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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nacht. Man konnte das Licht einschalten, aber sie hatten sich rasch an die neue Umgebung gewöhnt und auch festgestellt, daß ihnen die Angst geblieben war.
    Die war wie eine scharfe Waffe, die ihre Brust durchschnitten hatte. Sie schaute sich aus großen Augen in der Halle um, suchte ebenso nach Fremdspuren wie ihr Freund und der Professor.
    Sie entdeckten die Abdrücke auf dem Stein, und sie gehörten nicht zu den Schuhen des Professors.
    »Er war hier, nicht?«
    Chandler stimmte zu.
    Lizzy schaute sich ängstlich um. Bis auf sie war die Halle menschenleer. Aber sie hatte das Gefühl, als würden sie beobachtet. Die Eisenhand wartete, und das war schlimm.
    »Ein Telefon«, sagte Peppi leise.
    »In meinem Arbeitszimmer.« Chandler sprach leise und langsam.
    Er wischte dabei über seine Stirn, wo sich trotz der Kälte Schweiß gebildet hatte. Lange würde er sich nicht mehr auf den Beinen halten können, davon waren beide überzeugt.
    »Wo ist das denn?«
    »Komm, Mädchen, komm…« Chandler ging vor, auch wenn es ihm schwerfiel. Doch seine Energie schien grenzenlos zu sein, selbst die beiden jüngeren Menschen bewunderten ihn.
    Peppi blieb einige Schritte zurück. Er wollte seiner Freundin und dem Professor so etwas wie Rückendeckung geben. Der Kerl mit der Eisenhand war nicht vergessen. Jeder von ihnen konnte sich gut vorstellen, daß er sich noch im Innern des Schlosses herumtrieb. Wenn ja, hielt er sich gut versteckt.
    An der Tür zum Arbeitszimmer drehte sich Lizzy um. »Bitte, Peppi, komm doch.«
    »Ja, ja, schon gut.«
    Als er die beiden erreicht hatte, stieß Lizzy die Tür auf. Chandler hatte ihr erklärt, wo sie den Lichtschalter finden konnte. Sie kickte ihn nach unten und im Raum gab eine Stehlampe Licht. Gegenüber, wo der Kamin ein nach vorn hin offenes Rechteck bildete, glosten die letzten Reste des Feuers wie ein unheimliches Auge.
    Das Telefon stand auf dem Schreibtisch. Es war ein altmodischer schwarzer Apparat, der matt glänzte. Nur etwas hatte sich verändert.
    Jemand hatte die zur Dose führende Schnur gekappt. Sie hing über die Schreibtischkante hinweg wie eine verbrannt wirkende Schlange…
    ***
    Zuerst waren sie sprachlos, denn mit dieser Tat hatte keiner von ihnen gerechnet. Selbst Chandler nicht, der gegen den dunklen Apparat starrte, als wollte er ihn hypnotisieren.
    Lizzy wischte über ihre Augen. Peppi aber trat näher, hob die Schnur an und ließ sie durch die Finger gleiten, wobei er Worte flüsterte, die er wohl selbst kaum verstand.
    Mit müden Schritten ging Chandler auf seinen Lederstuhl zu und ließ sich hineinfallen. Er zwinkerte mit den Augen, ein Zeichen, daß er nachdachte, dann hob er die Schultern. »Ich will mich nicht entschuldigen, kann es auch nicht, aber damit habe ich nicht rechnen können, tut mir leid. Ich wußte nicht, daß er noch einmal zurückkehrte und die Telefonschnur einfach kappte.«
    »Dann hängen wir jetzt fest?« fragte das Mädchen.
    Chandler ließ sich Zeit mit der Antwort. Zwei Augenpaare schauten ihn bittend an, als könnte er allein ihnen die Lösung präsentieren. Er überlegte sich seine Worte genau, weil er auch nichts beschönigen wollte. »Ich muß zugeben, daß ich mich irrte«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich habe nicht damit rechnen können. Er war wohl schlauer als wir alle zusammen. Er hält uns unter Kontrolle. Er ist anwesend, obwohl wir ihn nicht sehen, das stimmt doch, oder?«
    »Ja.« Peppi nickte.
    »Gibt es denn noch eine Chance?« flüsterte das Mädchen.
    Chandler legte die Stirn in Falten. »So genau weiß ich das nicht. Es ist schwer für mich.«
    »Bitte, Professor.«
    »Flucht?« sagte Peppi.
    »Wie denn?«
    »Zu Fuß.«
    Chandler schüttelte den Kopf. »Ich kann mir vorstellen, daß der Mann darauf wartet. Draußen ist er uns überlegen. Wir haben keine Waffen, um uns zu wehren.«
    »Doch, hier im Schloß gibt es sicherlich noch Hellebarden oder Schwerter. Auch Lanzen…«
    Chandler schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe diese Dinge ausgemottet. Sie sind zwar vorhanden, aber nicht greifbar. Sie befinden sich in einem Raum des nicht mehr bewohnten Traktes. So kommen wir leider nicht weiter.«
    Peppi ballte die Hände zu Fäusten. Er hatte vor Wut ein rotes Gesicht bekommen. Die hellen Haare wirkten wie ein Kamm auf seinem Kopf. »Aber es muß doch eine Chance geben. Wir können uns nicht so einfach einmachen lassen, zum Henker.«
    »Er will uns vernichten!« hauchte das Mädchen.
    Peppi starrte seine Freundin an.

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