06 - Die Angel Chroniken 1
ein Raubtier auf die Mädchen zu. Er starrte Buffy einen langen, unheimlichen Moment lang an. Dann entschied er: „Sie kommt als letzte dran."
„Als letzte? Wobei? Wer ist die erste? Antworte mir! Wer ist die erste?" schrie Cordelia.
Tom ignorierte sie. Er ging zurück zu der Grube und el erte drei Steine aus einem kleinen schwarzen Beutel.
„Drei Steine", bemerkte Buffy. „Wir sind auch drei."
»Buffy!” flehte Cordelia.
„Bleib ruhig", sagte Buffy bestimmt. „Wir werden hier herauskommen. "
Tom ließ Wasser über die Steine laufen und legte sie zur Seite.
„Warum habe ich mich je von dir überreden lassen, hierherzukommen", heulte Cordelia. Buffy äußerte sich nicht zu Cordelias selektivem Erinnerungsvermögen. Sie hatte ja gewußt, daß es gefährlich werden würde, als sie eingewilligt hatte.
Hatte sie das wirklich gewußt?
Von Giles herbeigerufen, war Angel in die Bibliothek gekommen. Er und der Wächter standen vor einem der Fenster, und Willow starrte gebannt auf die Scheibe.
Angel sagte: „Sie hat das Armband auf dem Friedhof gefunden, in der Nähe der Südmauer."
Willow rührte ihren Blick nicht vom Fleck.
Giles überlegte einen Moment. „Südmauer." Dann drehte er sich um und sagte zu Willow: „Was machst du eigentlich da?"
Erwischt! Willow stotterte: „Oh, tut mir leid. Die Sache mit dem Spiegelbild . . . das du nicht hast", sagte sie zu dem Vampir. „Angel, wie rasierst du dich eigentlich?"
Sie dachte weiter nach. „Die Südmauer, die ist in der Nähe vom College und ... " Oh nein!
„Vom Verbindungshaus", fügte sie hinzu. Ihr war ganz mulmig zumute. Das Delta Zeta Kappa-Bruderschaftshaus!
„Eine Studentenverbindung?" fragte Giles.
Willow nickte eifrig. Sie war so aufgeregt, daß sie keinen Ton herausbekam. Nein, nein, nein!
Angel fragte: „Könnten die sich diese Mädchen geholt haben?"
Immer noch unfähig, einen Ton von sich zu geben, nickte Willow.
„Laßt uns hingehen", sagte Angel.
Die beiden Männer wollten die Bibliothek gerade verlassen, als Willow mit allergrößter Mühe herauskiekste: „Buffy!"
Giles schüttelte den Kopf. „Wir wissen ja noch nicht, ob da was dran ist. Wir stören sie erst, wenn wir..."
„Sie ist da!" platzte Willow heraus. „Mit Cordelia. Sie sind zu einer Party im Delta Zeta Kappa-Haus gegangen!"
Giles war erstaunt. „Sie hat mich belogen?"
„AÄÄh." Willow war nicht besonders glücklich über ihre neue Rolle als Verräterin.
„Hatte sie ... eine Verabredung?" fragte Angel, ebenfalls nicht besonders glücklich.
„Äääh", entfuhr es Willow wieder, aber dann kehrte ihr Sprechvermögen zurück. „Warum, glaubst du, ist sie zu dieser Party gegangen?" fuhr sie Angel an. „Weil du ihr den Laufpaß gegeben hast!"
Dann wandte sie sich in ihrem epischen Zorn an Giles. „Und Sie erlauben ihr außer Arbeiten und Patrouillieren und so weiter gar nichts. Ich weiß, daß sie die Auserwählte ist, aber sie kommt vor Druck bald um. Ich meine, sie ist sechzehn, aber sie führt das Leben einer Vierzigjährigen!"
Sie war sauer auf alles, auch auf das Leben als solches, weil Buffy dieses große, unfaire Paket von ekligen Pflichten und Verantwortungen aufgebürdet war. Es war wie lebenslänglich in der Schulmensa essen zu müssen. Es war wie nie heißes Wasser im Haus zu haben. Es war wie . ..
Wie jeden Morgen aufwachen in dem Wissen, daß man von Vampiren und Dämonen überallhin verfolgt wird, die versuchen, einen zu töten, wenn man ihnen nicht zuvorkommt. Und zwischen alledem mußte man noch in Geschichte durchkommen und durfte seiner Mutter nie verraten, warum man immer in so viel Ärger geriet.
Sie wandte sich wieder an Angel, denn sie war noch nicht fertig mit ihm. Er bereitete Buffy den größten Kummer. „Und du \ Ich meine, du wirst doch ewig leben. Hast du da keine Zeit für eine Tasse Kaffee?"
Willow holte tief Luft. Sie war nicht weniger von ihrer Tirade überrascht als Giles oder Angel.
„Okay", sagte sie. „Jetzt fühle ich mich immer noch nicht besser, und wir müssen Buffy helfen."
Sie ging voran.
Die anderen folgten.
Xander trug wieder seine eigenen Kleider, als er über das Gelände des Verbindungshauses davonstapfte. „Eines Tages werde ich Geld, Ansehen und Macht haben", grollte er. „Und an diesem Tag werden die immer noch mehr haben als ich."
Wie der Angeber, dem dieser Flitzer gehört, dachte er verärgert und funkelte wütend das knallrote Auto in der Auffahrt an. Dann sah er genauer hin. Auf dem
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