Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
Schlüsse gezogen und sind längst auf eine Racheexpedition vorbereitet.«
    »Deswegen müssen wir besonders vorsichtig sein«, erwiderte Oberst Hartwig, »und nötigenfalls den Rückzug antreten.«
    »Und wenn sie die Mittel haben, um ihrerseits zurückzuschlagen?«
    »Dann werden sie sich zumindest an die Falschen halten.«
    »Richtig«, stimmte Nanuuk zu. »Sie würden dann nach Camp Bismarck ziehen, weil sie uns für Vertreter des Fürsten halten. Das sollten wir auch dem Burschen verklickern, den wir mit Aruula zusammen geschnappt haben. Ob er schon wach ist?«
    »Ich weiß nicht, ob das noch nötig ist«, meinte Hartwig. »Es ist zwar immer gut, den Zorn der Überfallenen auf die falsche Spur zu lenken, aber wenn ich Vanessa richtig einschätze, brauchen wir Aruula nur ein wenig Leine zu geben, dann führt sie uns auf dem schnellsten Weg ins Reich der Tausend…«
    ***
    Auf dem Weg zur Folterkammer kam Commander Matthew Drax nicht umhin, den desolaten Zustand des Gebäudes zu bemerken, durch dessen Gänge die beiden Offiziere ihn schleiften. Dass es hier fließendes Wasser gab, war unübersehbar. Nur lief es meist an den Wänden runter.
    Wohin sein Blick in der einstmals schicken Hochhaus-Wohnmaschine auch fiel, überall war die Wandtäfelung aufgeplatzt, die Deckenplatten hatten sich gelöst oder das Laminat warf aufgrund von Feuchtigkeit Blasen. Die Läufer waren zerschlissen, und wohin sie auch kamen, ergriffen Heere großer Kakerlaken die Flucht. Mit der Belüftungsanlage stimmte ebenfalls etwas nicht, denn die Luft, die Matt einatmete, stank penetrant nach gekochtem Schellfisch.
    Hin und wieder gelang es ihm, in den öden, kahlen Gängen aus einem Fenster zu schauen. Die Aussicht, die sich ihm durch die schmutzverkrusteten Scheiben bot, ließ darauf schließen, dass er sich tatsächlich in dem Gebäude aufhielt, das ihm schon an der Treppe zur U-Bahn aufgefallen war. Zwei Drittel der im Jahr 2007 angeblich für die Ewigkeit gebauten Osram-Leuchten flackerten nur noch wie Stroboskope vor sich hin.
    Dass man in diesem Haus Schäden nicht behob, sondern höflich ignorierte, merkte Matt spätestens in dem Moment, in dem seine Bewacher ihn in einen schrill quietschenden Aufzug stießen und nach unten fuhren. Matt fragte sich ernsthaft, ob seine Eskorte möglicherweise taub war, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass Menschen ein derartiges Gequietsche täglich über sich ergehen ließen, ohne aggressiv zu werden.
    Immerhin konnte er wahrend der Fahrt einen Blick auf die Schalttafel des Lifts werfen.
    Sie wies die Zahlen O-1 bis O-10 und U-1 bis U-10 auf, sodass er davon ausging, dass sich das Reich Fjodoors des Gütigen über insgesamt zwanzig Etagen erstreckte, wobei letztere mit großer Wahrscheinlichkeit unter der Erdoberfläche lagen.
    In dem großen Raum, in dem sie ausstiegen - O-l, Parterre -, gab es keine Fenster. Matthew vermutete, dass sie zugemauert waren. Dafür stank es hier nach Schimmelpilz und ungewaschenen Füßen. Es schien eine Kombination aus Möbelantiquariat und Werkstatt zu sein, in der sich Mobiliar aus vergangenen Jahrhunderten bis an die Decke stapelte. Ein Heer graugesichtiger Schreiner und Schlosser war damit beschäftigt, den alten Kram aufzumöbeln, um ihn neuen Verwendungszwecken zuzuführen. Matt nahm an, dass Fjodoors Lumpensammler den Kram aus den Ruinen Vancouvers gerettet hatten. Zerstrubbelte dürre Jünglinge mit wachen Augen, die fadenscheinige Klamotten und abgewetzte Stiefel trugen, lupften beim Anblick der Offiziere ihre Pelzmützen und salutierten. ' Matt fand auch weiterhin keine Chance zu Flucht oder Gegenwehr. Solange seine Hände auf den Rücken gefesselt waren, hatte er schlechte Karten. Er wurde durch Türen und Gänge gestoßen, bis er schließlich vor einer altersschwachen Mahagonitür stand, auf der ein Metallschild verkündete, dass hier Rosies Boutique residierte, deren Spezialität feine Damenwäsche war. Darunter hatten Narrenhände mit spitzen Gegenständen irgendwelche Sprüche in kyrillischer Schrift und obszöne Zeichnungen eingekratzt.
    Schau an, dachte Matt, die Menschen sind doch überall gleich.
    Die Offiziere stießen ihn in einen riesigen fensterlosen Saal hinein, der vermutlich einst die Empfangshalle des Gebäudes gewesen war - die wuchtige Theke deutete es zumindest an. Wie die Korridore, die Matt bisher gesehen hatte, wurde er von Osram-Leuchten der letzten Generation erhellt. Matthew fragte sich, welche Energiequelle sich hier, am Arsch

Weitere Kostenlose Bücher