erworben hatte und ihre Söhne zur See schickte. Cutter aber war ein Mann, für den die Seefahrt nur Mittel zum Zweck war. Über die Hälfte seiner Karriere hatte er im Pentagon verbracht, und das, fand Ryan, war kein Platz für einen richtigen Seemann. Auf jeden Fall hatte er die richtigen Kommandos bekommen, erst einen Zerstörer, dann einen Kreuzer, und dabei seine Sache so gut gemacht, daß er auffiel, und nur darauf kam es an. Die Karrieren vieler hervorragender Offiziere endeten abrupt beim Rang eines Captain, weil es ihnen nicht gelungen war, die Aufmerksamkeit eines Höherstehenden zu erregen. Was hatte Cutter getan, um sich aus der Menge hervorzuheben?
Wahrscheinlich hat er immer auf der Matte gestanden, sagte sich Jack und schloß seinen Vortrag bei Cutter, dem Sicherheitsbeamten des Präsidenten, ab.
Ryan mochte Cutter nicht besonders. Auch für seinen Amtsvorgänger Jeff Pelt hatte er nicht viel übrig gehabt, aber der war wenigstens fast so intelligent gewesen, wie es seiner Einschätzung entsprochen hatte. Der Drei-Sterne-Admiral Cutter hingegen war völlig überfordert und merkte das noch nicht einmal. Unangenehm für Ryan war, daß er nicht dem Präsidenten persönlich, sondern Cutter Bericht erstattete, ob es ihm nun paßte oder nicht. Und da sein Chef im Krankenhaus lag, würde er häufiger in diese Situation geraten.
»Was macht Greer?« fragte Cutter in seinem nasalen Neuengland-Akzent.
»Es liegen noch nicht alle Befunde vor.« Ryans Stimme verriet seine Besorgtheit. Es sah so aus, als litte sein Chef an Krebs der Bauchspeicheldrüse; Überlebenschancen null.
»Werden Sie seinen Posten übernehmen?« fragte Cutter. »Das war eine taktlose Bemerkung, Admiral«, warf Bob Ritter ein. »Während Admiral Greers Abwesenheit wird Dr. Ryan ihn hin und wieder vertreten.«
»Wenn Sie das so gut machen wie dieses Briefing, kommen wir bestimmt gut miteinander aus. Schade, das mit Greer. Hoffentlich kommt er durch«, meinte Cutter mit so viel Gefühl in der Stimme, als habe er sich gerade nach dem Weg erkundigt.
Was für ein herzloser Mensch, dachte Ryan. Die Besatzungen seiner Schiffe mußten ihn mit Hingabe gehaßt haben.
Andererseits mußte Ryan zugeben, daß Cutter kein Narr war. Zwar fehlte ihm Ryans Fachwissen, und Pelts Instinkt für politische Ränke hinter den Kulissen ging ihm ebenfalls ab, aber er vermied es, bei seinen Unternehmungen das Außenministerium zu konsultieren. Von den inneren Mechanismen der Sowjetunion verstand er nicht die Bohne, aber er saß

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