0601 - Die falschen Mutanten
anderen waren verblüfft. Niemand hatte damit gerechnet, daß Rhodan sich Olymp, den Handelsplaneten des Solaren Imperiums, aussuchen würde.
„Auf Olymp regiert Anson Argyris, ein Roboter!" erinnerte Waringer. „Von ihm haben wir keine Hilfe zu erwarten, denn er wird in jeder Beziehung auf Rhodan II programmiert sein."
„Olymp ist einer der wichtigsten Knotenpunkte in der Galaxis", sagte Rhodan. „Rhodan II wird niemals damit rechnen, daß wir uns diese Welt als Ziel auswählen könnten."
„Das ist so ziemlich der einzige Grund, der für deine Idee spricht", meinte Atlan ironisch. Doch schon seine nächsten Worte ließen erkennen, daß er Rhodans Plan unterstützen wollte. „Auf diese Weise könnten wir aber für erhebliche Verwirrung unter unseren bösen Zwillingsbrüdern sorgen."
„Besprechen wir die Einzelheiten", schlug Danton vor. „Wenn wir in zwei Richtungen arbeiten wollen, darf es keine Fehler geben."
Es wurde beschlossen, die MARCO POLO in den Ortungsschutz einer Sonne zu bringen, die in der Nähe des Eugaul-Systems stand. Von dort aus sollten Beiboote nach Plophos aufbrechen. Dabei mußte es zu einer Panne kommen, die die Entdeckung der MARCO POLO nach sich ziehen würde.
„Auf keinen Fall dürfen unsere Gegner auf die Idee kommen, daß wir sie nur täuschen wollen.
Deshalb müssen wir die Annäherung an das Eugaul-System nicht nur spielen, sondern tatsächlich vollziehen", sagte Atlan. „Das bedeutet, daß wir uns mit der MARCO POLO in Gefahr begeben."
„Dieses Risiko müssen wir eingehen", erklärte Rhodan. „Sobald man uns wie geplant entdeckt haben wird, rasen wir mit der MARCO POLO nach Olymp."
Rhodan konnte nicht ahnen, daß einer der Männer, denen er seinen Plan vortrug, aus den Reihen des Gegners stammte.
*
Die Art, wie die Fremden jeden Schritt planten, nötigte Ras Tschubai II Respekt ab. Sie mochten friedliebend und zurückhaltend sein - Dummköpfe waren sie bestirnt nicht. Wenn man sie in die Enge trieb, würden sie kämpfen.
Ras Tschubai II beschloß, weiterhin die Entwicklung zu beobachten und Informationen zu sammeln. Er würde erst zuschlagen, wenn er alles über die Fremden in Erfahrung gebracht hatte. Das Geplänkel im Eugaul-System, zu dem es zweifellos kommen würde, bedeutete für das Solare Imperium keine Gefahr. Ras Tschubai II konnte abwarten, was geschehen würde.
Danach jedoch würden die Fremden versuchen, Einfluß zu gewinnen.
Wenn er sich genau darüber klar war, was der Gegner vorhatte, wollte Ras Tschubai II den falschen Rhodan töten. Er beabsichtigte nicht mehr, das gesamte Schiff zu zerstören, denn eine solche Tat hätte wahrscheinlich nicht den Beifall Rhodans gefunden. Ras Tschubai II hatte die Chance, dieses wunderbare Schiff Rhodan in die Hände zu spielen. Wenn ihm die Ermordung des so plötzlich aufgetauchten anderen Rhodans und die Eroberung dieser MARCO POLO gelangen, würde Rhodan ihn reich belohnen.
Die Ahnungslosigkeit der gesamten Besatzung bestärkten Ras Tschubai II in der Zuversicht, seinen Plan verwirklichen zu können.
Während des Fluges zum Eugaul-System kam es jedoch zu einem Zwischenfall, der Ras Tschubai II fast gezwungen hätte, seine wahre Identität preiszugeben.
Er hielt sich in der Kabine auf und döste vor sich hin, als jemand draußen klopfte.
„Die Tür ist offen!" rief er.
Fellmer Lloyd und Irmina Kotschistowa kamen herein. Sie machten einen verlegenen Eindruck, als hätten sie lange überlegt, ob sie ihn überhaupt aufsuchen sollten.
Ras Tschubai II wartete gespannt, daß sie ihr Anliegen vorbringen würden. Er durfte durch nichts verraten, daß er unsicher war.
„Wir... wir wollten schon lange mit Ihnen reden, Ras", eröffnete Fellmer Lloyd das Gespräch.
Der Teleporter sah ihn wachsam an.
„Ja?"
„Ras, wir kennen uns lange genug, um offen miteinander reden zu können", fuhr Lloyd fort. Er sah auf den Boden und brachte ein Lächeln zustande. „Zwischen uns gab es immer eine unausgesprochene Freundschaft."
Tschubai II stand auf und begann im Raum auf und ab zu gehen. Er wollte Zeit gewinnen, denn er war sicher, daß irgend etwas an seinem Verhalten die anderen Mutanten mißtrauisch gemacht oder zumindest beunruhigt hatte."
„Das Problem ist schwer zu erklären", gestand Fellmer Lloyd und warf Irmina Kotschistowa einen hilfesuchenden Blick zu. „Ich möchte Sie auch nicht verletzen."
„Ach du meine Güte!" rief Tschubai in gespieltem Entsetzen. „Was ist denn passiert? Wollen Sie mir
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