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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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diese Annahme stimmte. Das Auto war vor etwa neun Monaten in Worcester verschwunden.
    Elford untersuchte das Wageninnere genau, fand aber nur zwei wichtige Dinge. Das erste war ein braunes Kuvert, das auf der Klappe den Absender einer Depositenkasse der Midland Bank trug, das zweite eine zusammengeklappte, auf Leinen aufgezogene Karte von London. In der einen Ecke war die Etikette des Buchhändlers aufgeklebt. Das konnte vielleicht ein Anhaltspunkt sein. Aber später fand man noch etwas viel Wichtigeres heraus. Die Karte hatte jemand als Schreibunterlage benützt und dabei einen harten Bleistift verwendet. Bei genauer Betrachtung sah man die Eindrücke auf dem Kartenblatt.
    Zunächst konnte man sie nicht entziffern. Elford steckte die Karte ins Kuvert und nahm sie mit nach Scotland Yard, wo er sie dem betreffenden Sachverständigen übergab. Eine Stunde später hatten Chefinspektor Barrabal und sein Assistent Elford einen fotografischen Abzug vor sich, der eine Schrift zeigte, die verschiedene Lücken auf wies.
    Zu erkennen war:
    ›Können Sie mich treffen ... Park von 3.30 bis ... sehr dringend. J. L.‹
    Barrabal sah von der Fotografie auf. »J. L. -? Wer könnte das sein?«
    »Wäre es nicht möglich, daß es John Leslie ist?« fragte Elford. Barrabal warf noch einen Blick auf den noch feuchten Abzug.
    »Allem Anschein nach ist es John Leslie.«
    »Und wahrscheinlich war das Schreiben an Miss Beryl Stedman adressiert«, folgerte Elford weiter.
    »Hm -.« Aber Barrabal dachte im Augenblick gar nicht an John Leslie.

12
    Am nächsten Morgen erschien Leslie mit einer verbundenen Hand im Büro. Obwohl Millie Trent geduldig wartete, ob er ihr etwas von seinem Unfall erzählen würde, schwieg er, und als sie ihn schließlich fragte, was mit seiner Hand geschehen sei, sagte er nur gereizt:
    »Nichts!«
    Frank Sutton war wie gewöhnlich sehr liebenswürdig, aber sein Geschäftführer erzählte auch ihm nichts über seine Verletzung.
    An diesem Tag bemühte sich Leslie, nachsichtig und höflich zu den Angestellten zu sein. Das hatte einen instinktiven Grund - er speiste mit Beryl Stedman zu Mittag. Etwas Heimliches, Verbotenes war um diese Verabredung, mehr noch als bei ihren früheren Begegnungen.
    »Ich bin mir selbst böse, ich habe Onkel Lew eine garstige Lüge erzählt«, gestand sie, als sie mit ihm ein Restaurant in Piccadilly betrat.
    »Ich sollte mir auch Vorwürfe machen, daß ich meinen gutmütigen Chef betrüge«, erwiderte er. Als sie ihn vorwurfsvoll ansah, murmelte er bescheiden: »Es tut mir leid. Warum ich in Ihrer Gegenwart immer etwas gegen Sutton sage, mag der Himmel wissen!«
    Er aß nur wenig, und es schien ihm nicht gut zu gehen. Sie dachte, daß seine Verwundung ihn schmerze, aber er versicherte, daß dies nicht der Fall sei.
    »Sie sind heute so anders - beunruhigt Sie etwas?« fragte sie ihn schließlich.
    Er antwortete nicht gleich.
    »Ja, ich sorge mich um Sie und Ihre Heirat.«
    Sie versuchte, etwas verlegen, die Unterhaltung in andere Bahnen zu lenken. Sie war aufgeregt, ihr Herz schlug schneller.
    »Ich gebe es nicht zu, daß Sie Frank Sutton heiraten!« platzte er heraus.
    Sie wurde blaß.
    »Ach, John -«, sagte sie hilflos, »es ist schrecklich, daß Sie wieder davon anfangen, das dürfen Sie nicht.«
    »Sie können unmöglich Frank Sutton heiraten, wie liebenswürdig er auch immer sein mag und ein wie guter Gatte er zu werden verspricht!«
    Es war ihm wirklich ernst, sie sah einen Ausdruck in seinen Augen, wie sie ihn noch nie bei ihm erlebt hatte.
    »Aber - warum denn nicht?«
    »Es ist nicht nur ein Grund, es gibt viele Gründe ...«
    Er fand die richtigen Worte nicht. Auf der einen Seite scheute er sich, ihr etwas zu sagen, für das er die Verantwortung nicht übernehmen wollte, aber noch mehr fürchtete er, daß sie Zweifel an seiner Aufrichtigkeit haben könnte, und so wurde er einsilbig und schweigsam.
    »Aber warum?« drängte sie. »Können Sie sich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnen, daß ich heirate?«
    »Nein - selbst wenn es nicht Frank Sutton wäre, und Gott weiß, wie sehr ich ihn dafür hasse, daß Sie ihn heiraten werden ... Ich liebe Sie«, flüsterte er.
    Sie sah entsetzt an ihm vorbei. Er drehte sich um. Lew Friedman beugte sich drohend über ihn. Seine Augen funkelten vor Zorn, er konnte sich nur mit Mühe beherrschen.
    Leslie blieb ruhig. Kein Muskel in seinem Gesicht zuckte.
    »Wollen Sie nicht Platz nehmen?« fragte er im Konversationston. »Wie geht es

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