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0616 - Der König des Schreckens

0616 - Der König des Schreckens

Titel: 0616 - Der König des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lebt trotzdem weiter.«
    »Was ist mit seinen Bildern?«
    »Sie alle werden leben. Sie alle werden das Grauen ausstrahlen, denn sie spüren seine Botschaft, so wie du.« Noch einmal zog sie den Mund in die Breite, aber sie lachte nicht, es blieb bei dieser stummen Demonstration.
    Dann verließ sie das Zimmer!
    Zurück blieb Dr. Harold Moore. Einsam, verlassen, allein mit seiner Verletzung.
    Er hatte es auch weiterhin geschafft, sich aufzustützen. Sein Arm zitterte, und der Mann wußte, daß er nicht mehr die Kraft besitzen würde, um in die Höhe zu kommen. Der Fußboden verwandelte sich in ein Meer, das einfach wegschwamm. Von der Mulattin hörte er nichts mehr. Sie mußte den Raum wie auf Samtpfoten verlassen haben.
    Kam auch er weg?
    Eine lächerliche Distanz mußte er nur zurücklegen, um die Tür zu erreichen. Keine Schwierigkeit, wenn man völlig normal und gesund war. Das war er nicht. Moore kam sich vor wie ein Tier, das angeschossen worden war. Er verlor Blut. Mit jedem Tropfen, der aus der Wunde quoll, verließ ihn auch die Kraft.
    Er konnte sich ausrechnen, daß er irgendwann umkippen und verbluten würde.
    Der Gedanke daran ließ noch einmal Kraftreserven in ihm wachsen. Er saugte die Luft ein, er drückte den Oberkörper nach vorn, mußte dabei die Lehne des Sessels loslassen, der Schwindel packte ihn wie ein gigantischer Strudel und riß ihn nach vorn.
    Der Boden bewegte sich hektisch. Er bildete Wellen und gleichzeitig Täler, die ihn schlucken wollten. Verzweifelt öffnete er den Mund. Der Schrei nach Hilfe wäre jetzt am wichtigsten gewesen, aber er brachte ihn nicht über die Lippen.
    Nur ein Röcheln floß aus seinem Mund. Dann schwemmte ihn etwas fort. Moore wurde nicht bewußtlos, er geriet nur in einen Zustand, wo er kaum etwas wahrnahm, aber er hörte einen gellenden Schrei.
    Darum konnte er sich nicht kümmern. Zwei Hände umfaßten ihn, zerrten an seinen Achseln, sie schleiften ihn fort, und eine Frauenstimme sprach flüsternd seinen Namen, wobei sie im nächsten Augenblick nach Larry, dem Sohn, rief.
    Ellen, dachte Moore, es ist Ellen! Jetzt wird alles gut, ja, jetzt wird alles gut…
    Dann wußte er nichts mehr.
    ***
    »War eine gute Idee von dir«, meinte Suko.
    »Welche?«
    »Noch in der Nacht loszufahren. Das tut meiner schwarzen Rakete unheimlich gut.«
    »Schön, daß du dich freust.«
    Suko lachte nur und deutete auf ein Hinweisschild, das sehr schnell vorbeihuschte. Er hatte die Schrift trotzdem lesen können.
    »Noch sechs Meilen bis Littleport.«
    »Gut.«
    Wir waren nicht gefahren, sondern fast tief geflogen. Ich hatte manchmal feuchte Hände bekommen, als Beifahrer reagiert man ja anders als der Fahrer.
    Der Himmel war dunkelgrau, wolkenverhangen und trotzdem irgendwo klar. Möglicherweise lag es am Licht des Mondes, der sich hinter den Wolken versteckt hatte.
    Zugleich fegte ein viel zu warmer Wind über das Land und ließ die Menschen krank werden.
    Wir hatten die Heizung nicht angestellt. Bei diesen Temperaturen kamen wir ohne zurecht.
    Gegenverkehr herrschte kaum, und in der ungewöhnlich dunklen, klaren Luft sahen wir plötzlich den kleinen Ort Littleport wie einen dunklen Scherenschnitt vor uns liegen.
    Da zeichneten sich die Häuser scharf konturiert ab. Sie waren nicht hoch gebaut worden. Zwei Etagen, mehr nicht. Tankstellenlichter gaben einen bläulichen Schein ab.
    Laternen warfen ihr kaltes Licht gegen den Boden. Ein Hund lief über die Straße, und wir rollten jetzt im normalen Tempo über die graue Fahrbahn.
    »Bleeker Street«, murmelte ich.
    »Die werden wir schon noch finden.«
    »Vielleicht in drei Stunden, Suko. Ich möchte gern mal einen treffen, der sich nicht in seiner Bude verkrochen hat.«
    »Du kannst ja schellen.«
    »Hier schlafen alle.«
    Nein, es schliefen nicht alle. Nahe eines Geschäfts sahen wir einen Streifenwagen stehen.
    Direkt daneben ließ Suko seinen BMW ausrollen, was den Kollegen nicht paßte, denn sie fuhren uns sofort an.
    »Keine Panik, Kameraden.« Ich blieb locker und reichte ihnen meinen Ausweis.
    Sie lasen das Papier und nickten.
    »Hier hätte Hastings auch Dienst machen können«, meinte Suko.
    »Aber der wird nach London versetzt.«
    »Lehre du mich den Beamtenapparat kennen.«
    »Fürwahr.«
    »Worum geht es denn?« fragte uns der Konstabler.
    »Bleeker Street Nummer 8.«
    »Da wollen Sie hin?«
    »Sicher.«
    »Das Haus ist unbewohnt. Es wird zu Saisonzeiten vermietet. Ich meine nicht die Feriensaison, sondern die Zeit während

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