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0619 - Killer-Blasen

0619 - Killer-Blasen

Titel: 0619 - Killer-Blasen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ja.«
    »Bleibt es bei der Wacheinteilung?« fragte ich.
    Golenkow lachte. »Sag nur, daß du noch schlafen willst?«
    »Ich versuche es, denn ich bin fast sicher, daß in der Nacht nichts mehr geschehen wird.«
    Der Freund aus Rußland hatte seine Zweifel. Suko warf Holz ins Feuer. Die Flammen fauchten noch einmal auf.
    Ich setzte mich in die Nähe und trank Tee, während Wladimir sich anzog, weil er zunächst draußen bleiben wollte.
    »Was meinst du, John?« fragte mich Suko.
    Ich lehnte mich zurück, starrte gegen die schwarze Decke und erwiderte: »Ganz schön beschissen, das alles…«
    »Wie wahr…«
    ***
    Der andere Morgen!
    Kalt, grau und neblig zog der Tag herauf. Es war kein dichter Nebel, mehr ein dünner Dunst, der dennoch seinen Weg durch den Wald fand und geschickt die schmalen Lücken zwischen den Bäumen ausnutzte. Auch auf der Lichtung hatte er sich ausgebreitet, und ich schreckte nach dem öffnen der Tür für einen Moment zurück, weil ich automatisch an den gefährlichen Todesnebel dachte.
    Das war hier nicht der Fall. Auf der freien Fläche lag der normale Dunst.
    In der Hütte hatte es nach kaltem Rauch gestunken. Ich war froh, die frische, wenn auch kalte Luft einatmen zu können. Im kahlen Geäst der Bäume tobten schwarze Vögel. Krähen, dicke Kolkraben, auch Elstern, die sich um magere Beute stritten.
    Wladimir hatte wieder Tee gekocht. Man sah ihm an, daß er nur wenig geschlafen hatte, denn er rieb sich einige Male über die Augen. Suko und mir ging es da besser.
    »Hast du dir schon überlegt, John, wohin wir uns wenden sollen?« fragte er.
    »Ja, in Richtung Moskau.«
    »Witzbold.« Golenkow grinste. »Willst du bis zur Pensionierung unterwegs sein?«
    »Klar, soweit die Füße tragen.« Ich nahm Tee entgegen, trank ihn draußen und in kleinen Schlucken. Das heiße Getränk dampfte zusammen mit meinem Atem.
    Suko kam zu mir. »Mal im Ernst, John, wo sollen wir wirklich anfangen? Hast du eine Idee?«
    Ich wärmte meine Hände an der heißen Tasse. »Keine Ahnung. Diese Gegend ist menschenleer. Da kannst du suchen, bis du schwarz wirst.«
    »Oder dich die Blasen schlucken.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Eine halbe Stunde später verteilten wir das uns gebliebene Gepäck. Die warmen Schlafsäcke hatten wir zum Glück aus dem Wagen genommen. Ich trug sie auf dem Rücken, während Suko sich mit dem Proviant abschleppte und Golenkow das Funkgerät hütete wie einen kostbaren Schatz. So ein Ding konnte lebenswichtig werden.
    Wladimir nickte. »Meinetwegen können wir losziehen und gehen am besten immer der Nase nach, das ist am einfachsten.«
    Eine bessere Idee hatten wir auch nicht. Den abschiednehmenden Blick auf die Reste des Fahrzeugs gönnten wir unserem Freund aus Rußland. Dabei schüttelte er sich, als wollte er den letzten Teil einer Erinnerung loswerden.
    Wir erreichten schon nach kurzer Zeit die Straße. Dieses graue Asphaltband, das angelegt worden war, um Truppen und Fahrzeuge so rasch wie möglich an die finnische Grenze zu schaffen. Uns geriet die Fahrbahn zum Vorteil.
    Sie war vereist, verschneit und dementsprechend glatt. Weshalb man sie ziemlich kurvig gebaut hatte, wußte ich auch nicht, jedenfalls ließ sie eine weite Sicht nicht zu.
    Rechts und links begleiteten uns die endlos wirkenden Birkenwälder, die auch grenzüberschreitend wuchsen. Wegen der Glätte gingen wir am Rand der Fahrbahn.
    Wir hatten beschlossen, noch einmal an den Ausgangspunkt der Reise zurückzukehren, in das Dorf der Toten, wo nur mehr die Skelette lagen. Vielleicht kehrte der verflixte Hubschrauber wieder zurück. Eine andere Hoffnung hatten wir nicht.
    Doch es kam anders, ganz anders. Mit einer derartigen Wende hatte keiner von uns gerechnet.
    Da Suko unsere kleine Gruppe anführte und er auch besonders gute Ohren besaß, hörte er die Musik als erster.
    Er blieb plötzlich stehen, drehte sich um und wischte über sein kaltes Gesicht. »Wer spielt denn hier Geige?«
    Ich mußte grinsen. »Geige? Träumst du?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Jetzt lauschten auch Wladimir und ich. Tatsächlich. Durch die kalte, fast stehende Luft drangen leise Geigen- oder Violinenklänge. So genau war das nicht auszumachen. Sie wehten uns dermaßen traurig entgegen, als wollten sie die harten Eiskrusten auf den Zweigen der Bäume allmählich zum Tauen bringen.
    Ich verstand die Welt nicht mehr und warf Suko einen fragenden Blick zu. Wladimir schob sich an uns vorbei. »Das werden wir bald haben«, sagte er. Mit wuchtigen

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