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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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klammerte mich noch stärker fest, hatte aber gleichzeitig den Eindruck, meine Arme nicht mehr zu spüren.
    Wir zischten in den unterirdischen Bahnhof. Das Tempo verringerte sich noch mehr, der Zug erreichte den Bahnsteig, lief aus und stand.
    Ich sprang ab.
    Mit einem leisen Schrei auf den Lippen brach ich zusammen. Meine Beine hielten das Gewicht nicht mehr. Das lange U-Bahn-Surfen hatte nicht nur die Arme erlahmen lassen.
    Mit unsicheren Bewegungen stand ich auf und sah, daß es Suko nicht anders erging.
    Zischend öffneten sich die Türen, die Fahrgäste stiegen aus und drängten sich in der Nähe des Zugs zusammen, weil sie die zahlreichen Polizisten sahen, die die Station nicht nur abgesperrt hatten, sondern auch besetzt hielten.
    Der Zug war wieder dort zurückgefahren, von wo er auch gestartet war. Nur hatte sich einiges verändert.
    Suko lief zu mir. »Der Killer, John, hast du diesen Kaifas gesehen?«
    »Nein, noch nicht.« Ich ging ein paar unsichere Schritte vor und schaute in ein bekanntes Gesicht. Es gehörte einem hochrangigen Beamten der City Police, die für diesen Teil Londons zuständig war.
    »Hallo, Captain«, grinste ich.
    Der Mann bekam supergroße Augen. »Können… können wir uns gleich unterhalten?«
    »Sicher.«
    »Ich… ich muß mich um die Fahrgäste kümmern.«
    »Tun Sie das.« Meine Beine zitterten noch immer, als ich steif zur Seite ging. An den Schultern schienen Bleigewichte zu hängen, so stark schmerzten sie. Trotz allem hielt ich Ausschau nach dem dreifachen Mörder, ohne ihn allerdings entdecken zu können.
    Er hatte wohl als einziger den Rückweg nicht mit angetreten, und ich dachte an die Gestalt, die wir in der anderen Welt außen an der Scheibe gesehen hatten.
    Die Fahrgäste wurden verhört; Beamte notierten ihre Eindrücke, hakten nach, doch die meisten schüttelten die Köpfe, weil sie die Aussagen nicht begreifen konnten.
    In der Station hielten sich auch einige Männer in Zivil auf. Einen davon kannten wir besonders gut. Es war unser Chef, Superintendent Sir James Powell.
    Er hatte uns ebenfalls entdeckt, winkte mit beiden Armen und kam auf uns zu.
    »Meine Güte, Sie sind wieder da!« Er sah erleichtert aus und konnte es trotzdem nicht fassen.
    »Ja«, sagte Suko, »es war eine tolle, eine außergewöhnliche Reise, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Und wo befand sich das Ziel?«
    »Raten Sie mal.«
    »Machen Sie keine Witze, John. Wir haben es hier mit einem dreifachen Killer zu tun.«
    »Der nicht mehr da ist.«
    »Wo also fuhren Sie hin?«
    Suko schaute mich an und nickte. Er wollte keine Erklärung abgeben. »In eine andere Welt, Sir. Wir rasten in den Tunnel, es war zunächst alles normal, dann aber überlappten sich die Sphären, und die fremde Welt hielt uns gefangen.«
    »Wie war das mit dem Zug?«
    »Er hielt, Sir.«
    »Und weiter?«
    Auf dem Bahnsteig stehend, gab ich ihm einen detaillierten Bericht, dem er aufmerksam zuhörte, manchmal den Kopf schüttelte und zum Schluß fragte: »Wo waren die Menschen, John?«
    »Das möchten wir auch gern wissen«, meinte Suko. »Erst verschwanden sie, dann waren sie wieder da.«
    Sir James schluckte, sein Adamsapfel bewegte sich dabei auf und nieder. »Kann es sein, daß sich ihre Körper auflösten und später wieder zusammensetzten? Ich meine, durch diesen magischen Einfluß.«
    »Das kann sein«, gab ich zu. »Es ist zumindest eine Möglichkeit.«
    »Und die zweite?«
    »Daß diese Dimension Menschen schluckt, sie einfach verschwinden läßt, sie für unsere Augen nicht sichtbar macht.«
    »Aber Sie waren nicht verschwunden, John.«
    »Richtig. Ich denke, daß uns mein Kreuz einen gewissen Schutz gegeben hat. Es war in der Lage, einen Abwehrmechanismus aufzubauen. Der hat uns gerettet.«
    Sir James schüttelte den Kopf. »So ganz haben Sie mich nicht davon überzeugt, John.«
    »Ich bin es selbst nicht.«
    »Was also wollen Sie tun, um die Wahrheit herauszubekommen?«
    »Mit diesem Kaifas reden.«
    »Den Sie nicht haben.«
    »Leider.«
    »Und Sie meinen, daß er in dieser anderen Welt zurückgeblieben ist? Gehen Sie wirklich davon aus?«
    »Das müssen wir, Sir.«
    »Sie haben ihn gesehen?« fragte Sir James nach einer Nachdenkpause.
    Ich lächelte schief. »Sagen wir mal so. Wir nehmen an, ihn gesehen zu haben.«
    »Diese Gestalt vor der Zugmaschine?«
    »Richtig, Sir.«
    »Wenn Kaifas tatsächlich zurückgeblieben ist, könnte das für uns von Vorteil sein. Schließlich ist er ein Killer, ein dreifacher Mörder, der

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