0604 - Das steinerne Volk
informiert. Aber vielleicht fragen Sie Deputy Lafayette. Der ist für so was offen. Wenn einer etwas darüber weiß, dann er.«
»Und der ist mit seinem Patrol-Car unterwegs und für uns unerreichbar?«
»Nicht unerreichbar. Warten Sie einen Augenblick, Sir. Ich verbinde Sie mit seinem Wagen.«
Es rauschte, knackte und dauerte. Dann erklang Lafayettes Stimme. »Was ist los?«
»Wo findet dieses Maskenfest statt?«
Nach ein paar Sekunden Pause lachte der Deputy auf. »Oh, kann ich doch mit euch beiden rechnen? Ich hole euch ab, und wir fahren gemeinsam hin. Ich bin in zehn Minuten am Hotel und gabele euch auf, okay?«
»Du brauchst uns bloß zu sagen, wo es ist, Officer«, erwiderte Zamorra.
»Läßt sich nicht beschreiben. Man muß es einfach wissen. Also, bis in zehn Minuten.«
Die Verbindung brach ab. Das Freizeichen kam, auch die vermittelnde Polizeidienststelle hatte sich ausgeklinkt.
Zamorra unterrichtete Nicole über das, was der Deputy gesagt hatte.
»Wir sind aber gar nicht im Hotel«, stellte Nicole fest.
»Warum hast du ihm das nicht gesagt?«
»Weil ich ihn beobachten möchte. Wir können es schaffen, rechtzeitig in der Nähe zu sein. Einen Moment noch.« Er warf eine neue Münze ein und wählte das Fräulein vom Amt.
»Verbinden Sie mich bitte mit Mr. MacKenzie.«
»Spezifizieren Sie bitte«, verlangte der Operator. »Sie rufen von Union aus an? Also wollen Sie MacKenzie in Union, Union County, South Carolina?«
»Gibt es denn mehrere MacKenzies im Umkreis von hundert Meilen?«
»Nur einen, Sir, aber ich bin nicht befugt, Ihnen das zu sagen. Werfen Sie bitte noch 25 Cent ein. Verbindung kommt.«
»Aha«, murrte Zamorra, während er die Münze opferte.
Nicht befugt, Ihnen das zu sagen. Wie schön…
Augenblicke später kam die Verbindung zustande. Eine krächzende Stimme. »Hallo?«
»Mr. MacKenzie?«
»In voller Leidensgröße. Aber nicht mehr lange. Ich sterbe, wenn ich nicht bald meinen Whisky bekomme. Sind Sie der Lieferant?«
»Luke Walker rief Sie vor ein paar Stunden an wegen des Lüfterschlauchs für den ’72er Cadillac.«
»Häh? Die Whiskymarke kenne ich noch gar nicht, Mr. Lukewalker. ’72er, sagen Sie? Verdammt gutes Alter. Und den trinkt man mit ’nem Lüfterschlauch?«
»Sie arbeiten doch in einer Werkstatt…?«
»Ich? Arbeiten? Mir gibt doch keiner ’ne Arbeit. Wer will schon einen Säufer beschäftigen? Hören Sie, Mr. Lukewalker, wie teuer soll denn Ihr ’72er Whisky sein?«
»Gibt es in Ihrer Familie jemanden, der in einer Autowerkstatt arbeitet?«
»Was für ’ne Familie? Haben Sie nun Whisky oder nicht? Ich sterbe vor Durst!«
Zamorra legte auf.
Entweder wollte der andere ihn kräftig auf den Arm nehmen, oder er war einer der ärmsten Hunde dieser Welt. Dann brauchte er Hilfe, aber diese Art von Hilfe konnte Zamorra ihm kaum geben.
An der Wand der Telefonzelle befand sich ein Schild, auf dem die diversen Firmen des 30.000-Seelen-Ortes für sich warben. Eine Werkstatt war nicht darunter, aber eine Tankstelle.
Zamorra opferte noch eine Münze und rief sie an.
»Wir führen keine Reparaturen durch, wir kennen keinen Luke Walker, und wir beschäftigen auch niemanden, der MacKenzie heißt. Nicht jetzt, nicht vor hundert Jahren und auch nicht in einer Million Jahren!« -Klick!
Während sie zum Hotel zurückgingen, sagte Nicole: »Das gibt’s doch nicht, daß in einem solchen Ort nur eine einzige Tankstelle existiert und keine einzige Autowerkstatt! Streich eine Null an der Einwohnerzahl, dann kommt’s schon eher hin, aber…«
»Ein Stück mehr in diesem seltsamen Puzzle«, sagte Zamorra. »Nur fehlt immer noch das Teil, das alle anderen Teile miteinander verbindet.«
»Ich glaube, da fehlen noch ein paar Teile mehr. Fest steht zwar, daß es diesen MacKenzie gibt, aber Walkers Anruf war eine Finte. Wahrscheinlich war das Telefon tatsächlich nicht in Betrieb, und er hat nur seine Hälfte des imaginären Dialogs heruntergeleiert.«
Zamorra nickte. »Was aber, wenn das ganze Haus nicht existiert?«
Nicole blieb stehen.
»Wir waren doch drin, oder?«
»Lafayette sagte, das Haus gäbe es nicht.«
»Und du glaubst ihm? Wenn es das Haus nicht gibt, kann es eigentlich auch Luke Walker nicht geben. Lafayette hat aber behauptet, ihn zu kennen! Also gehört der Deputy ebenfalls in dieses Spiel. Wir sollten ihm auf den Zahn fühlen.«
»Wir sind ja gerade dabei.«
»Wir müssen uns von ihm zu diesem Maskenfest bringen lassen. Du hast vorhin im Hotel
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