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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis
Autoren: Brian Ball
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Brenda jedoch lauschte gebannt der Unterhaltung zwischen Raybould und Bill Ainsley.
    „Wir sollten uns aber doch überzeugen“, drängte Bill Ainsley voller Eifer. „Dauert höchstens ein paar Minuten, wenn wir die großen Taschenlampen von der Bergwacht nehmen.“
    Niemand antwortete. Jerry spürte, wie Neugierde in seine Seele schlich, das nagende Verlangen, zu wissen, was da unten war, trotzdem dieses Wissen all das Grauen des Bösen zurückbringen würde, das er in dieser Nacht empfunden hatte. Ohne zu überlegen, wissend, daß er wiederum wie ein Narr handelte, sagte er:
    „Wir würden nur ganz kurz nachsehen, Mrs. Raybould. Der Tunnel sieht stabil genug aus. Soviel ich sehen konnte, besteht er aus natürlichen Felsen. Nur die alte Wand wäre eine Gefahr gewesen, doch die ist ja in sich zusammengefallen. In einem Sandsteintunnel wie in diesem kann es keinen Steinschlag geben.“
    Julie lächelte Jerry zu. Auch sie hatte der Unterhaltung gelauscht. „Ich komme mit“, sagte sie. „Ich war schon in einigen Höhlen.“
    Raybould leckte sich die Lippen. Jerry konnte förmlich sehen, welche Gedanken sich hinter seiner Stirn breitmachten. Schwüle Hoffnungen, verträumte Vorstellungen.
    Plötzlich lenkte ein neues Geräusch die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Es war das Knattern einer Maschine.
    „Hubschrauber!“ rief Raybould verächtlich. „Schon wieder! So wie sich der Wind legt, sind sie da!“
    Alles drängte zur Tür. Auf dem Parkplatz bot sich den Beschauern ein märchenhaftes Bild. Der Helikopter, der eben zur Landung ansetzte, wirbelte feinen Schnee auf, der wie zarte Schleier wieder zu Boden sank und in der Sonne glitzerte. Der Lärm erstarb, zwei Männer stiegen aus. Der eine trug die Uniform eines Polizisten.
    Jerry humpelte hinter den anderen her. Es war ein prächtiger Bilderbuch-Morgen. Der High Peak sah aus wie auf einer Postkarte. Hagthorpe lag unten verträumt im Tal. Jerry war nun bester Stimmung, die Ängste der Nacht waren verflogen. Er bemerkte, daß sogar Brenda von dem Bild beeindruckt schien, das ihnen die Welt zu ihren Füßen bot. Die Mädchen waren zuerst bei den beiden Männern angelangt und redeten nun wild auf sie ein.
    Mrs. Raybould versuchte, sich in die erste Reihe zu arbeiten, war aber hoffnungslos zwischen den Mädchen eingekeilt. Bill Ainsley mußte ihr erst einen Weg freischubsen. Jerry stolperte weiter. Als er bei der Gruppe ankam, hörte er, wie Mrs. Raybould eben sagte: „Ich hab ein Dutzend von ihnen in meinem Cafe, und wenn nicht das schreckliche Unwetter gewesen wäre, hätte ich sie gar nicht aufgenommen. Dabei haben wir nur mehr Büchsenfleisch, und Sukie soll wegen dieser Gören nicht Hunger leiden müssen!“
    Sam stand eingekeilt in der Mädchenschar. Die Nähe ihrer jungen Körper verschlug ihm die Sprache. Inzwischen schnatterte die aufgeregte Schar wild durcheinander: „Wir sind die Teilnehmer des Wochenendausfluges der Langdene Akademie! Ist Miß Walker-Harbottle schon aufgetaucht? Hat man sie gefunden? Sicher haben Sie die‚ Bottle’ gefunden, die arme, tapfere! Eine steifgefrorene Leiche.“
    Ihre unschuldigen, rosigen Gesichter, ihre aufgeregten Mienen waren so typisch für fünfzehnjährige Mädchen, daß Jerry wiederum begann, an seinem Verstand zu zweifeln. Er hatte diese Mädchen doch gesehen, wie sie mit dem Bösen vereint waren, ihre Gesichter leer, ihr Haar wie Rabenflügel, ihre Körper verkrümmt in merkwürdigen Windungen! Oder war das alles ein Fieberwahn gewesen wie das bellende Küken am ersten Abend im Schloßcafe? Er schüttelte den Kopf und drängte sich durch die dichtgedrängte Schar.
    „Haben Sie diese Lehrerin gesehen?“ rief Bill.
    Der Polizist, der mit den Rayboulds bekannt zu sein schien, bat um Ruhe.
    „Nein, bitte. Einer nach dem anderen. Nicht alle zur gleichen Zeit. Ich höre zum erstenmal, daß eine Dame vermißt ist.“ Er zog ein Notizbuch aus der Tasche und ließ sich von Julie eine genaue Personenbeschreibung geben. Diese Prozedur dauerte fast eine Viertelstunde. Der Pilot beobachtete unruhig den Himmel. Die Sonne verschwand. Jerry sah, daß eine große, schwarze Wolke über die Teufelszinne herüberzog. Der Pilot mahnte den Polizisten zur Eile.
    „Gleich wird es wieder anfangen zu schneien!“ rief er. „Möchte nicht hier vom Sturm überrascht werden. Wir haben noch zwei Kontrollen durchzuführen. Sind wir so weit?“ fragte er den Polizisten.
    „Einen Augenblick noch, Sir“, bat der Polizist. „Mr.
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