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0611 - Der Mondschein-Teufel

0611 - Der Mondschein-Teufel

Titel: 0611 - Der Mondschein-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es natürlich auch jagdbares Wild. [2]
    Nicole beugte sich zu ihrem Gefährten und küßte ihn. »Wenn ich einem Vampir begegne, schicke ich ihn zum Zahnarzt«, versprach sie, dann verließ sie das Lokal.
    Draußen atmete sie tief durch.
    Es war inzwischen dunkel geworden.
    Heller Mondschein am Himmel, von drinnen Stimmengewirr und Gelächter, und sekundenlang überlegte Nicole, ob sie nicht doch einfach fünfe gerade sein lassen und in den Pub zurückgehen sollte.
    Denn so furchtbar dringlich war die Sache bestimmt nicht, daß sie nicht noch bis morgen warten konnte, und wenn sie dann via Regenbogenblumen direkt ins Château wechselte, konnte sich Nicole gleich selbst um die Daten kümmern und innerhalb weniger Minuten wieder zurück sein.
    Aber nun hatte sie sich einmal entschlossen, zum Cottage zurückzufahren, also ging sie auf den Mercedes zu und stieg ein.
    ***
    Janet Baker konnte nicht mehr. Sie war am Ende ihrer Kräfte.
    Sie sah an einem der mächtigen Bäume empor, die hier wuchsen, und fragte sich, ob die sich nicht in gefräßige, menschenverschlingende Ungeheuer verwandeln würden, wenn sie sich ihnen zu sehr näherte.
    Am liebsten wäre sie an einem der Bäume hinaufgeklettert, um sich im Astwerk irgendwie festzukeilen und dort ein wenig zu ruhen. Aber solange sie nicht wußte, ob nicht auch diese Bäume aggressiv waren wie viele der Pflanzen und die jagenden Geschöpfe dieser Welt, wollte sie lieber nichts riskieren. Warum sollten sich fleischfressende Pflanzen nicht auch in Form von Bäumen manifestieren?
    Außerdem hatte Janet längst nicht mehr die Kraft zum Klettern.
    Sie hatte überhaupt keine Kraft mehr.
    Sie setzte sich auf den Boden und schloß die Augen.
    Mochten die Ungeheuer über sie herfallen. In ihrem Zustand war ihr das jetzt egal. Sie hing zwar am Leben wie jeder halbwegs normale Mensch, aber wenn sie hier und jetzt getötet wurde, dann war das einfach Pech. Janet hatte einfach nicht mehr die Kraft, sich zu wehren.
    Doch die Ungeheuer fielen nicht über sie her.
    Statt dessen hörte sie plötzlich die Stimme eines anderen Menschen.
    Einer Frau!
    ***
    Nicole startete den Wagen und fuhr los. Sie fühlte sich sicher.
    Erstens war es bis zum Cottage wirklich nicht sehr weit - eine Strecke, die man tatsächlich mühelos innerhalb von zehn, fünfzehn Minuten zu Fuß zurücklegen konnte, wenn man ein wenig Tempo vorlegte -, zweitens wüßte sie das seltsame Phänomen ein paar Meilen entfernt. Und selbst wenn sie hier von dämonischen Wesen angegriffen werden sollte, konnte sie immer noch das Amulett, das momentan Zamorra trug, mit einem telepathischen Befehl zu sich rufen.
    Warum sollte sie sich also Sorgen machen?
    Sie lenkte den Wagen aus dem Ort und dann auf die kleine Privatstraße, die direkt auf das Cottage zu führte. Der Weg wurde rechts und links von Sträuchern und hoch aufragenden Bäumen gesäumt.
    Plötzlich spürte Nicole, daß sie nicht allein im Wagen war!
    Sie wollte noch auf die Bremse treten, aber da war es schon zu spät…
    ***
    Es dauerte eine Weile, bis sich Zamorra Gedanken zu machen begann. Er sah auf die Uhr. Die Sperrstunde rückte näher, und Nicole war noch nicht wieder aufgetaucht, obgleich sie schon geraume Zeit fort war.
    Über eine Stunde bestimmt.
    Dabei hatte sie doch nur das Auto wegbringen und im Château anrufen wollen.
    Das hätte sie sogar schnell über Autotelefon oder per Transfunk machen können, jene absolut abhörsichere Funkverbindung, die ausschließlich handverlesenen, hochrangigen Mitarbeitern des Möbius-Konzerns und Professor Zamorra zur Verfügung stand - und die nebenbei auch noch schneller als das Licht war.
    Aber selbst wenn sie erst im Cottage zum Telefon gegriffen hatte, sie hätte längst wieder hier sein können.
    Nun, vielleicht hatte es sich Nicole doch anders überlegt und war dort geblieben. Dann aber hätte sie wenigstens auch noch kurz hier anrufen können, um ihren Entschluß mitzuteilen.
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    Er war längst auf alkoholfreie Getränke umgestiegen und stieß jetzt Möbius an. »Sag mal, wie wär’s, wenn wir uns allmählich auf den Heimweg machen?«
    »Aber du hast noch gar nicht mit Anson über die Renovierung des Cottage geredet«, erwiderte Möbius mit erstaunlich klarer Zunge, und Zamorra stellte fest, daß er den alten Mann falsch eingeschätzt hatte - der bestellte zwar eine Runde Bier nach der anderen, hielt aber dabei selbst nicht mit und trank wesentlich langsamer als die dörfliche

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