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0616 - Der König des Schreckens

0616 - Der König des Schreckens

Titel: 0616 - Der König des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Auch im Dunkeln oder mit geschlossenen Augen kannte er sich aus.
    Ganz finster war es nicht. In der Dunkelheit zeichneten sich die grauen Rechtecke der Fenster ab. Die interessierten ihn jedoch nicht.
    Er drehte sich um, weil er auf das Bild schauen wollte.
    Es hing nicht einzeln, sondern bildete den Teil eines Ganzen. Dennoch sah es so aus, als würde es allein hängen, denn von allen Bildern war es das einzige, das leuchtete.
    Moore wollte es nicht glauben. Er kam sich vor wie ein Fremder.
    Sehr lange schon hatte er das Bild besessen. Wie war es möglich, daß es dieses Leuchten ausstrahlte?
    Lebte es tatsächlich? Steckte in ihm wirklich ein Geist, wie die Mulattin erwähnt hatte.
    Sehr vorsichtig schritt er auf das Bild zu, den Blick auf die Augen gerichtet.
    Aber nicht sie bewegten sich, es waren die nach oben geschminkten Mundwinkel, die zuckten, als wollte ihn der Clownschädel auslachen. Aber der Rahmen blieb ruhig, nur das Motiv selbst war von einem ihm unheimlich vorkommenden Leben erfüllt.
    Er hätte das Bild berühren können, es wäre nichts Besonderes gewesen, plötzlich traute er sich selbst nicht mehr zu. Seine schon vorgestreckte Hand zuckte zurück.
    Das Gemälde war ihm unheimlich geworden. Er hatte die Worte der Mulattin nicht vergessen. Sie hatte seinen Tod erwähnt, seinen Absturz. Daß dieses Bild ein fürchterliches Grauen abstrahlte und gleichzeitig leben würde.
    Er schluckte. Mit der Zungenspitze fuhr er über seine rissigen Lippen. Der eigene Speichel schmeckte salzig.
    Wie konnte das Motiv leuchten? Weshalb verzogen sich die scharf geschminkten Mundwinkel?
    Nur der Rahmen blieb ruhig. Auf seiner Oberseite zeigte der schwarze Lack einen matten Glanz. Er hing dort, als wäre er mit der Wand verwachsen gewesen.
    Das Gesicht zuckte weiter. Diesmal heftiger. Die Bewegungen blieben auch nicht auf den Mund beschränkt, die breiteten sich aus, erfaßten die Wangen und die Haut auf der Stirn, wo sie ein Muster aus Falten hinterließen.
    Moore zwinkerte mit den Augen. Er hörte seinen eigenen schweren Atem, drehte sich um, weil er das Gesicht nicht mehr anschauen konnte. Es war für ihn die Inkarnation des Bösen, ein Gruß aus der Hölle, obwohl er sich den Teufel nicht eben als Clown vorstellte.
    Moore wich zurück. Er gehörte zu den Wissenschaftlern und war es gewohnt, Problemen auf den Grund zu gehen und zu versuchen, sie zu analysieren.
    Hier kam er nicht mehr mit. Was innerhalb des Rahmens geschah, überstieg sein Begriffsvermögen. Das war einfach zu schlimm, zu unbegreiflich und unerklärlich.
    Er ging zur Tür. Es war vielleicht besser, wenn er seine Frau und den Sohn weckte, denn die Gefahr konnte sich möglicherweise ausweiten und das Haus übermannen.
    An der Tür drehte er sich, fast schon einem Zwang folgend, noch einmal um.
    Das Bild strahlte jetzt.
    Helle Farben hatten sich verdichtet, trotzdem wirkte es düster.
    Auch das Motiv war ein anderes geworden, denn er glaubte, tief in die Leinwand hineinschauen zu können.
    Dort blinkte etwas Goldenes…
    Dr. Moore konnte damit nichts anfangen. Außerdem paßte dieses Gold einfach nicht dazu. Ein Clown mit Gold, das war…
    Da löste sich der Streifen!
    Golden fuhr er schmal, lang, gefährlich und spitz aus dem Bild und raste genau auf ihn zu.
    Moore wollte ausweichen, er zuckte noch zur Seite, mehr schaffte er nicht.
    Der Pfeil oder die Nadel erwischte ihn in der rechten Brustseite und blieb dort stecken.
    In den nächsten Sekunden stand er unbeweglich. Moore konnte es nicht fassen, ein entsprechender Unglaube zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
    Er senkte den Kopf und blickte an sich herab. Die Nadel war tief in seine Brust hineingedrungen, hatte eine Wunde hinterlassen, die glücklicherweise nicht tödlich war. An der anderen Seite wäre es schlimm geworden, da schlug sein Herz.
    Dennoch spürte er den Schmerz.
    Von einem Punkt aus strömte er fächerförmig durch den gesamten Brustkasten. Der Mann merkte, wie ihm die Beine schwer wurden.
    Er hielt den Mund weit offen und saugte die Luft ein. Schwindel erfaßte ihn. Ohne daß er es sich bewußt wurde, ging er ein paar torkelnde Schritte nach vorn und brach plötzlich zusammen.
    Hart fiel er auf die Knie, wobei er es schaffte, sich noch mit einer Hand an der Lehne eines Sessels abzustützen. In dieser Haltung blieb er knien.
    Moore konnte jetzt direkt auf das Bild schauen, wo das Gesicht des Clowns immer stärker grinste und sich die Augen drehten, als wären sie Räder.
    Und noch

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