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061 - Der Fuerst der Finsternis

061 - Der Fuerst der Finsternis

Titel: 061 - Der Fuerst der Finsternis
Autoren: Brian Ball
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Sie nicht, Mr. Raybould, daß wir endlich nachsehen sollten, was es mit den Höhlen auf sich hat? Wer weiß, was da unten ist. Wenn an den Legenden dieser Gegend nur ein Körnchen wahr ist, könnten da unten unterirdische Gelasse sein, und Sie wußten davon überhaupt nichts. Es ist noch nicht allzu lange her, da entdeckte ein Mann namens Schliemann einen riesigen Goldschatz, nur weil er einer Legende nachging, die schon dreitausend Jahre alt war. Und denken Sie an das Grab von Tut-ench-amon.“
    „Was?“
    Jerry spürte, daß er das Interesse des Mannes geweckt hatte.
    „Wirklich, Mr. Raybould! Sie sahen doch selbst, daß der Tunnel von Hand aus zugemauert war!“
    „Der Tunnel?“
    Also gab Raybould nun zu, daß er einen Tunnel gesehen hatte. Jerry ließ nicht locker.
    „Die Erbauer des Schlosses wollten etwas verbergen, das ist doch klar. Und wir würden die ersten sein, die sehen würden, was sie verbergen wollten.“
    Raybould war nachdenklich geworden. „Gut“, sagte er dann endlich. „Solange nichts angefaßt wird, kann es nicht schaden. Ich will nur nicht, daß die Leute von dieser blödsinnigen Bergwacht dann sagen können, wir hätten an ihren Sachen herumgemurkst.“
    „Also gehen wir?“
    „Sie können gehen.“
    Jerry hatte nicht daran gedacht, allein zu gehen. Er dachte an die Kappe und an die schrecklichen Geschehnisse der Nacht, schob aber diese Gedanken gleich wieder von sich. Ein Forscher mußte mutig sein. Schließlich hatten sich schon andere vor ihm von einem kleinen mumifizierten Pharao in den Königsgräbern nicht abschrecken lassen. Wenn also ein armer Soldat in einer Höhle zu einem unrühmlichen Ende gekommen war, so gehörte das ebenfalls der Vergangenheit an.
    „In Ordnung. Ich werde nicht lange brauchen.“
    Über seinen eigenen Mut erstaunt, zum Teil auch beflügelt vom Gedanken an frühere Sucher nach der Wahrheit, humpelte Jerry den Korridor entlang und öffnete die Kellertür. Er drehte die gesamte Beleuchtung an. Die dumpfe Luft war kalt und unangenehm. Die grellen, schirmlosen Glühbirnen leuchteten jeden Winkel des geräumigen Kellers aus.
    „Taschenlampe“, sagte er laut zu sich selber. Er wählte eine riesige Taschenlampe aus dem Bestand der Bergwacht, prüfte, ob sie funktionierte, und humpelte auf den Schuttberg zu. Durch den Haufen aus altem Mörtel und Ziegeln hatte sich das Wasser aus dem Tunnel bereits einen Weg gebahnt. Er schluckte nervös und begann, eine verrückte Melodie vor sich hinzusummen. Er schaltete die Taschenlampe ein.
    Der Tunnel war offensichtlich Menschenwerk. Er mußte seinen ersten Eindruck revidieren. Der Tunnel war nicht natürlich entstanden, sondern in den Felsen gehauen. Man sah noch die Spuren der Spitzhacke und des Sprengpulvers. Er stolperte über einen Felsbrocken, von dem ein grünliches Leuchten ausging.
    Jerry ging unbeirrt weiter. So mußte sich Carter gefühlt haben, als er endlich das Grab des Pharaos gefunden hatte.
    Allerdings war Carter bestimmt nicht naß geworden. Dort war gewiß nicht ununterbrochen das Wasser von der Decke getropft wie hier.
    Ein leises Geräusch ließ ihn abrupt stehenbleiben. Er spürte wieder die entsetzliche Angst kommen. Der Tunnel machte nun eine Biegung. Ein Schritt noch, und er würde aus dem Bereich
    Der elektrischen Beleuchtung sein, in totaler Finsternis, allein mit seiner Taschenlampe. Und wieder dieses leise, scharfe Geräusch.
    „Eine Ratte“, sagte er zu sich selbst. Doch hier konnte es doch keine Ratten geben. Ratten hielten sich nur in der Nähe von Eßbarem auf. Er dachte an den verschwundenen Leutnant und rannte zurück, stolpernd vor Hast und Furcht. Doch dann blieb er wieder stehen, als er entdeckte, daß der stete Wasserstrom Steinchen aus dem Mauerwerk löste, die mit einem scharfen Klick auf den Boden fielen. Er nahm all seinen Mut zusammen und machte wieder kehrt, zurück in die Finsternis.
    „Verdammter Bill Ainsley“, fluchte er. Er versuchte, sich in Wut zu reden, um seine Angst zu vergessen. Der Lastwagenfahrer hätte besser mitgehen sollen.
     

     
    Schließlich war es seine Idee gewesen, hier unten nachzusehen. Jerry unterbrach diesen Gedankengang. Was wollte er eigentlich sehen?
    Den Schatten einer Spur einer alten Legende?
    Er stolperte um die Biegung, bevor er sich diese Frage beantworten konnte. Und da war das Ding, das er lieber nicht gesehen hätte.
    „Nein!“ schrie Jerry gellend. „Nein!“
    Doch der Schein der Taschenlampe fiel immer noch auf die grausige
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