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061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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schüttelte ihn immer heftiger.
    Cassandrini widerte ihn an. Er ekelte sich vor diesem Wesen, das kein Mensch war. Die leicht geöffneten Lippen ließen Lando Volonte zwei spitze Augenzähne erkennen.
    Vampirzähne!
    Und in den Mundwinkeln des Bleichen entdeckte Volonte eingetrocknetes Blut!
    O Gott! durchfuhr es Lando Volonte. Er hat einen Menschen gebissen, hat dessen Blut getrunken.
    Ricardas Blut?
    Landos Herz krampfte sich zusammen. Er wußte, was er jetzt tun mußte. Er mußte verhindern, daß sich dieses Scheusal weiter vom Blut der Menschen ernährte.
    In jeder Nacht wurde die tödliche Gefahr akut. Immer wenn es dunkel wurde, erhob sich der Vampir, um seine Klauen nach einem Opfer auszustrecken. Am Tag war er gezwungen, sich zurückzuziehen, sich zu verstecken, denn Sonnenlicht war für ihn ebenso tödlich wie zum Beispiel fließendes Wasser.
    Solange der Tag regierte, konnte der Blutsauger nichts tun. Eine seltsame Starre befiel ihm, wenn der Tag anbrach, und er fiel in einen todesähnlichen Schlaf.
    Lando Volonte leckte sich aufgeregt die Lippen.
    Wieviel Zeit hatte er noch? Als er das Schloß erreicht hatte, stand die Sonne schon nicht mehr hoch. Wie lange befand er sich nun schon im Schloß? Wie tief war die Sonne inzwischen gesunken?
    Sobald sie vom Himmel verschwunden war, war es gefährlich, sich hier aufzuhalten, denn dann würde der Blutgraf erwachen, und ein neues Opfer würde ihm willkommen sein.
    Ich muß ihn töten! dachte Lando Volonte aufgewühlt. Aber töten war nicht das richtige Wort, denn Conte Cassandrini lebte nicht. Jedenfalls nicht wie ein Mensch. Er war ein Untoter. Vernichten war das zutreffende Wort.
    Aber womit?
    Lando blickte sich gehetzt um. Anthrazitfarbene Dunkelheit umgab ihn. Dennoch konnte er erkennen, daß der große Raum völlig leer war. Was Lando Volonte gebraucht hätte, wäre ein angespitzter Eichenpflock und ein schwerer Hammer gewesen.
    Damit hätte er dem schrecklichen Blutsauger den Garaus machen können. Es war ganz klar, daß diese Dinge hier nicht zu finden waren. Cassandrini war schließlich nicht so verrückt, das Werkzeug, mit dem man ihn vernichten konnte, neben seinen Sarg bereitzulegen.
    »Ich muß es tun!« flüsterte Lando Volonte mit wachsender Erregung. »Es ist meine Pflicht! Wer weiß, wie vielen Menschen ich damit das Leben rette!«
    Kalte Schauer überliefen den jungen Mann. Die Zeit drängte, und es dauerte gefährlich lange, bis er eine Idee hatte.
    Wo stand inzwischen die Sonne?
    Der Stuhl, der in der Halle auf dem Boden lag, fiel Lando Volonte ein. Er bestand aus Eichenholz. Wenn er eines der Beine abschlug und anspitzte, hatte er den Eichenpflock, den er brauchte.
    Er mußte ihn dem Blutsauger dann auf die Brust setzen, und mit kräftigen Schlägen durchs Herz treiben.
    Ja, mit dem Stuhlbein würde es gehen. Der junge Mann wandte sich hastig um.
    Als er losrannte, schlug Conte Cassandrini die grausamen Augen auf, aber das sah Lando Volonte nicht. Er stürmte aus dem Raum, an den Fledermäusen vorbei, durch deren starre Körper ein erstes Zucken ging, die Kellertreppe hinauf und in die Halle.
    Lando warf einen Blick zum Fenster, und eine unsichtbare Hand schnürte seine Kehle zu.
    Die Sonne war verschwunden. Dämmerlicht umfloß das gespenstische Schloß.
    Zu spät! schrie es in Lando Volonte. Du schaffst es nicht mehr! Wenn du in den Keller zurückkehrst, bist du deines Lebens nicht mehr sicher! Es wäre Selbstmord!
    Er nahm an, daß der Vampir bereits erwacht war - oder vielleicht erwachte Conte Cassandrini gerade in diesem Augenblick.
    Vor seinem geistigen Auge sah Lando, wie sich die weißen Vampirhände auf den Sargrand legten, wie sich der Blutsauger langsam aufrichtete, wie er seine makabre Schlafstätte verließ.
    Lando Volonte glaubte zu spüren, wie sich ihm das gefährliche, bluthungrige Schattenwesen näherte, und er bekam eine Gänsehaut.
    Es wäre Wahnsinn gewesen, den Grafen jetzt noch töten zu wollen. Die anbrechende Nacht machte ihn stark, und jemand, der ihm jetzt den Tod bringen wollte, war wahrscheinlich selbst des Todes.
    Nein, für heute war die Chance vertan, deshalb beschloß Lando Volonte, morgen wiederzukommen. Und zwar früher. Bereits am Vormittag. Der Schreckensgraf würde wieder im Sarg liegen und sich nicht wehren können.
    Morgen würde es leicht sein, ihn für immer zur Hölle zu schicken.
    Lando vermeinte, ein geisterhaftes Flattern zu hören. Er dachte sofort an die großen widerlichen Fledermäuse.
    Auch sie

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