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0617 - Zeit der Ungeheuer

0617 - Zeit der Ungeheuer

Titel: 0617 - Zeit der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Glut nicht erlosch. In der nächsten Nacht und auch bei Tage würde jeweils ein anderer Aska dafür zuständig sein. Jeder kam einmal an die Reihe, ganz gleich, ob Mann oder Frau. Der ständige Wechsel diente dazu, daß nicht ein einziger Aska nur immer bei Nacht oder bei Tage auf das Feuer zu achten hatte. Schlimm wurde es bei Tage, wenn die Dämonen angriffen und die Glut gerade schwach geworden war. Denn unten in der schützenden Höhle konnte der jeweilige Feuerhüter seiner Aufgabe ja nicht nachgehen. Es war auch nicht erlaubt, Feuer mit in die Höhle hinab zu nehmen. Ein wohldurchdachtes Tabu - die Luft dort unten war auch so schon schlecht genug; sie mußte nicht durch den Rauch noch weiter verschlechtert werden. Ganz abgesehen vom Verbrennen des Sauerstoffs; aber davon wußten die Aska sicher nichts.
    »Gibt es auch andere Geschichten, in denen wir Vorkommen?« fragte Nicole.
    Bran drehte den Kopf und sah sie nachdenklich an.
    »Ich werde mir eine ausdenken«, versprach er und schritt in Richtung Hütte davon, in der er mit anderen Aska zusammen wohnte.
    ***
    »Das ist ja unglaublich«, sagte Nicole kopfschüttelnd. »Chef, da müssen wir jetzt dranbleiben ! Das ist die Brücke, die wir suchen! Dieser Bran…«
    »Darf man mal erfahren, wovon ihr redet?« erkundigte sich Monica Peters.
    »Ihr habt nichts davon mitbekommen?« staunte Nicole.
    »Würden wir sonst fragen?« Uschi schüttelte den Kopf. »Ihr wart beide ein paar Minuten lang wie abwesend. Geistig weggetreten, im wahrsten Sinne des Wortes. Eure Lippen haben sich bewegt, aber ihr habt nicht gesprochen. Und es war auch nichts Gedankliches festzustellen. Ihr habt nur ausgesehen, als würdet ihr nach etwas lauschen.«
    »Nach einer Geschichte«, sagte Zamorra. »Eine, die uns Bran erzählt hat.«
    »Dann erzählt ihr uns doch auch ein wenig davon, ja?« bat Monica.
    Zamorra überlegte und suchte nach Worten. Aber es fiel ihm schwer. Was wußte er schon? Er hatte nur diesen Bran gesehen und gehört, als befände er sich in einer Nebelwolke, die alles andere ringsum verbarg. Wenn er versuchte, diesen Nebel zu durchdringen, um zu sehen, was sich dahinter befand, streikte seine Erinnerung und schwand dahin.
    Schließlich schaffte er es, unterstützt von Nicole, die Geschichte wenigstens dem Sinn entsprechend nachzuerzählen. Er hatte das Gefühl, als weigere diese Story sich, von jemand anderem als Bran erzählt zu werden.
    Tendyke räusperte sich.
    »Wenn ihr mich fragt - dann hat euch dieser Geschichtenerzähler mit seiner Story zu sich in seine Welt geholt. Oder in seine Zeit, wie auch immer.«
    »Das ist ja verrückt«, entfuhr es Nicole. »Wie soll das funktionieren?«
    »Denk an den Gavvroval«, sagte Zamorra. »Und an ›Großonkel Isenbart‹ und den bärtigen Geschichtenerzähler. Den ›Sucher‹, die ›Hoffende‹… in jener anderen Welt, beim Schädeltempel… da war's doch auch so, daß aus Worten eine Wirklichkeit geschaffen wurde…« [2]
    »Eine Scheinwirklichkeit!« protestierte Nicole, die sich noch gut an jene Ereignisse erinnerte, die nun schon etwa vier Jahre zurücklagen.
    »Geschichtenerzähler, deren Worte wahr werden, gibt es immer wieder mal auf der Welt, in jeder Kultur«, warf Tendyke ein. »Meistens hält man sie für Zauberer.«
    »Sind sie das nicht?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte der Abenteurer. »Vielleicht sind sie auch nur so etwas wie Hellseher. Sie schauen in eine andere Welt und erzählen das, was sie sehen. In gewisser Hinsicht ist das dann eine Wirklichkeit. Und wenn die Welten sich überlappen oder durchdringen, haben wir den klassischen Fall einer erfüllten Prophezeiung.«
    »Also Propheten, keine Hellseher«, korrigierte Zamorra. »Das ist ein Unterschied.«
    »Für euch Eierköpfe«, grinste Tendyke. »Aber wenn du es mal nicht aus der Sicht eines Wissenschaftlers betrachtest, sondern es einfach nur so hinnimmst, verliert die Bezeichnung an Bedeutung. Wichtig ist nur, daß das, was erzählt wird, Gestalt annimmt, wirklich wird. Und Leute, die das bewerkstelligen können, gibt es immer wieder mal irgendwo in einer der unzähligen Welten. Im Mittelalter hat man sie als Hexer verbrannt.«
    »Und du denkst also, daß wir es mit so einem Wesen zu tun haben.«
    »Ja. Alles deutet darauf hin. Was mir nur unverständlich ist: daß ihr trotzdem zugleich noch hier seid. Ihr oder wenigstens eure… hm… Echos. Das paßt nicht ins Bild. Ihr dürftet gar nicht hier sein. Der Geschichtenerzähler müßte euch

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