Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Mann schlich an den unheimlichen Tieren vorbei, um sie nicht zu wecken, und wenig später stand er vor einer alten, dicken, eisenbeschlagenen Bohlentür.
    Sie war unverschlossen, lag schwer auf den geölten Angeln, ließ sich aber verhältnismäßig leicht öffnen.
    Wieder Stufen, die nach unten führten.
    Lando Volonte gelangte in einen großen, leeren Raum, in dem sich nichts befand außer einem großen schwarzen Sarg, und in diesem Sarg lag ein Mann: Conte Cassandrini!
    ***
    Ich kehrte nicht als großer Triumphator nach London zurück, denn es war Noel Bannister und mir nicht gelungen, Professor Kuli das Handwerk zu legen. Wohl schafften wir es, seine Operation »Goldregen« - Erpressung in großem Stil - zu torpedieren und seine gefährlichen Killerbienen zu vernichten, doch solange Mortimer Kuli sich auf freiem Fuß befand, würde er sich immer wieder neue Teufeleien einfallen lassen.
    Mr. Silver holte mich vom Heathrow Airport mit meinem neuen Rover ab. Das gleiche Modell fuhr mein Freund Vladek Rodensky in Wien.
    Meine erste Frage galt selbstverständlich Lance Selby, von dessen Sterbebett mich Noel Bannister fortgeholt hatte.
    »Er hat es überstanden«, sagte der Hüne mit den Silberhaaren leise.
    Ich wollte hören, wie Lance gestorben war, und Mr. Silver erzählte es mir.
    »Wann ist die Beerdigung?« erkundigte ich mich.
    »Es steht noch kein Termin fest«, sagte der Ex-Dämon, und dann wollte er hören, was sich in Amerika ereignet hatte. Als er erfuhr, daß auch Atax, die Seele des Teufels, mitgemischt hatte, pfiff er durch die Zähne. »Das ist eine gewaltige Verstärkung für Kuli. Der wahnsinnige Wissenschaftler wird von der Hölle mächtig aufgewertet, das ist nicht gut, Tony.«
    »Wem sagst du das.«
    Als ich erwähnte, daß mir Mago, der Schwarzmagier, das Leben gerettet hatte - einer meiner erbittertsten Todfeinde -, lachte Mr. Silver und meinte, nun stünde die Welt bald Kopf.
    »Plötzlich ist Schwarz nicht mehr Schwarz und Weiß nicht mehr Weiß. Da werden grimmige Feinde zu Freunden - und was wird aus den Freunden? Hoffentlich nicht Feinde«, sagte der Hüne.
    »In Frank Esslins Fall hat es sich umgekehrt«, sagte ich.
    »Glücklicherweise konnten wir unter dieses unschöne Kapitel in Amsterdam einen Schlußstrich ziehen«, brummte der Ex-Dämon.
    Wir fuhren bereits am Hyde Park vorbei. Es war nicht mehr weit bis Paddington. Ich erfuhr, daß Vicky Bonney nach Rom abgereist war, und daß sie sich dort mit Vladek treffen würde.
    »Recht hat sie«, sagte ich. »Ich würde Vladek auch gern wiedersehen.«
    »Nun, das müßte sich doch eigentlich arrangieren lassen«, sagte Mr. Silver und bog in die Chicnester Road ein.
    Wir waren zu Hause. Mr. Silver ließ den Rover vor dem Haus Nummer 22 ausrollen. Mein Blick wanderte zum Nachbarhaus hinüber, und mir war, als würde eine Eisenfaust mein Herz gnadenlos zusammendrücken.
    In diesem Haus hatten Lance Selby und seine Freundin Oda gelebt. Nun stand es leer; die beiden waren tot. Oda hatte ihr Leben durch Magos Hand verloren, und Lance war an Mortimer Kulis synthetischem Blut zugrunde gegangen.
    »Ob sie sich in einer anderen, besseren Welt wiedergefunden haben?« fragte ich, während ich ausstieg.
    »Möglich«, sagte Mr. Silver ernst und holte mein Gepäck aus dem Kofferraum.
    ***
    Totenbleich lag der Blutgraf im Sarg, der mit schneeweißer Seide ausgelegt war. Sein Kopf ruhte auf einem seidenen Kissen. Die schlaffen Züge drückten Sattheit, Zufriedenheit aus.
    Er schien seinen Hunger in der vergangenen Nacht gestillt zu haben.
    Bestien wie er lebten nur, um zu töten. Oder besser gesagt: Sie konnten nur leben, wenn sie töteten, denn das Blut der Menschen war ihre Nahrung. Sie brauchten es, um nicht zu verfallen.
    Menschenblut war ein Garant dafür, daß diese Schattenwesen die Zeiten überdauerten. Hundert Jahre und mehr konnten Vampire alt werden, ohne daß sich ihr Äußeres veränderte. Das Blut ihrer Opfer war ein Jungbrunnen.
    Fassungslos starrte Lando Volonte auf den reglosen Mann im Sarg.
    »Es ist also wahr!« flüsterte er entsetzt. »All die grausigen Geschichten, die man sich über Graf Cassandrini erzählt, stimmen.«
    Über seinen Körper legte sich eine Eisschicht. Er fror.
    »Was… was hast du mit meiner Schwester gemacht, du Scheusal?« fragte er den schlafenden Vampir.
    Der Graf regte sich nicht. Es kostete Lando Volonte sehr viel Willenskraft, sich näher an den schwarzen Sarg heranzuwagen. Das nackte Grauen packte ihn und

Weitere Kostenlose Bücher