062 - Das Moerderspiel
aber sehr kälteempfindlich, Cramer.“
Cramer sah ihn kalt an. „Finden Sie mich, wie Sie wollen, Montanelli, es ist mir völlig egal.“
Er wandte ihm den Rücken zu und sagte zu Piwnjew: „Es ist jetzt dreiundzwanzig Uhr zwanzig, vielleicht funktioniert das Telefon wieder?“
„Wir können ja nachsehen“, meinte Piwnjew.
Sie ließen die Tür zum Laboratorium offen und kehrten ins Wohnzimmer zurück. Elisabeth hob den Hörer ab und horchte, aber die Leitung war tot.
„Kein Freizeichen“, sagte sie.
Sie stellte den Apparat wieder zurück und setzte sich in einen Fauteuil. Sie spürte bereits eine starke Müdigkeit, und fast ließ es sie gleichgültig, was vor dem Morgengrauen noch alles passieren konnte. Ihre Lider wurden schwer, zuckten, schlossen sich wieder, und von weit her hörte sie die Stimme Piwnjews: „Lassen wir sie schlafen. Sie ist zart, und die Aufregungen haben sie müde gemacht …“
„Es wäre besser, wir würden sie in ihr Zimmer bringen“, meinte Cramer.
„Jawohl, so daß Saturn sie bei Gelegenheit ungestört ermorden kann“, erhob Montanelli Einspruch.
„Aber wieso?“ fragte Mitsubishi. „Wenn wir alle hier zusammenbleiben, kann ihr doch nichts geschehen!“
Elisabeth öffnete die Augen. Sie hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
„Ich möchte lieber hierbleiben“, sagte sie.
Cramer, Montanelli und Piwnjew setzten sich auf den Diwan. Mitsubishi ließ sich auf einem Sessel nieder und sagte: „Ich weiß nicht, was mit mir los ist, aber nach fünf Stunden im Bett habe ich immer noch Schlaf …“
Sein Kopf fiel auf die Schulter, und Montanelli lehnte sich im Diwan zurück. Cramers Augen wanderten langsam zu Piwnjew.
„Wir haben ein Schlafmittel bekommen“, stammelte er mühsam. „Wir sollten etwas tun … sonst … Saturn …“
Piwnjew antwortete nicht mehr, denn er schlief bereits.
Obwohl sie als erste müde geworden war, bewahrte Elisabeth immer noch einen halbwegs klaren Kopf. Sie sah Cramer gegen Piwnjew fallen, dann wurde es plötzlich dunkel um sie her. Elisabeth versuchte vergeblich sich zu erheben. Sie war zwar wach, hatte aber nicht mehr genug Willenskraft. Sie hatte sehr wenig Wein getrunken – kaum mehr als einen großen Schluck – und daher auch weniger Schlafmittel zu sich genommen.
Einige Augenblicke vergingen in lautloser Dunkelheit, dann spürte sie, daß eine Hand sich auf sie legte. Die tastenden Finger zerrissen den Stoff, und das Geräusch verriet Elisabeth, daß ihr Kleid der Länge nach durchgerissen war.
Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte Elisabeth Widerstand zu leisten, aber sein harter, muskulöser Körper war einfach zu kräftig.
Sie wünschte sich sehnlichst das Bewußtsein zu verlieren, aber sein Mund fand den ihren, und plötzlich bemerkte sie, daß sie nicht gleichgültig blieb. Sie gab sich seinen unglaublich erfahrenen Zärtlichkeiten hin, gab seinen Kuß zurück und ließ sich in einem Ozean aus Wohlgefühl treiben.
Sie vergaß völlig, wo sie sich befand und klammerte sich an ihn. Aber plötzlich zog er sich zurück, und ihre ausgestreckten Arme griffen ins Leere.
Sie blieb ausgestreckt liegen, wo sie war, und ihre benommenen Gedanken rasten durch ihr Gehirn. Es war Cramer oder Piwnjew! Es mußte einer von den beiden gewesen sein!
Dann begriff sie plötzlich, daß der Mann, der sie besessen hatte, Saturn gewesen war, und sie hatte Angst. Just in diesem Moment ging das Licht wieder an.
Elisabeth sah an sich hinab. Sie war nackt, und sie lag auf dem Boden zu Füßen von vier Männern, die immer noch tief schliefen, und von denen nicht einer so aussah, als hätte er ein Abenteuer hinter sich.
Sie sprang auf, rot vor Scham. Sie raffte ihre Kleidung zusammen und lief, so schnell sie konnte, in ihr Zimmer hinauf. Diesmal hatte sie nicht das Gefühl beobachtet zu werden.
Nachdem sie geduscht hatte, zog sie frische Kleidung an und ging wieder ins Wohnzimmer hinunter. Ihre Sinne waren immer noch ein wenig benebelt, und es fiel ihr schwer zu glauben, daß einer dieser vier Männer Saturn war.
Es mußte also ein fünfter Mann sein, der den Wein mit Schlafmittel versetzt, den Strom abgeschaltet und Elisabeth vergewaltigt hatte, bevor er verschwunden war. Denn, und das waroffensichtlich, weder Cramer noch Montanelli, weder Piwnjew noch Mitsubishi konnten das Licht abgeschaltet haben, denn im Moment, als das Licht ausging, schliefen sie friedlich vor Elisabeths Augen.
Sie ließ ihren Blick im Zimmer umhergleiten, sah aber
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