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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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versteckt war. Eigentlich kannten nur die Einheimischen den Weg dorthin.
    Ich schloß die Augen. Wenn Suko fuhr, konnte man, ohne Angst zu haben, schlafen. Der war ein sehr guter Fahrer.
    Die Sonne wärmte das Innere unseres Wagens auf. Fast wie von selbst fielen mir die Augen zu.
    Irgendwann erwachte ich. Durch ein Schütteln des Wagens und durch Sukos Stimme.
    »Was ist denn los?« Ich öffnete die Augen und rieb sie.
    »Wir sind in Melk.«
    Suko hatte recht gehabt. Wir rollten bereits über das alte Pflaster dieser Stadt an der Donau.
    Auch den Fluß sah ich. Er floß ebenso träge wie die Themse dahin.
    Das Sonnenlicht zauberte goldene Flecken auf seine bleigraue Oberfläche. Hinzu kamen noch die schneebedeckten Hänge, es war wirklich ein wunderschönes, winterliches Bild.
    »Kennst du noch den genauen Weg?« fragte Suko.
    »Auch nicht mehr.«
    Neben einer Gaststätte stoppte Suko. Zwei Frauen standen vor der Tür und unterhielten sich. Als ich ausstieg, schauten sie mir mißtrauisch entgegen. Erst mein Lächeln löste die Verkrampfung.
    Eine Minute später wußte ich, wie wir zu fahren hatten. »Ich könnte vorher noch etwas essen«, meinte Suko.
    Mit einem vernichtenden Blick schaute ich ihn an. »Du willst doch nicht etwa jetzt…«
    »Nicht unbedingt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Verzichten wir auf Semmeln und Würstchen, wir sollten uns beeilen.«
    »Bitte.«
    Melk lag bald hinter uns. Noch rollten wir auf der Uferstraße dahin. Schon bald mußte Suko nach links abbiegen, um in die Berge zu gelangen. Schmale Stichstraßen führten in die Weinhänge.
    Im Winter sahen sie traurig aus. An vielen Rebstöcken klebten Schneereste wie angepappt. Manche trugen auch Hauben aus Kunststoff, um sie vor der Kälte zu schützen.
    Selbst um diese Zeit sahen wir noch einige Winzer oder deren Helfer im Weinberg arbeiten.
    Hinter den Reben begann der Wald. Für Wanderer eine Oase der Erholung.
    Den schmalen Weg hätten wir fast verpaßt. Nur weil Suko langsamer fuhr, entdeckten wir die Abzweigung. Die Winterreifen des BMW knirschten über den Schnee, der auf der Oberfläche leicht gefroren war. Über uns funkelte die Sonne in ihrem goldenen Schein.
    An den Bäumen war die weiße Pracht weggetaut. Manche Tropfen hingen noch als Eis von den Ästen, andere wiederum sahen aus wie klare, flüssige Wasserperlen.
    Und dann sahen wir die Szene, die in diese Umgebung hineinpaßte wie die Faust aufs Auge.
    An einem Stamm klebte ein demolierter Wagen.
    Suko bremste, ich war als erster aus dem Fahrzeug und lief der Unglücksstelle entgegen.
    Das Nummernschild am Heck zeigte mir, daß der Wagen aus dieser Gegend stammte. Er war nur mehr Schrott, Totalschaden.
    Kopfschüttelnd schaute ich mir die Vorderpartie an. Dieser Teil war zusammengedrückt wie eine Ziehharmonika.
    Suko untersuchte die Spuren. »Der Wagen ist von oben gekommen, John.«
    Ich drehte mich um. »Es sitzt keiner mehr hinter dem Steuer, die Tür ist offen.«
    »Vielleicht hat der Fahrer das Weite gesucht.«
    Mit gefurchter Stirn und Skepsis im Blick schaute ich meinen Freund an. »Bei dem Aufprall?«
    »Wenn er angeschnallt war…«
    Ich ging in die Hocke. Zwar hat man mich nicht als Trapper oder Spurenleser ausgebildet, aber ich konnte mir anhand der Fußtritte schon meinen Teil zusammenreimen. Hier war nicht nur eine Person gegangen, sondern mehrere.
    »Suko, wir sind nicht die ersten.«
    »Ich weiß.«
    »Woher?«
    »Hier sind Spuren von zwei Fahrzeugen. Wahrscheinlich ist ein Wagen hochgefahren und der andere nach unten.«
    »Chandler?« fragte ich nur.
    »Deine Ahnung, wie?« flüsterte Suko.
    Ich nickte und schaute den Spuren nach, die sich schnell verliefen.
    Der Schnee hatte sie regelrecht aufgesaugt.
    »Dann könnte es auch sein«, sinnierte mein Partner, »daß der Opel dem Professor gehört.«
    »Das ist möglich.«
    Suko stand schon an unserem BMW. Er hob die Schultern, gleichzeitig nickte er in Richtung Schloß, das wir noch längst nicht sahen, weil uns die Szenerie der Bäume die Sicht nahm.
    »Okay, fahren wir.«
    Mein Freund setzte sich wieder hinter das Lenkrad. Zum Glück versperrte uns der Unglückswagen nicht die Weiterfahrt. Der Inspektor manövrierte um den Opel herum.
    Sehr langsam rollten wir an. Die Reifen griffen trotz des weichen, glatten Bodens. Zweige schlugen gegen die Karosserie.
    Es dauerte noch einige Minuten, bis sich der Wald lichtete und unser Blick auf die Mauern des Schlosses fiel. Seit unserem letzten Besuch hatte sich nichts

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