Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06

06

Titel: 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Biss der Tod euch scheidet
Vom Netzwerk:
seinen Fuß einmal um sich selbst. Um hundertachtzig Grad! Oder waren es dreihundertsechzig Grad?
    Auf jeden Fall heulte er auf - er ließ tatsächlich ein Heulen hören, wie ein Hund -, verlor die Balance, als sein zerschmetterter Knöchel unter seinem Gewicht nachgab, und fiel hinten über. Siegestrunken schwang ich mich auf die Beine (nun ja, ich taumelte mehr, aber das Wichtigste war, dass ich stand).
    Mein Triumph war nur von kurzer Dauer, weil die anderen - vier? Fünf? -
    nicht gerade glücklich über den Verlauf der Dinge waren. Zumindest lag die Vermutung nahe, weil sie sich nämlich auf mich stürzten. Und zwar nicht wie in einem Karatefilm, wo sich einer mit dem anderen abwechselt, sondern alle zusammen. Jetzt war es Zeit für einen Hundekampf und ich war mittendrin.
    (Machte mich das zu einem Hund? Ach, auch egal.) Ich riss meinen Kopf zur Seite, gerade rechtzeitig, um einer Faust auszuweichen, die genau dort in die Bodendiele einschlug, wo eben noch mein Kopf gewesen war. „Wartet! Wartet!", schrie ich.
    Drei Fäuste (von zwei verschiedenen Personen!) erstarrten in 47
    der Bewegung, als ich die Beine anzog, meine Saddle-Schuhe von den Füßen zerrte (Vintage, aus dem Jahre 1956, bei ebay erstanden für 296,26 Dollar) und sie in eine Ecke warf. „Okay", sagte ich. „Weitermachen."
    Ich wehrte (gerade noch) einen weiteren Faustschlag ab, mit gekreuzten Armen wie Uma Thurman in Kill Bill (egal, in welchem Teil). In Kampfsport war ich eine Null, aber ich erinnerte mich an jede von Umas Bewegungen, ich schwöre!
    Gegen diese Typen zu kämpfen war, als würde man einen Kugelhagel abwehren - machbar, aber man musste höllisch aufpassen. Sie waren schnell.
    Sie waren unglaublich schnell. So schnell wie alte Vampire. Und sie rochen.
    Nach Eisen. Es war ein hartes Stück Arbeit, sie abzuwehren und sie nicht gleichzeitig zu beißen. Ich kämpfte mich mit reiner Willensstärke und - fast hätte ich's vergessen - übermenschlichen Kräften und Reflexen unter dem Haufen der Kämpfenden hervor. Nicht dass diese Jungs nicht auch recht fit auf dem Gebiet der übernatürlichen Fähigkeiten gewesen wären. Bums.
    Es gelang mir, mich vor einigen weiteren Schlägen zu ducken und selber einige auszuteilen, einen von ihnen in die Schulter zu beißen (endlich!) und mich mit einem Kniestoß in die Leistengegend und einem Faustschlag in den Magen (so tief, dass ich dachte, ich hätte die Wirbelsäule des Typen berührt) zu wehren.
    Ich bekam einen Schlag auf die Nase (aua!) von einer Brünetten, die ein Tank Top trug (nicht jede konnte einen militärisch kurzen Haarschnitt tragen, aber ihr stand er fantastisch), und revanchierte mich, indem ich ihr auf den Knöchel trat. Grinsend vernahm ich das Knirschen und den anschließenden Schrei.
    Dabei hätte ich besser daran getan, sauer zu sein, als zu grinsen. Okay, eigentlich war ich ja sauer. Aber wenigstens unternahm ich etwas, anstatt darauf zu warten, dass das Telefon klingelte.
    47
    Wenn ich mich schon nicht mit Sinclair kabbeln oder mit Jessica zanken konnte, dann war eine ordentliche Schlägerei in meiner Eingangshalle ein guter Ersatz.
    Ehering-Arschloch wollte sich wieder auf mich stürzen. Erstaunt beobachtete ich, wie sein Humpeln, als er auf mich zukam, immer weniger wurde, bis er schließlich gar nicht mehr hinkte. Ich war so fasziniert, dass ich fast vergessen hätte, in Deckung zu gehen, als er seine schinkengroße Faust wieder in Richtung meines Kopfes schwang.
    Fast. Stattdessen trat ich einen Schritt zur Seite und schleuderte den Typen so fest gegen die Wand, dass der Gips (oder woraus auch immer alte Mauern gemacht waren) einen Riss bis hoch zur Decke bekam.
    Merke: Die notwendigen Reparaturen im Haus nicht Jessica gegenüber erwähnen, bis sie wieder auf den Beinen ist.
    Das machte so viel Spaß, dass ich ihn noch einmal bei den Haaren packte und erneut gegen die Wand stieß. Juchuuu!
    „Tu meinem Papa nicht weh!", kreischte jemand. Entsetzt bemerkte ich, dass neben uns ein kleines Mädchen von etwa sechs Jahren stand, das Gesicht leichenblass. Warum war sie mir vorher nicht aufgefallen? Wahrscheinlich, weil alle Erwachsenen wie Finanzbeamte über den Betreiber eines kleinen Gewerbes über mich hergefallen waren.
    „Seid ihr eigentlich verrückt geworden?", rief ich. „Ein kleines Mädchen zu einer Schlägerei mitzubringen?"
    Ich war so erschrocken, dass ich nicht schnell genug den Kugeln auswich, die mich jetzt einmal ins Herz und zweimal in die Lunge

Weitere Kostenlose Bücher