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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Ihnen?«
    Lew Friedman antwortete nicht. Er zog einen Stuhl vom Nebentisch heran und setzte sich.
    »Wir erhalten gleich das Dessert - soll ich etwas für Sie bestellen?«
    »Ich möchte ein paar Worte mit Ihnen sprechen«, sagte Friedman schroff.
    Er sah Beryl nicht an, und als er es schließlich doch tat, lag ein so schwerer Vorwurf in seinem Blick, daß ihr die Tränen kamen.
    »Es tut mir leid, Onkel Lew .«
    »Schon gut, mein Liebling.« Er streichelte ihre Hand. »Die Geschichte, die du mir da erzählt hast, ist eine entschuldbare Lüge. Du wolltest diesen Herrn treffen, und es ist ganz natürlich, daß du es mir nicht sagen konntest. Wir wollen die Sache vergessen.«
    Die nächsten fünf Minuten waren sehr ungemütlich. Leslie aß in aller Gemütsruhe eine Pampelmuse, zeigte nicht die geringste Eile und sprach über ganz nebensächliche Dinge. Beryl saß steif auf ihrem Stuhl. Sie schwieg und ängstigte sich vor der Auseinandersetzung, die unweigerlich kommen mußte. Endlich war Leslie mit dem Essen fertig, und als ob sie nur darauf gewartet hätte, erhob sie sich schnell von ihrem Platz und gab ihm die Hand zum Abschied. Sie wandte sich Lew zu, er stand auf und begleitete sie zum Ausgang.
    »Du wirst doch nicht böse mit ihm sein? Ich bin an allem schuld - es war mein Plan.«
    Er klopfte ihr auf die Schulter.
    »Ich werde sehr liebenswürdig sein - sorge dich nicht darum. Als ich euch beide zuerst sah, war ich allerdings sehr böse, und ich wäre in meinem Ärger wohl auch ausfallend gegen ihn geworden, aber dieser Bursche ist beherrschter als ich. Glaube mir, es wird zu keiner großen Diskussion kommen.«
    Lew schaute ihr nach, als sie durch die Pendeltür verschwand, dann ging er zu Leslie zurück und setzte sich.
    »Mein junger Freund, ich habe Ihnen etwas zu sagen.«
    Leslie lehnte sich im Stuhl zurück, wischte mit der Serviette seine Lippen ab und zündete sich eine Zigarette an.
    »Je weniger Sie mir in diesem Ton sagen, desto besser ist es. Ich bin sehr feinfühlig in Dingen, die mich eventuell beleidigen könnten.«
    Friedman biß sich auf die Lippen.
    »Sie wissen doch, daß meine Nichte verlobt ist und in den nächsten Tagen einen anständigen, ehrenwerten und einwandfreien Mann heiraten wird?«
    »Ich habe so etwas gehört, aber es wäre mir angenehmer, wenn Sie seinen Anstand und seine Ehrenhaftigkeit nicht so sehr betonen würden. Es sieht fast so aus, als ob Sie mir einen Vorwurf damit machen wollten, so als wäre ich das Gegenteil davon, und dies dürfte doch entschieden beleidigend für mich sein.«
    Friedman schwieg eine Weile, um seinen Ärger zu verwinden.
    »Sie wissen aber, daß sie verlobt ist und heiraten wird, und das sollte Ihnen genügen. Sie verstehen, was ich meine? Sie wissen auch - ich will ganz offen reden -, daß sie Sie liebt und imstande wäre, alles zu opfern, was ich mit Umsicht so lange für sie vorbereitet habe. Sie würde ihr Leben zerstören und Ihnen folgen, selbst wenn es in die Hölle ginge.«
    Leslie hob skeptisch die Brauen.
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    »Wenn Sie das nicht wissen, dann sind Sie eben ein Narr!« fuhr Friedman auf. »Ich will Ihnen etwas sagen, Leslie - bevor ich zusehe, wie Beryl ihr Leben ruiniert und unglücklich wird, schieße ich Sie über den Haufen, so wie Sie da sitzen! Das ist keine Redensart, verlassen Sie sich darauf, es ist die reine Wahrheit. Und wenn es Ihnen gelingen sollte, das Mädchen zu überreden, Frank Sutton aufzugeben und sich mit Ihnen zu verbinden, folge ich Ihnen bis ans Ende der Welt - und glauben Sie mir, ich werde Sie finden!«
    Leslie streifte die Asche seiner Zigarette ab und lachte leise.
    »Ich glaube schon, daß Sie es ernst meinen, und bewundere Sie dafür. Möglicherweise werde ich es ebenso mit Frank Sutton halten - wenn ich zur Überzeugung komme, daß er sie unglücklich macht.«
    Lew sah ihn durchdringend an.
    »Leslie, ich will ganz deutlich werden und Ihnen einen Vorschlag machen. Ich möchte, daß Sie Ihre Stellung bei Sutton aufgeben und ins Ausland gehen, und ich möchte, daß Sie heute noch abreisen! Ich will Ihnen zweitausend Pfund geben, das ist genug, damit können Sie von vorn anfangen. Ich weiß alles von Ihnen, Leslie - Sie sind ein Verbrecher, und ich wiederhole Ihnen gegenüber jetzt nur, was ich Beryl schon gesagt habe. Auch ich habe mich früher mal unter ähnlichen Verhältnissen durchgeschlagen, ich kenne das Leben, das Sie führen, weil ich es nicht besser gemacht habe. Lieber möchte

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