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0604 - Das steinerne Volk

0604 - Das steinerne Volk

Titel: 0604 - Das steinerne Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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öffnet?«
    »Nein«, entfuhr es Nicole spontan.
    Dann stutzte sie.
    »Du bist verrückt! Das ist doch ein Scherz, oder?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Du weißt genau, daß es keiner ist.«
    Er selbst war es gewesen, der schon vor vielen Jahren sich selbst, Nicole und auch so gut wie alle anderen Angehörigen der Zamorra-Crew mit mentalen Sperren versehen hatte. Wie er sie in Hypnose verankert hatte, verriet er niemandem, allenfalls, wie man sie vorübergehend selbst ›abschalten‹ konnte.
    Diese Sperre verhinderte, daß Fremde unerlaubt die Gedanken der betreffenden Person lesen konnten. Oft genug hatte ihnen das schon das Leben gerettet, weil Dämonen oder ihre dämonisierten Helfer die Pläne Zamorras und seiner Gefährten nicht im voraus erkennen konnten.
    Diese mentale Sperre funktionierte durchgehend und ohne besonderes Zutun des Betreffenden. Wenn es jedoch darum ging, daß jemand die Gedanken aus bestimmten Gründen lesen sollte, konnte mit einem konzentrierten Willensakt diese Sperre außer Kraft gesetzt werden - aber nur solange, wie die jeweilige Person sich darauf konzentrierte.
    Also keine Chance für einen Fremden, Zamorras oder Nicoles Gedanken zu lesen…
    Oder?
    »Ich hatte das vage Gefühl, jemand würde nach mir tasten«, gestand Nicole. »Aber ich war mir nicht sicher, bin es mir auch jetzt noch nicht. Verrückt, nicht wahr? Es kann einfach nicht sein. Hat… hat das vielleicht etwas mit deinem seltsamen Verhalten zu tun?«
    »Da bin ich mir meinerseits auch nicht sicher«, sagte Zamorra. »Aber es würde eine Menge erklären, nicht wahr? Zum Beispiel, warum ich vorhin bei Lafayette genau die gleichen Empfindungen hatte wie bei Walker!«
    »Deshalb also hast du was von freiem Land und Recht auf Waffen gesagt. Du wolltest den Blaster notfalls einsetzen können. Sieht so aus, als würde dein Unterbewußtsein besser funktionieren als meines. Was schlägst du nun vor? Wir dürfen das Spukhaus nicht aus den Augen verlieren. Gerade weil Lafayette seine Existenz abgeleugnet hat. Außerdem sind unsere Sachen noch dort, und ich traue diesen Statuen nicht über den Weg. Wir sollten uns rundum absichern. Dann beschaffen wir uns einen Wagen und…«
    »Diesmal solltest du aber etwas mehr investieren als fünfzig Dollar«, brummte Zamorra.
    »Ich dachte daran, in Spartanburg einen dieser BMW-Roadster zu beschaffen, am besten direkt aus der Fabrik.«
    »Zu unzuverlässig«, winkte Zamorra ab. »Für die Amerikaner reicht’s vielleicht, aber die Roadster, die in Europa verkauft werden, werden in Deutschland gewaltig nachgebessert, damit die Qualität stimmt.«
    »Woher weißt du das?« staunte Nicole. »Ich dachte immer, ich wäre hier die Auto-Expertin.«
    Zamorra grinste stumm.
    Er stand wieder vom Bett auf, trat ans Fenster und sah hinaus.
    Das Hotel war ein alter Backsteinbau und hätte ebensogut in die Slums von Baton Rouge in Louisiana gepaßt. Das Haus, in dem ihr Freund Yves Cascal wohnte, sah ähnlich aus.
    Allerdings entsprach hier die Innenausstattung nicht dem abschreckenden Eindruck, den die Fassade machte. Der Zimmerkomfort war erstaunlich gut, der Preis erstaunlich niedrig. Blieb abzuwarten, auf welchem Niveau sich der Straßenlärm hielt, die Haupt-Durchgangsstraße führte nur wenige Meter entfernt unter dem Fenster entlang.
    Immerhin versprach die Doppelverglasung, daß der Schall erheblich abgedämpft wurde.
    »Wir sollten uns tatsächlich auf diesem Maskenfest umsehen«, überlegte Zamorra. »Sowohl unser Deputy-Sheriff als auch Walker sprachen davon. Vielleicht ist dieses Maskenfest der Schlüssel zum Geschehen.«
    Nicole lächelte. »Wir kostümieren uns als ›Wallace und Gromit‹…«
    Schließlich einigten sie sich auf ›Emma Peel und John Steed‹ aus der britischen TV-Serie ›The Avengers‹, die sich in den 60er Jahren auch schon mit durchgeknallten Erfindern und Killer-Robotern herumgeschlagen hatten - der Science Fiction-Bezug war also vorhanden.
    Nicoles Overall konnte dabei als Kostüm durchgehen, lediglich die Haarfarbe war zu ändern, und Zamorra mußte sich natürlich auch etwas britisch-vornehmer ausstaffieren.
    Nur gab es in Union keinen Kostümverleih. Wo das Maskenfest stattfinden sollte, konnte ihnen auch niemand verraten.
    Schließlich rief Zamorra von einem öffentlichen Fernsprecher aus das Büro des Sheriffs an.
    »Keine Ahnung«, hieß es auch dort. »Sicher keine genehmigungspflichtige öffentliche Veranstaltung, und über Privatfeten werden wir nicht

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