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060 - Der Henker von London

060 - Der Henker von London

Titel: 060 - Der Henker von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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lächelte, als er das Wohnzimmer verließ, lächelte nach innen. Sie brauchte wirklich nichts mehr. Heute nicht, und morgen nicht. Klara würde nie mehr etwas brauchen.
    Er rief Stella von einer Telefonzelle aus an.
    „Pete, bist du’s?“ Ihre Stimme tat gut. Sie war erfrischend, jung.
    „Hm“, sagte er. „Was machst du, Liebling?“
    „Ich liege auf dem Balkon, starre in den Himmel und denke daran, wie schön alles sein könnte. Ich sehne mich nach dir, Pete.“
    Er schwieg.
    „Was ist? Geht es dir nicht gut?“ fragte Stella besorgt.
    „Es ist nichts“, sagte er gepreßt. „Nur – ich werde es heute tun, Stella. Es ist soweit. Ich werde Klara töten.“
    „Pete, ich habe Angst.“
    „Es ist der einzige Weg. Und ich werde vorsichtig sein. Bald, Stella, bald werden wir heiraten können!“
    „O Pete!“ erwiderte sie glücklich. „Ich freue mich so! Ich freue mich auf dich!“
    Langsam hängte er den Hörer in die Gabel zurück. Drüben, im Laden auf der anderen Straßenseite, kaufte er sich ein Päckchen Zigaretten, dann ging er nach Hause.
    „Hallo, Klara“, sagte er. Sie sah flüchtig auf, lächelte, blickte wieder zum Bildschirm. „Da bist du ja schon wieder, Liebling.“
    „Ja“, antwortete Pete. „Ja, Klara, da bin ich.“
     

     

Dan Reed klopfte dem Reporter sanft auf die Schultern und lächelte, weil er glaubte, daß Pete Ascorda in diesen Stunden ein aufmunterndes Lächeln brauchte.
    „Es wird irgendwie weitergehen“, sagte er ruhig. „Jeden von uns trifft es mal, Pete. Das müssen Sie sich immer vor Augen halten.“
    Pete Ascorda sah auf. Tränen schwammen in seinen Augen.
    „Aber warum Klara?“ fragte er. „Warum ausgerechnet sie! Und dann auf eine solche Art. Was kann sie nur dazu bewogen haben? Kein Wort hat sie gesagt, keine Andeutung gemacht, daß sie sich das Leben nehmen wollte. Ich konnte es gar nicht fassen, als ich nach Hause kam und sie in der Küche fand.“
    Reed schluckte. Ein erbärmliches Bild war das gewesen. Auch für ihn. Klara Ascorda hatte sich das Leben genommen. In der Küche, den Kopf im Backofen des Gasherdes.
    „Sie glauben es – gab keinen Grund? Litt Ihre Frau denn an Depressionen, Pete?“
    Der Reporter schüttelte den Kopf.
    „Nein, Klara nicht. Seelisch tiefe Eindrücke hat sie nie gehabt, glaube ich. Weder ins Positive noch ins Negative hinein.“
    Sie schwiegen. Dan Reed starrte zum Nachbargrundstück, wo leer und verlassen eine Kinderschaukel seicht im Wind schwang. Auch das kann Einsamkeit sein, dachte er. Eine verlassene Kinderschaukel …
    „Gibt es wirklich keinen Grund?“ fragte er eindringlich. „Ich denke, jeder Ehemann weiß oder ahnt zumindest, warum seine Frau sich das Leben genommen hat.“
    Pete Ascorda senkte den Kopf.
    „Vielleicht hat sie irgendwie etwas von Stella erfahren“, flüsterte er, und die Tränen in seinen Augen lösten sich, um als glänzende, winzige Bäche über seine Wangen zu laufen. „Ich bin seit zwei Jahren mit Stella zusammen. Ich liebe sie. Liebe sie mehr als meine Frau. Aber Klara hat nie etwas gesagt, mir keine Vorwürfe deswegen gemacht. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie es wußte. Ich kann es einfach nicht.“
    Er lügt also nicht, dachte Dan Reed, der vor einer halben Stunde von der Existenz des Mädchens Stella erfahren hatte. Für ihn war diese Affäre der Grund für Klara Ascordas Selbstmord.
    „Sie wollen es sich nicht vorstellen“, verbesserte er sein Gegenüber mit leiser, aber fester Stimme. „Sie wollen es nicht, damit Sie sich nicht schuldig fühlen müssen, Pete.“
    Der Reporter starrte ihn aus weiten Augen an.
    „Ich glaube, Sie haben recht, Inspektor. Ja, ich will nicht an Klaras Tod schuldig sein. Daß sie mich so liebte, ahnte ich nicht. Aber ich konnte diese Liebe nicht so erwidern, wie sie es vielleicht gewünscht hätte, weil mein Herz Stella gehört. Kann man das bestrafen?“
    „Niemand bestraft Sie, Pete.“
    „Doch. Moralisch. Aber man kann gegen seine Liebe, gegen seine Wünsche ebensowenig machen wie gegen seine Träume oder seine Phantasie. Es gibt sie, man muß damit leben. Auch dann, wenn man unglücklich darüber wird.“
    „Ich weiß. Aber damit müssen Sie fertig werden, Pete.“
    Pete Ascorda starrte mit leerem Blick in den verhangenen Himmel. „Alles ist so sinnlos“, sagte er rauh. „Das ganze Leben ist eine einzige Bahn voller Hürden.“
    Das stimmt sogar, dachte er, während er es aussprach. Aber die erste Hürde hatte er genommen. Mit

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