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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich merkte, wie sich mein Magen zusammenzog. Wer dafür die Verantwortung trug, mußte sich hier in der entweihten Kapelle aufhalten, aber ich sah ihn nicht. Nur das Köcheln hörten wir und rümpften die Nasen, denn der Dampf roch irgendwie widerlich.
    Die Menschen waren still. Nur hin und wieder vernahmen wir einen langen, gepreßt klingenden Atemzug. Ansonsten rührten sie sich kaum. Ich wedelte den widerlichen Rauch zur Seite, weil ich mich nach vorn orientieren wollte.
    Wichtig war der Altar. Jeder der Anwesenden schaute irgendwie dorthin und wenn er einfach nur schielte.
    Die Kerzen rahmten den Altarstein ein. Sie standen allerdings in einer berührenden Distanz, so daß Licht nicht nur über den Stein floß, sondern sich auch verteilte.
    Glenda schob ihre Hand in die meine, als ich die ersten Schritte ging und den Weg an den Bänken vorbei nahm. Ob man uns hörte oder sah, war nicht zu erkennen, jedenfalls bewegte sich kein Körper. Niemand drehte den Kopf, um uns einen Blick zuzuwerfen. Wir kamen uns vor, als würden wir durch eine menschenleere Kirche schreiten.
    Mein Blick blieb auf den Altar gerichtet. Was ich beim Eintritt nicht gesehen hatte, fiel mir jetzt auf. Mitten auf der Platte hockte etwas Dunkles, das aussah wie ein dicker Klumpen, den jemand dahingestellt hatte.
    Auch Glenda war dies nicht verborgen geblieben. »Was… was ist das?« hauchte sie.
    »Werden wir gleich sehen.« Ich ging etwas schneller, konnte den Gegenstand besser erkennen und auch identifizieren. Wenn mich nicht alles täuschte, hockte auf dem Altar zusammengeduckt ein Mensch in völliger Bewegungslosigkeit.
    War das vielleicht die Person, die wir als Rosa kannten?
    Ein Zischen ließ mich stoppen. Es war rechts von uns aus der zweiten Bankreihe gedrungen. Ich drehte den Kopf. Dort hockte ein Mann, der sein Gesicht uns zugewandt hatte. Er besaß zwar keinen bösen Blick, aber der Ausdruck sagte mir eigentlich alles. Furcht und Schrecken mischten sich dort, auch so etwas wie eine Warnung.
    »Geht!« keuchte er, wobei sich Speichelbläschen gebildet hatten und seine Mundwinkel umspielten. »Geht wieder raus. Hier ist der Teufel zu Besuch.«
    »Den wollen wir treffen.«
    Er öffnete weit den Mund. »Geht weg!« erklärte er kratzig. »Los, verschwindet.«
    »Danke für die Warnung.« Mehr sagte ich nicht, zog Glenda weiter und hörte noch einen Fluch, den der Mann uns hinterher schickte. Für uns gab es kein Zurück, wir mußten einfach näher heran. Für mich stand fest, daß die Gestalt auf der Altarplatte zur Lösung des Rätsels einiges beitragen konnte.
    Die Gestalt bewegte sich. Erst jetzt sahen wir, daß sie uns den Rücken zugedreht hatte. In der Hocke hatte sie gesessen, nun stand sie auf. Mit langsamen Bewegungen, als wollte sie jedes Strecken ihrer Glieder genießen.
    Glenda und ich wunderten uns. Ein schmaler, schlanker Körper wandte uns den Rücken zu. Haare, die in die Höhe standen und an den Spitzen einen leicht leuchtenden, zitternden Kranz bildeten. Das Mädchen trug eine moderne Hose und ein Sweatshirt mit halblangen Ärmeln. Es mußte eine blaue Farbe besitzen.
    Hinter uns begann ein reges Flüstern. Vielleicht wurden Gebete gesprochen, wir verstanden nichts. Ein Mann stimmte einen alten Gesang an. Er hörte sich an, als hätte er sich über Jahrhunderte hinweg gehalten. Ein alter lateinischer Text, der noch aus der Zeit stammte, als die Kirche mit dem Prädikat unchristlich bezeichnet worden war.
    Die Gestalt auf dem Altar störte sich nicht daran. Durch ihren Körper lief ein Zittern, das an den Schultern begann und sich bis zu den Fingerspitzen fortsetzte.
    Wahrscheinlich war es ein Zeichen dafür, daß etwas die Kontrolle über den Körper bekommen hatte.
    Das Mädchen spreizte die Arme ab, um sie dann langsam in die Höhe zu hieven.
    Dies geschah wie einstudiert. Die Bewegungen waren genau getimt, selbst das Spreizen der Finger hatte etwas Ritualartiges an sich.
    Was lief hier ab?
    Ich besaß meine Erfahrungen. Es kam mir vor, als wollte die Person irgendjemand anrufen oder beschwören, denn Haltungen wie ihre wurden auch von anderen Personen eingenommen, wenn sie einen Dämon anriefen.
    Noch geschah nichts. Auch der Gesang hinter uns war verstummt.
    Die gesamte Szene hatte etwas Gespenstisches bekommen. Wir alle warteten mit Rosa – denn um keine andere konnte es sich handeln – darauf, daß etwas geschah.
    Rosa hielt die Arme gestreckt, dabei etwas abgewinkelt, aber starr in die Höhe gerichtet. Die

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