0601 - Aibons Monster-Troll
Gesicht, und Diana schloß in diesen Augenblicken mit ihrem Leben ab.
Sie weinte in das Gras hinein, wobei sie sich später wunderte, daß sie noch lebte.
Etwas kratzte über ihren Rücken, als wären mehrere Messer gleichzeitig dabei, sie aus der Kleidung zu schälen. Sie hörte das Reißen von Stoff. Spielerisch leicht zerfetzte die Pranke ihre Lederjacke, dann folgte das in London so moderne Outfit. Als Fetzenbahnen hing das Zeug auf ihrem Rücken, und die Kralle, für ihre Größe eigentlich sacht und vorsichtig, machte weiter.
Diana fühlte sich angehoben. Wenig später lag sie schon auf dem Rücken. Nun konnte sie zuschauen, wie sie ausgezogen wurde.
Dicht über ihr schwebte die gewaltige Pranke, deren Nägel gebogen waren, trotzdem aber spitz hervorstachen und dabei Stück für Stück der Kleidung von ihrem Körper wegzupften.
Sie konnte es nicht fassen, sie tat auch nichts dagegen. In einem entfernten Winkel ihres Gehirns dachte sie an eine Vergewaltigung.
Geschichten wie King Kong und die weiße Frau kamen ihr in den Sinn, aber das konnte es auch nicht sein.
Ihre Entkleidung begleitete das Monster mit schmatzenden und grunzenden Geräuschen, als wollte es damit seine Speichelfunktion anregen, wenn es später zubiß.
Selbst der Slip riß, als sich ein Nagel unter den Rand schob. Diana Lynn lag nackt im Gras. Sie bedeckte mit den Händen ihre Scham, stierte hoch und sah die Ausgeburt der Hölle breit und gewaltig über ihr hocken.
Zum erstenmal fielen ihr auch so etwas wie Augen auf. In der breiten Gesichtsmasse wirkten sie eingepackt wie zwei ferne Sterne, die ein rotes Licht abgaben. Sie wuchsen auch über dem ebenfalls breiten Maul, das in der Lage war, einen ausgewachsenen Menschen quer zu verschlingen. Auch daran mußte sie denken. Es war einfach eine Folge dieser schrecklichen Ereignisse. Zudem hatte sie schon einmal zwischen den Zähnen eines Monstrums gesteckt.
Was würde dieses Monstrum unternehmen?
Noch lauerte sie zitternd. Über ihren Rücken rann ein Schauer nach dem anderen, der sich irgendwann in Höhe des letzten Wirbels verdichtete. Sie saugte durch den offenen Mund die Luft ein.
Schweiß perlte auf ihrer Stirn; die Angst ließ sie zittern.
Das Monstrum hatte seine langen Arme wieder zurückgezogen, die Winkel gebildet und beide Hände auf den oberen Rand des Baumstamms oder Pfahls gestützt.
Kopf und Körper waren bei ihm nicht voneinander getrennt. Da ging das eine in das andere über. Sie konnte nicht einmal erkennen, woraus die Haut bestand, aber sie sah, daß sie mit einer hornigen und schuppigen Masse überdeckt war.
Noch immer lag sie auf dem Rücken. Eine Stimme in ihr befahl ihr, aufzustehen und wegzurennen.
Flieh, bevor es zu spät ist. Lauf weg, versteckt dich im tiefen Wald.
Diana konnte nicht. Um sie herum verteilt lagen die Reste der Kleidung. Nichts davon war mehr für sie zu gebrauchen. Fetzen, ansonsten konnte sie alles vergessen.
Verschwinde, hau endlich ab! Der Wald bietet genügend Verstecke. Da kannst du entkommen.
Diesmal fruchtete die Warnung. Zumindest zog Diana die Beine an, behielt dabei das Monster unter Kontrolle und stellte mit Erleichterung fest, daß es auf ihre Bewegung nicht reagierte.
Jetzt ließ sie es darauf ankommen. Sie saß, schaute hin, holte noch einmal tief Atem und drehte sich dann nach rechts, weil sie so schneller auf die Beine kommen konnte.
Der Hook blieb unbeweglich…
Sie wagte es.
Urplötzlich schnellte sie hoch. So hastig, daß ihr schon schwindlig wurde.
Der Waldrand war nicht weit entfernt. Wenige Schritte nur mußte sie durch das hohe Gras, das ihre nackten Füße umschmeichelte. Sie schaute nicht zurück, hatte sich vorgebeugt und sah einzig und allein den Rand der Lichtung.
Da Diana nicht nach hinten blickte, konnte sie auch die Reaktion des Hook nicht sehen.
Er bewegte sich kaum, ein Zittern lief durch seine Gestalt, dann aber veränderte er die Haltung seines rechten Arms und streckte ihn aus. Das geschah mit einer schon träumerisch langsam wirkenden Bewegung, überhaupt nicht schnell oder hastig. Dieses Wesen wußte genau, was es sich und seiner Umgebung schuldig war.
Und Diana jubelte innerlich. Sie hatte den Rand erreicht, spürte bereits die ersten Zweige auf den nackten Oberschenkeln, als die Klaue des Hook plötzlich hinter ihr erschien.
Nein, sie sah es nicht, sie bemerkte nur den Schatten, warf sich einfach in das Unterholz hinein – und wurde mitten in der Vorwärtsbewegung gestoppt.
Das Monstrum
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