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060 - Der Henker von London

060 - Der Henker von London

Titel: 060 - Der Henker von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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Bravour genommen.
     

     
     
     
     

Am Abend rief er Stella von der Telefonzelle an der Ecke an. Sie hob schon beim ersten Läuten ab. Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie sich meldete.
    „Ich bin’s, Pete“, sagte er. „Sie sind jetzt weg, Stella. Es läuft alles wie geplant. Der Inspektor zweifelte keine Sekunde an Klaras Selbstmord. Ich glaube, er hat von meinem Chef erfahren, daß es eine gewisse Stella gibt, bei der ich oft zu erreichen war.“
    „Und jetzt?“ fragte Stella angstvoll. „Werden sie kommen und mich verhören?“
    „Ich glaube schon. Aber mach dir keine Sorgen, wir haben ja alles besprochen, Liebes. Es werden reine Routinefragen sein. Die Bestätigung meines Alibis sozusagen. Die müssen sie sich bei dir holen. Alles andere beantwortest du so, wie wir es ausgemacht haben.“
    „Ich habe Angst, Pete. Ich wünschte, es wäre schon vorüber.“
    Pete Ascorda sah durch die Scheibe der Telefonzelle auf die menschenleere Straße hinaus. Das Leben war lebenswert geworden, weil Klara nie mehr im Wohnzimmer sitzen würde,
    um ihm nicht zuzuhören. Weil sie nie mehr zeigen konnte, wer in ihrer Ehe der finanziell gesicherte Teil war. Weil er nie mehr ihren gelangweilten Ton in der Stimme hören mußte. Er hatte sich das Leben zurückgeholt.
    „Es ist so gut wie vorüber“, sagte er ruhig. „Zwei, drei Tage noch, dann ist alles vorbei, Stella.“
     

     
    „Morgen, Sir“, sagte der Sergeant am Portal. „Ich freue mich, daß es Ihnen wieder gutgeht.“
    Ich bedankte mich mit einem Lächeln, ging zum Lift. Alle grüßten, alle waren freundlich. Vierzehn Tage Erholung hatten mich gekräftigt, nun war ich bereit zum Dienst, und die Kollegen machten es mir leicht.
    Die Tür meines Büros war nur angelehnt. Dan Reed stand am Fenster, sah mir schmunzelnd entgegen. „Aha, der Mann, der uns vor dem Untergang gerettet hat, sieht sich wieder ähnlich. Ich freue mich, daß du gesund bist, John.“ Er kam mir entgegen. Wir drückten uns fest die Hand, blickten uns sekundenlang in die Augen. „Du bist wieder vollkommen okay?“
    Ich nickte. „Natürlich. Willst du meine Muskeln fühlen?“
    Er schüttelte ernst den Kopf.
    „Das meine ich nicht. Ich dachte an Claudia. Du hast sie sehr geliebt, nicht wahr?“
    „Ja. Und ich liebe sie immer noch – trotz allem.“
    Ich ging zu meinem Schreibtisch, ließ mich in den Sessel sinken. Die Schreibtischplatte war wie leergefegt. Morgen würde es schon wieder anders aussehen.
    „Die Arbeit wird dir guttun“, sagte Dan. „Sie ist eigentlich das einzige, was einen Mann von seiner Trauer ablenken kann.“
    „Woran arbeitest du gerade?“ fragte ich.
    Er hüstelte verlegen.
    „Die Mörder legen wieder los, John. Es gibt schon wieder eine neue Mordserie. In den letzten drei Tagen wurden zwei Männer mit aufgeschlitzter Kehle gefunden.“
    Ich schluckte.
    „Du meinst …?“
    „Nein, um Himmels willen!“ Dan winkte erschauernd ab. „Es sind richtig menschliche Morde, wenn ich es mal so ausdrücken darf. Kein Henker, keine ’rausgerissenen Zungen und keine Augen, in denen sich das Grauen widerspiegelt.“
    Das Telefon klingelte. Ich hob ab. Es war Pete Ascorda. Seine Stimme klang gedrückt und lange nicht mehr so energiegeladen wie vor einigen Wochen.
    „Was gibt’s, Pete?“ Dan Reed nickte mir zu und verschwand. Ich blieb allein zurück.
    „Sie sind also wieder im Dienst“, sagte Ascorda müde. „Haben Sie sich gut erholt in den vierzehn Tagen?“
    „Danke. Und Sie? Was macht die Arbeit?“
    „Es muß weiterlaufen. Wissen Sie, daß sich meine Frau das Leben genommen hat?“
    „Ich las es, Pete. Mein Beileid.“
    „Sie haben ja selbst ’ne Menge mitgemacht. Im Grunde sind wir jetzt in der gleichen Lage. Auch ich arbeite heute wieder den ersten Tag. Jetzt rufe ich wegen des Gurgel-Killers an. Wer arbeitet an der Sache? Morris?“
    „Nein, Inspektor Reed.“
    Stille. „Es ist gut, daß wir jetzt Frieden haben“, sagte Ascorda dann. „Obwohl jeder wußte, daß sich der Henker nur an Mörder und Killer heranmachte, fürchtete sich doch jeder in London. Es war eine schlimme Zeit.“
    Ich lächelte.
    „Und Sie? Wie ist es mit Ihnen, Ascorda?“
    „Wie – meinen Sie das, Inspektor?“
    „Haben Sie keine Angst mehr?“
    Er schwieg betroffen, dann sagte er: „Warum sollte ich? Es gibt doch keinen Grund zur Angst.“
    „Sie meinen, weil der Henker von London tot ist, wie?“
    „Wie reden Sie überhaupt mit mir!“ fragte Ascorda böse am

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