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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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irgendwie… konserviert, als hätte das Eis dafür gesorgt, dass sie nicht auseinanderbrach. Natürlich hatten die eisigen Nordlandstürme die Gebäude schwer beschädigt und teils zum Einsturz gebracht. Doch viele Häuser, die er aus der Ferne sah, wirkten so, als seien sie noch bewohnbar.
    Am meisten verwunderte ihn, wie wenig Fahrzeugwracks er sah. Wahrscheinlich hatten die meisten Bewohner Vancouvers nach der Katastrophe versucht, südlichere Gefilde zu erreichen. So waren nur wenige Autos zurück geblieben.
    Matt versuchte sich die gewaltige Blechlawine vorzustellen, die sich nach dem Einbruch der ewigen Nacht gen Süden wälzte. Er fragte sich, wie viele Menschen emigriert waren - um irgendwann zu erkennen, dass es keinen klassischen »Süden« mehr gab. Vermutlich lagen unter der dicken Schneedecke, die Kanada und die nördliche Hälfte der USA bedeckte, Millionen Autos, deren Insassen elend verreckt waren. Der Frost hatte sie vermu tlich als Eismumien konserviert.
    Zwanzig Minuten nach dem Auszug aus dem Stadthaus - sie schritten gerade durch eine Nebenstraße -, drang ein eigentümlich dumpfes Zischen an ihre Ohren. Nikolaai blieb stehen. Seine Kameraden griffen zu den Waffen und blickten sich konzentriert um.
    »Schüsse?«, fragte Matt.
    Stepaan übersetzte, Nikolaai nickte, dann wechselte er ein paar Worte mit Aljooscha, der geduckt auf eine Mauer zu lief, die zwischen zwei fünfstöckigen Häusern aufragte. In der Mauer klaffte ein flaches Loch, etwa einen Meter hoch und drei Meter breit. Aljooscha lugte hindurch, dann drehte er sich um und winkte.
    Nikolaai nickte Matthew und den anderen zu. Sie setzten sich in Bewegung. Matt zwängte sich durch das Loch. Zuerst erblickte er nur Steinbrocken, die sich vor dem Durchbruch auftürmten. Als er darüber hinweg lugte, sah er rostige Metallgestänge, die an einen Kinderspielplatz erinnerten.
    Es war ein Hinterhof, von Schnee bedeckt. Etwa zehn Meter entfernt ragten weitere Bruchstücke auf. Davor, ihm den Rücken zugewandt, entdeckte er eine schlanke Gestalt mit schwarzem Haar. Eine langläufige Waffe in ihrer Hand spuckte Feuer, das irgend jemand von einer Deckung aus erwiderte.
    »Aruula!« Der Ruf löste sich von Matts Lippen, ehe sich sein Gehirn zuschalten konnte.
    Nikolaai und die beiden anderen Späher, die ihm durch das Loch gefolgt waren, gingen fluchend in Deckung. Eine Sekunde später schlugen auch schon die ersten Lasersalven in die Wand über Matt ein, so dass auch er schnell den Kopf einzog.
    Aruula reagierte gedankenschnell. Nun, da ihr Gegner ein anderes Ziel anvisierte, sprang sie hinter ihrer Deckung hervor, nahm ihn ins Visier und feuerte.
    Ein Schrei erscholl. Die Gestalt schlug der Länge nach hin.
    »Maddrax?«, rief Aruula ungläubig.
    »Ich bin hier!« Matt sah, dass sie sich aufrichtete und reckte, um ihn zu erspähen. »Bleib in Deckung!«, schrie er.
    Aber Aruula schüttelte nur ihre Mähne und legte sich die langläufige Waffe über die Schulter. »Es ist keiner mehr übrig!«, gab sie Entwarnung.
    Nun richtete sich auch Matthew auf und winkte ihr. Nikolaai krallte sich in seinen Gurt, wollte ihn herunter ziehen und zischte etwas auf Russisch. Matt schüttelte ihn ab. »Sie ist meine Gefährtin«, sagte er und deutete auf Aruula, die ihn gesehen hatte und auf den Mauerdurchbruch zu kam. »Äh… Tovarisch«, fügte er hinzu, obwohl er nicht wusste, ob das Wort auch für Frauen galt. »Aruula.«
    Nikolaai nickte verstehend und gab seinen Gefährten einen Wink. Die drei Späher schwärmten aus und sicherten das Gelände.
    Die letzten Schritte legte Aruula laufend zurück. Sie umarmten einander. Worte waren überflüssig, um die Freude auszudrücken, die sie empfanden. Aljooscha und die beiden anderen Späher näherten sich derweil vorsichtig der reglosen Gestalt und entwaffneten sie.
    »Da drüben und im Haus liegen noch zwei weitere Kerle«, sagte Aruula.
    Matt bedeutete Nikolaai mit Gesten, wo er suchen musste. Dann .musterte er die langläufige Waffe, die seine Gefährtin in der Hand hielt.
    »Nette Knarre«, sagte er. »Kaum lässt man dich mal ein paar Stunden allein, schon gehst du einkaufen. Ihr Frauen seid doch alle gleich.« Aruulas Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie den Witz nicht kapiert hatte, also fuhr er fort: »Wo hast du die her?«
    »Von dem Toten im Haus. Ich glaube, die haben mich reingelegt. Die wollten aus irgendeinem Grund, dass ich fliehe…«
    »Wer hat dich reingelegt?«
    »Oberst

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