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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kaifas kam dabei nie gut weg. Erica hatte immer Angst vor ihm. Besonders in der letzten Zeit.«
    »Da hat er sich also verändert?«
    »Natürlich. Er hat sich zurückgezogen. War manchmal Tag und Nacht nicht zu sehen, wie Erica sagte. Er hockte in seinem Keller und nahm Kontakt zu den anderen Mächten auf. Es liegt auf der Hand, daß sie Furcht gehabt hat.«
    »War Kaifas denn allein?« fragte Suko.
    »Immer, wenn er sich zurückzog.«
    Mein Freund schüttelte den Kopf. »So habe ich das nicht gemeint. Ich wollte wissen, ob er irgendwelche Verbündete gehabt hat. Sind andere Personen in das Nachbarhaus gekommen, um mit ihm die Beschwörungen durchzuführen und den Satan anzulocken?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Und Erica? Sie muß doch mit Ihnen gesprochen haben, Mrs. Lindsey.«
    »Aber nicht über andere Personen.« Die Frau war erregt, sie beugte sich vor. »Nur über ihre Angst hat sie geredet, allein über ihre Angst, Mr. Suko. Sie fürchtete zum Schluß um ihr Leben, weil sich ihr Mann so grauenhaft verändert hat.«
    »Zu recht«, sagte Suko.
    »Ja.« Mit einem Ruck kippte sie den Rest des Weines in den Rachen. Danach lehnte sich die Frau zurück. »Und jetzt habe ich Angst vor ihm. Ihnen ist es nicht gelungen, den Kerl zu stellen. Er wird also weiter morden. Wahrscheinlich weiß er genau, daß ich ihn verraten habe. Daß ich Sie auf seine Spur hetzte. Was meinen Sie, wie es in mir aussieht? Wie ich vor Furcht zittere. Er wird zurückkehren und mich holen. Er hat die Macht und die Kraft dazu, Mr. Sinclair. Glauben Sie mir.«
    »Was macht Sie denn so sicher?«
    »Feeling, einfach Gefühl, Mr. Sinclair. Frauen sind da anders als Männer.« Sie deutete auf ihre Brust. »Hier spüre ich es, daß der Fall noch nicht ausgestanden ist. Sie haben erzählt, daß er mit der U-Bahn gefahren ist. Die Menschen, die bei ihm waren, hat er nicht getötet?«
    »Nein.«
    »Sie hätten sich mit denen unterhalten sollen. Das hätten Sie wirklich, Mr. Sinclair.«
    »Wir taten es. Sie konnten uns nichts sagen. Sie saßen in der U-Bahn und haben das Grauen kaum erlebt.«
    Langsam senkte sie den Kopf. »Dann bin ich eben anders als die übrigen Menschen. Möglicherweise sogar ganz anders, aber das weiß ich alles nicht. Nein, das ist…« Sie hob die Schultern und preßte die Hände gegen ihr Gesicht.
    Wir ließen die Frau in Ruhe. Sie sollte sich zunächst einmal erholen. Der Schock saß tief wie ein Messer und hatte eine seelische Wunde hinterlassen.
    Nach einer Weile senkte sie die Hände wieder und fragte: »Werden Sie mich jetzt verlassen?«
    »Das hatten wir eigentlich vor.«
    Ihr Lachen klang strafend. »Ja, ich kann es verstehen, aber verstehen Sie auch mich! Ich muß die Nacht in diesem Haus verbringen, ich werde vor Furcht vergehen.«
    »Wir verlassen Sie zwar, Mrs. Lindsey, aber wir bleiben in der Nähe. Das Nachbarhaus interessiert uns.«
    »Ach ja?«
    »Sicher. Wir gehen davon aus, daß wir dort noch Spuren finden werden. Möglicherweise kehrt der Killer auch an den Ort seiner Untaten zurück. Nichts ist unmöglich, Mrs. Lindsey, gar nichts.«
    »Sie wollen da einfach warten, ohne daß Sie Gewißheit haben? Na ja, es ist Ihr Job.«
    »Das stimmt.«
    »Wie lange kann ich Sie dort erreichen?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Aber wir geben Ihnen Bescheid, wenn wir gehen, abgemacht?«
    »Ja.«
    Als wir aufstanden, erhob auch sie sich. Noch einmal wischte sie über ihre feucht gewordenen Augen und meinte zum Abschied: »Irgendwie habe ich mächtiges Glück gehabt, daß man mich nicht erwischt hat. Hätte er gewußt, daß ich ihn verraten habe…« Sie schüttelte sich. »Er wäre sicherlich zurückgekehrt.«
    »Das glauben wir zwar nicht«, sagte Suko, »aber es ist trotzdem besser, wenn Sie die Augen nicht schließen.«
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    In der Türöffnung blieb sie stehen. Der Wind wehte ihr dunkles Haar in die Höhe. Ich drehte mich noch einmal um und winkte ihr zu. Mrs. Lindsey aber schloß so heftig die Tür, als hätte sie Angst davor, uns nachschauen zu müssen.
    »Was sagst du?« fragte Suko.
    »Keiner kann ihr verübeln, daß sie Angst hat. Hätte ich auch an ihrer Stelle.«
    »Da hast du recht.«
    Wir wandten uns nach rechts und schritten nebeneinander auf den Eingang des Nachbarhauses zu.
    ***
    Die Gestalt hastete in den Keller, wo sie mit zitternden Fingern eine Tür aufschloß, die hinter einem Vorhang versteckt war. Der Vorhang bildete zudem noch den Abschluß einer Nische, so daß kein

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