0601 - Aibons Monster-Troll
bildeten.
Ihr Blick glitt nach draußen.
Weit lag das Land vor ihr. Bedeckt von diesem dichten Dschungel, dessen Unterholz von gewaltigen Bäumen mit schirmartigen Kronen überwuchert war, die sich wie ein schützendes Dach über dem gesamten Gelände ausgebreitet hatten.
Sie hielten Sonne und Regen ab, Hitze und Kälte. Der Hook hatte davon gesprochen, daß jemand auf dem Weg zu ihm war. Noch sah sie keinen Menschen, das aber änderte sich schnell.
Spinnenbeine krabbelten über ihre Haut. Ein Zeichen ihrer Erregung, der Spannung, denn am Rand der Lichtung erschienen zwei Gestalten. Eine davon ging zu Fuß und war fast so gekleidet wie das Blätterwerk der Bäume.
Der zweite Mann saß auf einem weißen Hirsch!
Und vor ihnen sah die junge Frau das Monstrum, das sie in diese Welt geführt hatte.
Jetzt verstand sie gar nichts mehr…
***
Zeitreisen konnten Suko nicht mehr überraschen. Ebensowenig wie Ausflüge von einer in eine andere Welt, wie eben die des geheimnisvollen Druidenlandes Aibon.
Zeitlich kaum zu erfassen, möglicherweise innerhalb einer Sekunde oder noch schneller, die Magie der Steine ermöglichte es. Suko und die beiden Hüter des Landes fanden sich dort wieder, wo sie ein anderes Klima erwartete, das sie wie ein feuchtes Tuch umschlang. Der Inspektor mußte sich erst an die Luft gewöhnen.
Seine Helfer ließen ihn stehen. Sie waren eingetaucht in die Wälder der unmittelbaren Umgebung des »Landeplatzes«, wo sie sich umschauen wollten.
Bei ihrer Rückkehr blickte Suko sie erwartungsvoll an. »Nichts?« fragte er.
»So ist es.«
»Und wo befinden wir uns, wenn ich fragen darf?«
»Eigentlich mitten in unserem Zielgebiet.«
»Das heißt, in der Welt des Hook.«
»So ist es.«
Suko verzog die Lippen. Er nahm den frischen Geruch des Grases wahr, so intensiv, wie er es nur selten auf seiner Erde erlebt hatte.
Hier war eben alles anders. Ob besser, das wollte Suko dahingestellt sein lassen. »Kennt ihr den genauen Weg zu diesem Monster-Troll?«
»Den ungefähren. Wir sind zwar Aibons Hüter, doch es gibt Gebiete, in die wir ungern hineingehen, weil wir das Gefühl haben, zu stören. Du verstehst?«
»So einigermaßen jedenfalls. Rücksicht können wir jetzt nicht nehmen. Wenn ihr wollt, mache ich mich allein auf den Weg. Ihr braucht mir nur die Richtung anzugeben.«
Gemeinsam schüttelten sie die Köpfe. »Keine Sorge, wir bleiben an deiner Seite.«
»Gut.« Suko schabte über sein Kinn. »Ist nicht auch von Monstern gesprochen worden, die hier leben sollen?«
»Der Wald ist voll von ihnen.«
»Dann müssen wir mit Überfällen rechnen.«
»Nicht unbedingt, denn die Wesen kennen uns. Sie wissen, welche Aufgaben wir vertreten, sie greifen uns nicht an. Ebensogut wie dich nicht, wenn du bei uns bleibst.«
»Das werde ich.«
Es waren vorerst die letzten Worte, die sie miteinander gewechselt hatten. Das dicht bewachsene Gebiet schluckte sie, und sie mußten zudem einen kleinen Berg überqueren, zu dem nur ein sehr schmaler Pfad hochführte, der sich durch das Unterholz schlängelte, oft von blühenden, dornigen, Suko aber fremden Büschen flankiert war, die ihn festhalten wollten und manchmal wie Nagelspitzen über seine Kleidung kratzten.
Vor einem Tümpel blieben sie stehen. Das Wasser besaß eine dunkelgrüne, beinahe schon schwarze Farbe. Er war zu breit, um ihn überspringen zu können. Außerdem schwammen im Brackwasser Fische oder fischähnliche Tiere, die Suko nicht gefielen. Einer der Tiere streckte sein schmales Maul aus dem Wasser und zeigte nadelspitze Zähne. Sie waren vergleichbar mit denen der Piranhas, die sich in den Flüssen Südamerikas tummelten.
Den Tümpel zu umgehen, kostete viel Zeit, deshalb suchte Suko nach einer anderen Lösung und fand auch eine, die selbst Tarzan gerecht geworden wäre.
Vom dichten Geäst der Bäume hingen die Lianen wie lange Bänder nach unten. Manche waren so lang, daß Suko sie bequem durch einen Sprung erreichen konnte, es auch tat, daran zerrte und zufrieden nickte, denn die Liane besaß genügend Halt. Sie hatte sich weit über seinem Kopf mehrfach um einen mit Moos bewachsenen starken Ast geschlungen. »So können wir es schaffen«, erklärte er.
Die Männer in Grau hatten ihn beobachtet. Einer runzelte die Stirn. »Du willst dich über den See schwingen?«
»Sicher.«
»Das wird nicht zu knapp?«
Suko schüttelte den Kopf. »Ich hoffe es.« Er maß mit den Augen die Entfernung noch einmal ab, packte die Liane fester und
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