0608 - Das Böse kommt
Lücke, bevor andere Zweige wie ein Dach über meinem Körper peitschten und mich noch tiefer zu Boden zwangen.
Es hatte keinen Sinn, sich freizukämpfen, ich mußte auf mein Glück vertrauen.
Das hatte ich in diesem Fall. Die in Panik geratene Schafsherde raste an mir vorbei. Der Boden erzitterte unter dem Druck der Hufe.
Da ich ihn fast mit einem Ohr berührte, pflanzten sich diese Schwingungen fort und zitterten in meinem Schädel nach.
Wenig später war der Spuk verschwunden. Ich schaute der Herde nach, die sich irgendwann auslaufen würde, wenn die Kräfte die Schafe verlassen hatten.
Das Feuer brannte noch immer. Zwar nicht mehr so hoch, aber viel glühendes Holz sprühte raketengleich in die Luft, bevor es als Regen zu Boden fiel und im feuchten Gras verlöschte.
Die Glutstelle bot ein dunkelrotes, schauriges Gemälde. Die Person, die ich in ihrer Nähe entdeckte, lief umher als befände sie sich in Panik. Wenn mich nicht alles täuschte, schrie sie.
Zu einer Schafsherde gehörte ein Schäfer. Dieser Mann, der dort sein Schicksal beklagte, mußte der Schäfer sein. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, als ich auf ihn zuging. Er sah mich erst, als ich wie ein Geist im Dunstkreis der letzten flackernden Flammen erschien und nur wenige Yards von ihm entfernt stehenblieb.
Starr schaute er mich an, schlug ein Kreuzzeichen und rannte weg.
Vorbei an den Resten der Hütte, die das Feuer vernichtet hatte.
Ich schrie ihm nach, endlich stehenzubleiben, er hörte nicht auf mich. Ihm hinterherrennen wollte ich auch nicht.
Da erschien die Frau.
»Teufel!« sagte sie, als sie aus dem Dunkel kam. »Du bist der Teufel, der nachschaut, ob seine Diener alles richtig gemacht haben. So sieht also ein Teufel aus.«
Ich drehte mich um. Mein Blick fiel auf eine geduckt und in einen langen Mantel gehüllte Gestalt. Die Frau besaß ein zerfurchtes Gesicht und hielt mir ein Kreuz entgegen.
»Sieht so ein Teufel aus?« fragte ich.
»Weiche, Satan!« rief sie und drückte das Kreuz näher an mich heran. Sie wunderte sich, als ich stehenblieb und ihr dann mein Kreuz zeigte. Ihr faulig riechender Atem streifte ihr Runzelgesicht.
Die Augen bildeten plötzlich wäßrige Seen, und sie schüttelte den Kopf. »Du hast auch ein Kreuz?«
»Ja, aus Silber. Und deshalb frage ich dich, ob so ein Teufel aussieht, alte Frau.«
»Nein, nein, Sir.« Sie verbeugte sich. »Ihr seid fremd, Ihr seid etwas Besonderes. Wo kommt ihr her?«
»Aus einem fernen Land«, erwiderte ich, ohne konkret zu werden.
»Dann gehört ihr nicht zu denen?«
»Nein, ich verfolge sie. Und ich möchte von dir wissen, wo ich sie finden kann.«
Die Alte richtete sich wieder auf und schaute an mir vorbei.
»Flammen, Rauch und Trümmer«, erklärte sie mit tonloser Stimme.
»Das alles läßt das Böse zurück. Man hat gewarnt, man hat es gespürt. In dieser Nacht wird das Böse erscheinen und über all die Gerechten herfallen, die sich hier aufhalten. Das Böse bringt den Schrecken, es bringt die Hölle zu den Menschen noch vor ihrem Tod, und das ist schlimm, sehr schlimm sogar.« Sie holte tief Luft und deutete in eine ferne Richtung. »Dort liegt der kleine Ort Wrexham, er gehört dem Lord, und er will ihn zu einem Stützpunkt der Hölle machen, ja, das will er.«
»Aber er ist nicht der Teufel – oder?«
»Nein, das ist er wahrlich nicht. Der Teufel sieht anders aus, ihn kann niemand fassen, aber ich will dir sagen, mein Freund, daß der Teufel immer wieder Helfer findet. Auch wenn sie gekleidet sind wie Mönche, so sind sie doch nur Bestien, wilde Tiere, die kein Erbarmen kennen. Sie haben sich dem Bösen verschrieben. Sie sind auf der Suche nach den Geheimnissen, die sie einführen werden in die Reiche der Finsternis, und sie räumen alles aus dem Weg, was sich ihnen entgegenstellt. Sie haben unser Haus niedergebrannt, unsere Herde in die Flucht getrieben, so holten sie sich Mut für ihre weiteren Taten.«
»Wo werden sie stattfinden? In Wrexham?«
»Ja, Sir, ja, denn dieser Ort zittert vor dem Lord. Er herrscht grausam, er knechtet die Menschen, er will sie einschwören auf die Hölle.«
»Gehorchen sie ihm?«
»Aus Furcht, nur aus Furcht. Die meisten verstecken sich, aber das können nicht alle. So wird er in die Stadt reiten und nach dem Vermächtnis eines Wissenden und Weisen forschen, denn Lorenzo hat sich als einziger gegen ihn gestellt. Der Lord ist nicht Gott, der Lord ist auch nicht der Teufel, aber er ist grausam und gefährlich. Daran
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