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062 - Das Moerderspiel

062 - Das Moerderspiel

Titel: 062 - Das Moerderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Caroff
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entfernt, auf dem noch die Karten lagen. Es sah so aus, als wäre die Partie plötzlich abgebrochen worden.
    Montanelli folgte Bergers Blick und grinste. „Ich habe als erster die Karten hingeschmissen“, sagte er. „Aber glauben Sie deshalb nicht etwa, daß ich Saturn bin. Sehen Sie, Berger, ich bin ein ruhiger Mensch, ein Träumer, und das Kartenspielen hat mich immer schon gelangweilt. Wissen Sie, daß Tauern eine ausgesucht interessante Bibliothek besitzt? Wo ist er überhaupt, unser Monstrositätenschöpfer?“
    Berger runzelte die Stirn und setzte sich auf den Diwan.
    „In der Küche. So sind Sie also der Ansicht, daß Saturn ein Fehlschlag ist, wenn ich Sie recht verstehe?“
    „Was sonst? Ein Gehirn, das zwanzig Jahre lang in einer Nährflüssigkeit liegt, kann nicht über alle Fähigkeiten verfügen, die ein normaler Mensch besitzt. Tauern hat es zwar erzogen, aber er hat es damit nicht automatisch intelligent, sensibel und gesellig gemacht. Für mich ist Saturn eine Art Tonbandgerät, das getreu die Gedanken und das Wissen seines Meisters aufnimmt und sie im Lauf der Zeit wiedergibt, ohne ihren Sinn zu verstehen.“
    „Das glaube ich nicht“, meinte Elisabeth heftig. „Sonst hätte Dr. Tauern wohl nicht das Risiko auf sich genommen, ihn allein nach Seefeld zuschicken!“
    Montanelli lächelte nachsichtig. „Mademoiselle Sourbier, ich weigere mich, mit Ihnen zu diskutieren. Sie sind natürlich anfällig für eine gewisse Sentimentalität und finden vermutlich, daß Saturn nichts als ein Baby ist, das vor zwanzig Jahren sterben mußte.“
    „Aber gar nicht!“ erwiderte Elisabeth hitzig. „Ich bemühte mich nur, auf dem Weg zu bleiben, den Dr. Tauern uns gezeigt hat. Sein Geschöpf mag gewisse Mängel haben, aber ich bin überzeugt davon, daß es in geistiger Hinsicht eine echte Persönlichkeit besitzt!“
    Berger warf ihr einen warnenden Blick zu. Nach all dem, was sie von Tauern erfahren hatten, sah Elisabeth die Dinge nun unter einem anderen Gesichtswinkel. Aber es war nicht unbedingt nötig, Montanelli davon zu überzeugen, daß Saturn tatsächlich mehr war als ein perfekter Roboter.
    Montanelli beendete die Debatte, indem er nach seinem Buch griff. In diesem Augenblick zerriß Marthas Geschrei die Stille.
    Berger, seine Sekretärin und Montanelli stürzten hinaus in die Küche, von wo der Schrei gekommen war. Vor ihnen sahen sie Piwnjew die Küche betreten, hinter ihnen folgte Gustav Jensen, und kurz danach kam John Cramer.
    Martha lag ohnmächtig am Boden. Während Elisabeth sich über sie beugte, warf Berger einen Blick in den angrenzenden Raum – eine Speisekammer. Erst sah er nichts als Regale voll Konserven, Einweckgläser und Flaschen, dann bemerkte er einen tanzenden Schatten in einer Ecke. Er krampfte die Fingernägel in seine Handflächen, als er Tauern sah, der an einem Seil hing. Am Boden lag ein umgeworfener Schemel, daneben eine halbe Flasche Whisky.
    „Gehen Sie zur Seite!“ rief Jensen, trat in die Speisekammer, stieg auf den Schemel und holte Tauern mit bemerkenswerter Schnelligkeit herab. Dann legte er ihn flach auf den Boden, öffnete ihm Krawatte und Hemd und legte die Hand auf den Brustkorb des alten Mannes.
    Dann schüttelte er den Kopf. „Nichts mehr zu machen. Er ist gewiß seit fünfzehn Minuten tot.“
    Nach einigen Augenblicken des Schweigens meinte Piwnjew: „Wer hätte je gedacht, daß er Selbstmord begeht?“
    „Er hat sich nicht umgebracht“, sagte Montanelli fest und betrat die Speisekammer. „Schauen Sie nur: Tauern hatte etwa meine Größe, und ich wäre niemals fähig, die Schnur an dem Haken dort oben zu befestigen.“
    Berger hob den Blick. Das Seil war tatsächlich an einem Haken an der Decke befestigt. Jensen, Cramer und Piwnjew konnten den Haken erreichen. Tauern ganz gewiß nicht.
    Jensen drehte und wendete die Leiche mit professionellem Gleichmut und sagte: „Sehen Sie, Berger! Bevor er erhängt wurde, hat man Dr. Tauern überfallen!“
    Berger betrachtete den großen, bläulichen Bluterguß hinter dem linken Ohr Tauerns. Er sah auf seine Uhr und sagte: „Nun, es ist etwa dreißig Minuten her, seit der Doktor von uns gegangen ist. Bekanntlich geht ein Bluterguß von rot zu blau und dann zu gelb über, daher können wir sagen, daß der Schlag, von dem der Bluterguß stammt, erst verabreicht wurde, nachdem Tauern hier in die Küche gekommen ist. Habe ich recht?“
    Piwnjew nickte. „Nach etwa fünfzehn Minuten geht ein Bluterguß von rot auf

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