0616 - Der König des Schreckens
des Lehrbetriebs an der Uni.«
»Wir wollten nur wissen, wie wir hinkommen.«
»Ich fahre vor.«
Wenn sie sich schon anboten, konnten wir nichts dagegen machen.
»Gut, wir bleiben hinter Ihnen.«
»Mußte das denn sein?« quengelte Suko.
»Ich konnte es nicht ändern. Sie haben es eben gut gemeint und nicht daran gedacht, daß wir uns möglichst ohne Zeugen hier bewegen wollen.«
»Ja, ja, diese guten Kollegen.«
Wir bogen von der Hauptstraße ab in den westlichen Teil des Ortes. Littleport war eine kleine Stadt, die man eigentlich mögen mußte. Hier konnte man seinen Lebensabend verbringen, denn sie strömte eine Ruhe aus, die schläfrig machte.
Aber gerade unter der Oberfläche brodelte es oft genug. Das hatten wir schon mehr als einmal kennengelernt.
Tatsächlich, wie das Schicksal so spielt – auf einmal geisterte das Blaulicht eines Krankenwagens über die Fassaden und Fenster. Eine Sirene war nicht zu hören, doch auch dieses Licht ließ die Ruhe plötzlich gespenstisch erscheinen.
Wir mußten halten, um den Krankenwagen vorbeizulassen. Ich war ausgestiegen und klopfte an die Seitenscheibe des Streifenwagens. Der Beifahrer öffnete die Tür.
»Was war los? Wissen Sie darüber Bescheid?«
»Ja, Sir. Ein Dr. Moore ist ins Krankenhaus gebracht worden. Oder wird hingebracht.«
»Weshalb?«
»Seine Frau hat ihn gefunden, mehr ist uns auch nicht bekannt. Die beiden anderen Kollegen haben sich um den Fall gekümmert. Möglicherweise ein Infarkt oder so.«
»War der Mann Arzt?«
»Nein«, klang es lachend zurück. »Wissenschaftler in Cambridge. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der sich überarbeitet hat, beim besten Willen nicht.«
»Okay, danke.«
Ich erzählte Suko, was ich erfahren hatte und fügte noch hinzu:
»Ist wohl nichts für uns.«
Wenig später gerieten wir in den noch stilleren Teil des großen Dorfs. Verschwunden waren die alten Häuser mit den Efeu-Fassaden, dafür sahen wir Neubauten aus Klinkersteinen, gepflegte Gärten, geometrisch und reißbrettartig angelegt. Natürlich gewachsen war in dieser Siedlung nichts.
Im Schrittempo rollten wir durch das dunkle Gebiet. Wohnstraßen, die durch viereckige Pflanzenkübel noch mehr verengt worden waren. Ab und zu warf eine Laterne ihr kahles Licht auf das rötlich schimmernde Pflaster.
Es war schon die Bleeker Street, wie ich auf einem schmalen Schild las. Da wir von der verkehrten Seite hineingerollt waren, mußten wir fast bis zum Ende durchfahren, um die Nummer 8 zu erreichen.
Die meisten Häuser hier lagen im Dunkeln. Sie gehörten tatsächlich zu einer kleinen Siedlung, wobei die meisten Häuser jetzt leer standen.
Auch die Nummer 8 sah unbewohnt aus. Kein Licht war zu sehen.
Wir stiegen aus, drückten die Wagentüren vorsichtig zu, während die Kollegen im Auto hocken blieben.
»Sollen wir mit hineingehen?«
»Nein, das ist nicht nötig.«
»Wohnt hier jemand?«
Ich hob die Schultern. »Das werden wir in den nächsten Minuten herausfinden. Vielen Dank fürs Herbringen.«
»Haben wir gern getan.« Die beiden winkten uns zu, drehten und rollten davon.
Suko stand schon vor der schmalen Haustür. Ich durchquerte den kleinen Vorgarten auf dem Plattenweg und schaute meinen Freund fragend an, der sich gebückt hatte und nach einem Namensschild Ausschau hielt.
»Nichts zu sehen.«
»Ist die Klingel denn eingeschaltet?«
»Das werde ich ausprobieren.« Er drückte auf den dunklen Knopf.
Wir hörten im Haus das Schellen, nur kam auch nach zwei Minuten kein Mensch, um zu öffnen.
»Da hat man uns zum Narren gehalten, fürchte ich.«
Suko war anderer Meinung. »Schauen wir uns doch mal an der Rückseite um.«
Wir hatten Glück, denn nicht weit entfernt führte ein schmaler, nur für Fußgänger bestimmter Weg zu den hinteren Seiten der zu vermietenden Häuser.
Dort sahen wir das Band einer Straße. Zwischen zwei Laternen parkte ein weißer MG, der schon Sammlerwert besaß.
Den erkannte ich wieder!
Suko pfiff leise durch die Zähne, denn ich hatte ihm von dem Wagen erzählt. »Dann scheint unsere farbige Freundin doch ihr Ziel gefunden zu haben.«
»Nummer 8.« Ich deutete über die Büsche hinweg, die die Rückseite des Hauses vor Blicken schützten. Sie standen in einem kleinen Garten, zusammen mit mehreren Nadelbäumen.
Die Büsche würden auch uns Deckung geben, wenn wir uns dem Haus näherten.
Suko machte den Anfang. Er überstieg den braunen Holzzaun und blieb hinter einer Fichte stehen. Wenig später hatte auch
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