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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Welt vergleichen, aus der du stammst. Wir befinden uns hier in einer anderen Dimension, in einem Zwischenreich, wo andere Gesetze herrschen, die für dich fremd sind.«
    »Für Sie nicht, Prof.?«
    »Ich habe mich daran gewöhnen können, Junge. Diese Gesetze habe ich lernen müssen, als es mir gelang, den Weg in die anderen Dimensionen zu finden.«
    Peppi wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Das war ihm zu hoch, zu unbegreiflich. Zudem hatte er sich nie damit beschäftigt.
    Chandler wußte auch nicht, wie er die beiden trösten sollte. Er war Wissenschaftler, kein Psychologe, ihm fehlten einfach die entsprechenden Worte.
    Auch er mußte mit den Phänomenen fertig werden, die durch seine Forschungen immer wieder auftauchten. An diese Welt hatte er sich fast gewöhnt, auch wenn sie jetzt in Gefahr schwebte. Der Mann mit der Eisenhand wollte das Leben vernichten, was sich auf den Blütenblättern zeigte. Es sollten keine Köpfe mehr aus den Blütenkelchen schauen.
    Die beiden Seerosen, auf denen sich die Köpfe der Freunde abmalten, berührten das Ufer. Eine letzte Welle hatte sie herangetrieben, und sie befanden sich nicht einmal weit von den Schuhspitzen entfernt. Mit ihren breiten Unterlagen blieben sie auf dem nahen Uferschlick liegen. – Auch Lizzy hatte sich mittlerweile so gut unter Kontrolle, daß sie hinschauen konnte. Noch immer grau im Gesicht und einen Ausdruck der Furcht in den Augen, schaffte sie es, die erste Frage seit langem zu stellen.
    »Professor, bitte, was hat es zu bedeuten? Wir sehen unsere Gesichter, und wir haben den Kerl mit der Eisenhand ebenfalls gesehen, wie er die Köpfe zerdrückte. Ist das… ist das ein Zeichen für uns, daß auch wir sterben müssen? Sterben die Menschen, wenn die Köpfe auf den Blütenblättern zerstört werden?«
    Chandler hob die Schultern. »Hoffentlich nicht. Nein, ich glaube es nicht.«
    »Und wenn doch?«
    »Es ist nicht gut, Lizzy, daß du jetzt darüber nachdenkst. Versuche bitte, die Gedanken von dir wegzuschieben, wobei mir bekannt ist, daß man so etwas kaum schaffen kann, aber es ist immerhin eine gute Lösung, mein Kind.«
    »Ja, ja, aber…« Sie schüttelte sich und gab sich einen innerlichen Ruck. »Wie war das denn mit Ihnen, Professor? Haben Sie sich auch schon als Blütenkopf gesehen?«
    »Leider, doch ich lebe.«
    »Das ist Hoffnung!« flüsterte sie.
    Der Dunst war nicht stärker geworden. Nach wie vor umgab er das Ufer wie ein weicher Ring aus bleichen Tüchern. Es war so gut wie windstill.
    Auf dem Meer der Toten entstand eine Bewegung. Dort mußte ein Kreisel entstanden sein, der dafür sorgte, daß der Schlamm nicht mehr liegenblieb. Blasen entstanden und zerplatzten mit einem lauten ›Blubb‹.
    Was tat sich in der Tiefe?
    Nicht nur Chandler war gespannt, seinen beiden Gästen erging es nicht anders.
    In die Seerosen geriet Bewegung. Sie trieben aufeinander zu, stießen sich gegenseitig an, drückten sich zur Seite, so daß völlig neue Formationen entstanden und die Köpfe auf den Blättern ebenfalls in schwankende und nickende Bewegungen gerieten.
    Dann trieben wieder neue Blüten in Richtung Ufer. Sie tanzten auf Wellenkämmen, wurden förmlich herangeschoben, und Lizzy hatte sehr gut aufgepaßt.
    »Das hat etwas zu bedeuten, Prof. Da bin ich mir ganz sicher. Das ist alles so anders geworden.«
    Chandler gab keine Antwort. Er hatte sich ebenfalls auf zwei Seeroseninseln konzentriert und konnte sich erinnern, daß es sie vor Minuten noch nicht gegeben hatte.
    Neue Inseln, neue Köpfe, neue Gesichter…
    Noch waren sie weit entfernt, um genau erkannt zu werden, aber eine Ahnung glitt wie Kriechstrom in Chandler hoch.
    Eine fürchterliche Ahnung…
    Er vergaß die beiden jungen Leute. Als er seine Schritte noch näher an das Ufer heransetzte, spürte er in den Knien das Zittern. Nur mühsam konnte er sich auf den Beinen halten. Augen und Lippen zuckten, die Furcht vor dem Wissen bohrte sich wie eine Nadel in sein Herz. Die schreckliche Ahnung verschwand nicht, im Gegenteil, sie verdichtete sich zu einer Gewißheit.
    Chandler kannte die beiden Gesichter.
    Das eine gehörte Suko, das andere dem Geisterjäger John Sinclair!
    ***
    Zeitreisen oder Reisen in andere Dimensionen sind nichts Neues für mich, meine Freunde und ich haben sie schon öfter hinter uns gebracht. Wir kannten uns also aus, aber dieser Schrecken, der mich beim Wegsacken überfiel, den hatte ich noch nie bei den Reisen erlebt.
    Es war nicht der Schrecken, der

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