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0616 - Der König des Schreckens

0616 - Der König des Schreckens

Titel: 0616 - Der König des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich neben ihm Deckung gefunden.
    Vor uns lag das breite Fenster des Wohnraums. Hinter der Scheibe brannte kein Licht, das Zimmer lag in tiefer Dunkelheit. Wenn sich die Mulattin im Haus befand, der parkende Wagen wies ja darauf hin, dann bewegte sie sich wahrscheinlich im Dunkeln. Nicht einmal eine Kerze hatte sie angezündet, geschweige denn Licht gemacht.
    Wir warteten gut eine Minute ab, ohne daß sich hinter den dunklen Scheiben etwas getan hätte.
    Ich bewegte mich etwas zur Seite und rückte einige Zweige aus meinem Blickfeld. Mir war das Geländer einer Außentreppe aufgefallen. Ich deutete hin, Suko nickte, dann huschten wir lautlos über den kurzen Rasen.
    Die Treppenstufen waren aus Beton. Vom letzten Regen glänzten sie noch feucht.
    Vorbei an einem Kellerfenster huschten wir und blieben vor einer schmalen Tür stehen.
    Die Klinke bestand aus Kunststoff. Ich legte meine Hand darauf, drückte sie nach unten und öffnete die Tür, allerdings nur einen Spalt, weil sie von innen durch eine Kette gesichert war.
    Die schob Suko umständlich aus der Schiene.
    »Willst du?« wisperte er.
    »Nach dir, Alter.«
    Wir schlichen in einen Keller. Nicht viele Häuser auf unserer Insel haben Keller. Dieser neue Bau gehörte dazu, auch wenn der Raum sehr klein war und nicht die gesamte Grundfläche einnahm.
    Wir entdeckten einen ausgeschalteten Ofen, sahen jede Menge gestapelter Zeitschriften, auch einige Regale, in denen Obstdosen verstaubten, und eine zweite Tür, die ins Haus hineinführte.
    Sie interessierte uns am meisten, war auch nicht verschlossen, und dahinter sahen wir eine Treppe. Diesmal nicht aus Stein, sondern aus Holz.
    Um sie leise überwinden zu können, mußten wir sehr vorsichtig auftreten. Unsere Hände lagen dabei auf dem Geländer, das einen kalten Handlauf aus Metall besaß.
    Keine Tür versperrte den weiteren Weg. Die Treppe mündete direkt in einen schmalen Flur, den wir deshalb so gut erkennen konnten, weil er von einem grünlich schimmernden Licht erhellt wurde, das nicht ruhig blieb, sondern innerlich flackerte und vibrierte.
    Auf halber Treppe blieben wir stehen und beobachteten es.
    Aber wir hörten eine Stimme. Nicht sehr laut, auch nicht flüsternd, in der mittleren Tonlage dazwischen liegend.
    Daß es die Stimme einer Frau war, erfuhren wir schon bei den ersten Worten, die sogar ziemlich klar und verständlich an unsere Ohren drangen.
    »Deine absolute Herrschaft wird in zehn Jahren beginnen. In zwei Wochen fängt die neue Dekade an, dann dauert es nicht mehr lange, bis sich die Prophezeiung des großen Nostradamus erfüllt.«
    Mir sträubten sich die Nackenhaare. Wen hatte die Frau erwähnt?
    Nostradamus?
    Ich blicke Suko ins Gesicht, der ebenso erstaunt aus der Wäsche schaute wie ich.
    Die Frau redete weiter. Sie sprach von einer Ära des Schreckens und präzisierte dies auch. »Im siebten Monat des Jahres 1999 wird vom Himmel ein großer König des Schreckens kommen, um den großen Hunnenkönig wieder auferstehen zu lassen. Vor und nach seiner Ankunft wird der Kriegsgott Mars glücklich regieren…«
    Die Sätze kannte ich. Sie stammten aus einer Offenbarung des Nostradamus.
    Der aber hatte viel gesagt, das meiste verklausuliert, nicht immer verständlich.
    Mit dem Hunnenkönig konnte eigentlich nur Attila gemeint sein, der vor vielen Jahrhunderten ein Regiment des Schreckens über Europa gebracht hatte.
    Suko zog den Mund schief. »Ich glaube einfach nicht, daß Attila wieder zurückkehrt.«
    »Ich auch nicht.«
    »Und wenn doch?«
    Ich winkte ab. »Denke daran, daß sich der Seher aus dem Geist des Königs Salomo, dem des Nostradamus und meines eigenen Ichs zusammensetzt. Ich hätte vielleicht irgend etwas gespürt und…«
    »Nur vielleicht.«
    »Wir werden sie fragen.«
    »Das meine ich auch.«
    Wie Diebe schlichen wir die letzten Stufen hoch. Die Frau sollte uns erst im allerletzten Moment hören. Wir wollten sie so gut wie möglich überraschen.
    In der Diele sahen wir das Licht nicht mehr, es hatte sich zurückgezogen. Aber rechts von uns leuchtete es. Ein offener Durchgang führte in den gespenstisch erhellten Wohnraum, wo wir die Mulattin auf einem Sitzkissen mit halb erhobenen Armen knien sahen.
    Ich wußte nicht, zu wem sie sprach, sie hatte uns ihr Gesicht zugedreht und redete gegen das grünliche Licht. Seine Quelle befand sich für uns im toten Winkel.
    Noch hatte sie uns nicht gesehen oder wollte uns nicht sehen. Wir ließen unsere Waffen stecken, als wir uns durch den

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