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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Ohnmacht erwachte, hatte sie keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Sie wusste auch nicht, welche Tageszeit herrschte, denn hier gab es keine Fenster.
    Man hatte ihr die Hände auf den Rücken gebunden.
    Sie saß im gepolsterten Schalensitz eines Fahrzeugs. Irgendwie kam ihr der Geruch bekannt vor: Maddrax nannte ihn Plastikk. Es war angenehm warm in dem Gefährt, und die Luft schmeckte gut. Irgendwo in ihrer Umgebung summten geheimnisvolle Dinge.
    Neben ihr saß ein Mann mit kurzem schwarzen Haar, in das sich einige graue Strähnen mischten. Seine Augen ähnelten denen Aikos, aber er war um etwa ein Jahrzehnt älter. Er trug einen Thermoanzug. Auf seiner rechten und linken Schulter prangten drei Silbersterne.
    »Wo ist Aiko?«, fragte sie. Sie hatte Maddrax in dem finsteren Tunnel entkommen sehen und machte sich keine Sorgen um ihn. »Wo ist mein Freund?« Sie sprach Englisch, denn sie wusste, dass auf der großen Insel Meeraka fast alle Menschen diese Sprache verstanden.
    Im vorderen Teil des Fahrzeugs saß eine blonde junge Frau, deren Schultern nur mit einem Stern dekoriert waren. Neben ihr hockte ein graubärtiger Mann mit einer Pelzmütze.
    Auf seinen Schulterstücken konnte sie ebenfalls drei Sterne sehen. Sie waren jedoch von Eichenlaub umgeben.
    »Du sprichst Englisch?« Der Graubart beugte sich vor. Er wirkte überrascht. »Wie heißt du?«
    Aruula nannte ihren Namen und wiederholte ihre Frage nach Aiko. Sie bekam keine Antwort. Stattdessen sagte der Graubart: »Ich bin Oberst Hartwig. Verstehst du meine Worte?«
    »Aber ja.« Aruula nickte. »Wo ist… ?«
    »Das überrascht mich«, sagte Oberst Hartwig. »Du bist nämlich der erste Mensch, mit dem ich mich in dieser Sprache unterhalte.« Seine Miene hellte sich auf. Er schien sich irgendwie zu freuen. »Abgesehen von meinen Begleitern natürlich. Es war also doch nicht unnütz, sie zu lernen.«
    »Lernen ist immer gut«, erwiderte Aruula. Sie schaute nach vorn und sah einen der komischen Kästen, die Maddrax »Monitor« nannte. Aruula wusste, dass man mit Hilfe dieser Dinger - unter anderem - trotz fehlender Fenster ins Freie blicken konnte. Sie sah nun, wie es draußen aussah. Es war dunkel, und der Wind trieb den Schnee vor sich her. Ve rmutlich heulte er auch, aber das konnte sie nicht hören. Durch den Monitor sah sie auf der rechten Seite ein klobiges weißes Fahrzeug.
    Vermutlich saß sie in einem ebensolchen Ding. War Aiko also in dem anderen Fahrzeug? Hoffentlich war er nicht verletzt oder gar tot.
    Wer sind diese Leute?, dachte Aruula. Sie sehen sauber und ordentlich aus, und sie haben das, was Maddrax Tekknik nennt. Sie sind gewiss sehr mächtig…
    Sie hatte den Verlust ihrer telepathischen Kräfte noch nie so bedauert wie jetzt. Sie war allein, von ihren Freunden getrennt. Sie hatte keine Ahnung, wo Maddrax und Aiko steckten und wohin diese Leute hier unterwegs war. Könnte sie lauschen, hätte sie einige Antworten schnell erfahren.
    Sie schaute sich um. Ihre Entführer hatten nicht nur Tekknik, sondern auch Pistolen. Das war nicht gut, zumal man ihr das Schwert weggenommen hatte. Man brauchte kein Seher zu sein, um zu erkennen, dass diese Menschen böse waren, auch wenn sie sauber und ordentlich aussahen. Hätten sie sich sonst im Finsteren auf sie gestürzt und sie niedergeschlagen? Dieser Graubart - Oberst Hartwig - führte etwas im Schilde.
    Hoffentlich war wenigstens Maddrax ihnen entwischt.
    »Ja, Bildung ist alles«, sagte Hartwig. Sein Blick war intensiv und schien Aruula zu durchbohren. »Aber Wärme und Nahrung sind auch nicht zu verachten.« Er seufzte.
    »Wenn ich die Wahl hätte, ich glaube, ich wüsste, wofür ich mich entschiede.«
    »Ich auch.« Aruula nickte. Vielleicht konnte sie mehr über diese Menschen erfahren, wenn sie so tat, als wären sie ihr sympathisch. Wenn sie es genau besah, wirkten die Augen von Oberst Hartwig eigentlich nicht wie die eines Schurken. Vielleicht hatte er Hunger.
    »Hör zu, Aruula«, sagte er nun. »Hinter uns liegt eine weite Reise. Eine sehr weite Reise. Unser Reich liegt hoch oben im Norden, in der kalten Ödnis. Doch es ist ungeheuer mächtig, denn wir haben tödliche Waffen.«
    Das glaube ich euch sofort, dachte Aruula.
    »Auch wenn wir nur wenige sind«, fuhr Oberst Hartwig fort, »die Kanonen unserer Panzer können jedes Gebäude mit einem einzigen Schuss in einen Haufen Staub verwandeln.«
    Aruula zweifelte keinen Moment an seinen Worten. Seit sie mit Maddrax durch die Welt zog, hatte

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