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0616 - Der König des Schreckens

0616 - Der König des Schreckens

Titel: 0616 - Der König des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es keinen Dienst ohne Gegenleistung, verstanden?«
    Sie senkte den Blick. »Was willst du?«
    Ich deutete mit der Dolchspitze gegen den Himmel. »Der Schädel ist verschwunden. Lorenzo muß es geschafft haben, sich zu verstecken. Ich möchte von dir nur wissen, wo ich ihn finden kann. Oder anders ausgedrückt: Führe mich zu ihm.«
    »Nein.«
    Ich drehte mich wieder dem Bild zu. »Ich kann die Köpfe auch einzeln abtrennen.«
    Capri stand da und zitterte. In ihr tobten die Widersprüche, das sah ich ihr an, ging weiter und zerstörte das nächste Bild, das ebenfalls mit einem Zischen verging. »Du kannst es dir überlegen. Wenn ich alle anderen vernichtet habe, kehre ich zu dir zurück und stellte dir noch einmal die gleiche Frage.«
    Zwischen uns hatte sich allmählich eine nicht gerade kleine Distanz aufgebaut. Dennoch hörte ich ihren schweren Atem. Diese Frau litt unter einem unwahrscheinlichen Druck.
    Ich wollte Lorenzoaas der Reserve locken. Er konnte es einfach nicht hinnehmen, daß ich seine Werke der Reihe nach zerstörte. Tat er das, würde er sein Gesicht und seinen Einfluß verlieren.
    Mehr als die Hälfte der Bilder waren mir bereits zum Opfer gefallen. Noch drei – außer dem Quallenbild – mußte ich vernichten.
    Da hörte ich die Schritte der Mulattin. Sie hetzte auf mich zu. Ihre Sohlen hinterließen Echos auf dem harten Boden. »Nein, machen Sie nicht weiter.« Sie wurde wieder förmlich.
    »Doch!«
    Ich zerstörte auch das drittletzte Bild mit einem einzigen Stoß meines Dolches.
    »Du hast Zeit, Capri. Warte es ab. Ich lasse dein Bild noch übrig.«
    Die letzten beiden Gemälde zeigten Motive, die sich glichen. Graugrüne, krötenartige Wesen, die dabei waren, Menschen zu verschlingen. Diese Motive waren dermaßen häßlich, daß ich die Klinge zweimal mit großem Vergnügen hineinrammte und zuschaute, wie sie verpufften und dabei zerschmolzen.
    Dann erst drehte ich mich um.
    Capri hatte ihre einst stolze Haltung aufgegeben. Sie wirkte nur mehr wie ein Häufchen Elend – gebrochen, und der Mantel schien ihr plötzlich zu groß geworden zu sein.
    Über den Platz in der Dorfmitte trieben die widerlich stinkenden Schwaden. Letzte Reste der vernichteten Bilder.
    »Nun?«
    Sie hob die Schultern.
    »Soll ich dein Bild auch zerstören?«
    »Nein!« schrie sie. »Tu das nicht!«
    »Dann führ mich zu ihm.«
    Capri hob die Schultern. »Ich… ich weiß nicht, wo er sich befindet. Ich spüre ihn nur.«
    »Wunderbar, dann spüre mal genau.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sein Geist ist überall, er hält das Dorf noch unter Kontrolle.«
    »Bis auf mich.«
    »Ja.«
    Ich faßte sie in Höhe des Ellenbogens an. Jetzt, wo ich sie aus unmittelbarer Nähe sah, entdeckte ich auch wieder das Blut auf ihrem Gesicht. Sie hatte es nur mehr verteilt. »Capri, das ist kein Spaß mehr. Du wirst doch herausfinden können, wo sich dein großer Herr und Meister aufhält. Es muß einen zentralen Punkt geben.«
    Sie starrte ins Leere und sah so aus, als hätte sie meine Frage nicht verstanden. Ihr Blick war völlig geistesabwesend. Ich sprach sie wieder an, schüttelte sie durch, aber sie sagte nichts, was mich hätte interessieren können.
    Ihr Blick war von mir gewichen. Sie schaute nach links gegen die Hausfronten, als gäbe es dort etwas Bestimmtes zu entdecken. Ich allerdings konnte nichts herausfinden.
    »Was hast du?«
    »Er kommt…«
    »Schön – und wo?«
    Capri atmete heftig ein. »Du wirst ihn nicht sehen können, John Sinclair. Keiner kann ihn sehen, verstehst du das? Er kommt, ohne sichtbar zu sein. Wir können ihn nur fühlen, nein, ich kann ihn nur fühlen, und er nähert sich mir.«
    »Will er etwas von dir?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube schon. Ja, er will etwas von mir. Er wird mich bestrafen.«
    »Für was?«
    Ihre Stimme zitterte. »Ich habe dich nicht zurückhalten können. Du hast die Bilder zerstört. Sie waren ein Teil von ihm, denn sie gehörten zu ihm.«
    »Das weiß ich…«
    »Er nahm sie mit, als er sich tötete. Sie haben ihm die Kraft gegeben. Es waren nicht nur die Motive, die ihn zum König des Schreckens machten, nein, das waren Teile seiner Seele, seiner Selbst, seines Unterbewußtseins. Man nimmt dem König nichts, man darf ihm nichts wegnehmen, hast du gehört.«
    »Klar, aber ich habe es getan.«
    »Das werde ich büßen.«
    Nach diesen Worten richtete sie sich plötzlich auf und starrte gegen den Himmel, als könnte sie dort die Lösung des Problems erkennen. Auch ich schaute

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