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0619 - Killer-Blasen

0619 - Killer-Blasen

Titel: 0619 - Killer-Blasen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schritten lief er in die vor uns liegende Kurve hinein, von wo er einen besseren Überblick hatte.
    »Dieses Land wartet mit immer neuen Überraschungen auf«, meinte Suko und schüttelte den Kopf.
    Ich widersprach ihm nicht. Dafür winkte uns der Russe heftig zu.
    Als wir bei ihm standen, schüttelte er den Kopf. »Das kann nicht wahr sein«, flüsterte er. »Ich glaube, ich drehe durch. Schaut euch das an. Ist das eine Fata Morgana im Winter?«
    »Bestimmt nicht«, erwiderte ich, »da stehen tatsächlich die Wagen wie bestellt.«
    Auf der Straße und etwas an den rechten Rand gedrückt, hatten eine Reihe von normalen Wohnwagen gestoppt. Sie wurden von Treckern gezogen, waren bunt angestrichen und wirkten wie ein Relikt aus den fünfziger Jahren. Denn so hatten die Zirkuswagen damals ausgesehen.
    »Ein Zirkus«, flüsterte Suko.
    »Dazu noch auf Reisen.«
    »Dann brauchen wir nicht mehr zu Fuß gehen.«
    »Nein«, stimmte auch Wladimir zu. »Nur möchte ich mir den gern aus der Nähe anschauen.«
    »Bitte.«
    Er ging vor. Unsere Sicht wurde besser. Nicht nur Wohnwagen wurden von den Treckern gezogen. Einige dienten als Transporter, wo die langen Stangen und das Zelt untergebracht waren. Zwei Käfigwagen sahen wir ebenfalls, ansonsten führte dieser kleine Zirkus nur wenige Tiere mit sich.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ein Zirkus im Winter, das ist zwar normal, aber kein Zirkus, der sich auf Reisen befindet. Die sind normalerweise alle im Quartier.«
    »Stimmt.«
    Wladimir Golenkow sprach nicht mit der geigespielenden Person, er redete mit einem älteren Vollbart-Mann, der aus einem der Wohnwagen getreten war.
    Suko und ich gingen auf die Person mit der Geige zu. Sie war eingepackt in schwarze Wollkleidung. Auch über ihren Kopf hatte sie einen Schal gehängt, und nur ihr bleiches Gesicht schaute hervor.
    Als wir näherkamen und sie fast erreicht hatten, senkte sie ihr Instrument, jetzt erkannten wir, daß es sich um eine junge Frau handelte, denn sie zerrte den Schal weg und schüttelte ihr langes Haar aus, das schwarz wie das Gefieder eines Raben war.
    Sie begrüßte uns auf russisch.
    Wir gaben den Gruß zurück und sprachen sie dann auf Englisch an. Artisten und Zirkusleute, die viel in der Welt umherkommen, sprachen oft mehrere Sprachen, auch diese noch junge Frau nickte.
    »Ja, ich beherrsche eure Sprache etwas.«
    »Das ist wunderbar.«
    »Wer seid ihr?«
    Ich lachte. »Wer sind Sie?«
    »Ich gehöre zum Zirkus. Ich heiße Kaiinka.«
    »Ein schöner Name.«
    Sie lächelte uns an. »Sagt mir eure.«
    Den Gefallen taten wir ihr gern. »Sie sind fremd für mich, aber nicht so fremd.«
    Ich nahm mir die Muße, sie zu betrachten. In ihren Adern floß südländisches Blut. Bestimmt stammte sie aus dem Süden der mächtigen Republik. Dunkle Augen wie Kohlestücke, ein voller Mund, die naturbraune Haut, jetzt allerdings etwas verfroren wirkend.
    »Und wo wollt ihr bei dieser Kälte hin?«
    »Nach Finnland. Wir haben dort ein Winterquartier versprochen bekommen, hätten es eigentlich schon erreichen sollen, aber es gab Schwierigkeiten mit den Zugmaschinen. Wir mußten sie reparieren.«
    »Wie lange werdet ihr unterwegs sein?«
    Sie hob die Schultern. »Man spricht von drei Tagen.«
    »Aha. Und euch ist nichts aufgefallen während der Reise?« forschte Suko weiter.
    »Was denn?«
    Sie schaute uns dermaßen erstaunt an, daß wir ihr einfach glauben mußten. Dann blies sie den warmen Atem in ihre Hände. »In Finnland hat man uns ein Quartier gegeben, wo wir den Winter verbringen können. Ich bin froh darüber.«
    »Wem gehört der Zirkus?« fragte ich.
    »Boris Belzik.«
    »Ihr habt wenig Tiere.«
    Durch meine knappen Bemerkungen sorgte ich dafür, daß sie weitersprach. »Wir sind mehr Artisten.«
    »Was machst du?«
    Kaiinka blies wieder in ihre Hände. »Ich tanze auf dem Seil, kenne mich auch auf dem Trapez aus. Bei uns muß jeder ein bißchen machen und können, verstehst du?«
    »Natürlich.« Ich schaute nach links, weil Wladimir Golenkow zu uns kam. Er schaute nicht mehr so finster wie noch vor einer halben Stunde. Heftig nickte er uns zu.
    »Hast du etwas herausfinden können?« fragte Suko.
    »Nein, nichts, aber wir brauchen nicht mehr zu Fuß gehen. Die Leute wollen uns mitnehmen.« Er lächelte. »Ich habe ihnen einige Rubel gegeben, außerdem spielt es keine Rolle, in welche Richtung wir marschieren.« Er hob die Schultern. »Vielleicht haben wir Glück und stoßen auf irgendwelche

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