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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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noch andere Buben, Mr. Reeder?«
    Diesmal war es die kühle Stimme des Geistlichen, und Mr. Reeder drehte sich ihm freundlich lächelnd zu.
    »Den Karo-Buben«, sagte er sanft. »Das ist doch wirklich ein besonders passender Name für einen, der sich fünf Jahre lang mit der einträglichen Beschäftigung des unerlaubten Diamantenkaufes in Südafrika abgegeben und fünf recht wenig einträgliche Jahre in Breakwater- in Kapstadt verbracht hat. Man kann sagen, daß er dort durch den Gebrauch eines notwendigen und landwirtschaftlichen Werkzeuges, des Spatens, ein Pik-Bube geworden ist und vermutlich auch noch ein Spitzhackert-Bube dazu. Wenn ich mich recht erinnere, wurde er dort wegen eines hinterlistigen Angriffs auf einen Wächter ausgepeitscht. Nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus war er in eine Räuberei in Johannesburg verwickelt. Ich muß mich auf mein Gedächtnis verlassen und kann im Augenblick nicht genau sagen, ob er in die PretoriaZentrale - die landläufige Bezeichnung für TransvaalGefängnis - kam oder ob er entwischte. Ich glaube, mich noch erinnern zu können, daß er an einer Banknotenaffäre beteiligt war, die ich in der Hand hatte. Wie war doch gleich sein Name?«
    Er sah den Geistlichen nachdenklich an.
    »Gregory Dones . . . Richtig . . .! Mr. Gregory Dones. So nach und nach kommt mir das alles ins Gedächtnis zurück. Er hatte einen Engel auf seinem linken Unterarm tätowiert, und man sollte eigentlich annehmen, daß eine derartige Verzierung ihn auf dem engen Pfade der Tugend hätte halten, ja ihn sogar vielleicht in den Schoß der Kirche hätte bringen müssen.«
    Ehrwürden Mr. Dean erhob sich, griff in die Tasche und holte etwas Geld heraus.
    »Sie haben den Robber verloren, aber, wie ich glaube, nach Points gewonnen«, sagte er. »Was bin ich schuldig?«
    »Was Sie mir niemals bezahlen können«, antwortete kopfschüttelnd Mr. Reeder. »Glauben Sie mir, Gregory, Ihre und meine Abrechnung wird niemals völlig zu Ihrer Zufriedenheit ausfallen!«
    Der Geistliche mit den abstoßenden Gesichtszügen zuckte die Schultern, lächelte und schlenderte fort. Mr. Reeder beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und sah ihn im Vestibül verschwinden.
    Mr. Reeder nickte sehr ernst.
    »Sind alle Ihre ›Buben‹ männlich?« fragte Olga Crewe.
    »Ich hoffe es, Miss Crewe.« Ihre Augen blickten ihn herausfordernd an.
    »Mit anderen Worten: Sie kennen mich nicht?« sagte sie schroff; und dann, mit unerwarteter Heftigkeit: »Ich wünschte bei Gott, Sie würden mich kennen! Bei Gott, das wünschte ich!« Sie drehte sich unvermittelt um und rannte beinahe aus der Halle.
    Mr. Reeder stand, wo sie ihn verlassen hatte, seine Blicke schweiften von links nach rechts. Im Schatten des Eingangs, der durch überhängende, schwere Vorhänge noch dunkler wurde, sah er die verschwommenen Umrisse einer Figur. Nur einen Augenblick, dann war sie verschwunden. Er nahm an, daß es die Haushälterin, Mrs. Burton, gewesen war. Es wurde Zeit, nach oben auf sein Zimmer zu gehen. Kaum hatte er zwei Schritte vom Tisch weg gemacht, als sämtliche Lampen in der Halle ausgingen. In einem solchen Augenblick wie diesem war Mr. Reeder von außerordentlicher Behendigkeit. Er flog herum und an die nächste Wand. Dort blieb er stehen und wartete, den Rücken gegen die Wandtäfelung gelehnt.
    »Wer, zum Teufel, hat denn das Licht ausgemacht? Wo sind Sie denn, Mr. Reeder?«
    Es war die weinerliche Stimme Mr. Davers.
    »Hier!« sagte Mr. Reeder und ließ sich im gleichen Augenblick zu Boden fallen. Keine Sekunde zu früh: Er fühlte etwas an sich vorbeifliegen und hörte, wie es mit einem leichten Schlag gegen die Täfelung über seinem Kopf fuhr.
    Mr. Reeder stöhnte tief auf und kroch schnell und geräuschlos über den Fußboden.
    »Was in aller Welt war denn das nun wieder . . .? Ist irgendwas passiert, Mr. Reeder?«
    Der Detektiv antwortete nicht. Näher und näher kroch er der Stelle zu, wo Daver stand. Und dann, genauso unerwartet, wie es verlöscht war, flammte das Licht wieder auf. Mr. Daver stand vor den Portieren des Durchgangs, und die Gesichtszüge des Hotelbesitzers drückten bitterste Enttäuschung aus, als Mr. Reeder sich unmittelbar vor seinen Füßen aufrichtete.
    Daver schrak zurück, seine großen weißen Zähne wurden in einem furchtbaren Grinsen sichtbar, seine Augen standen weit offen. Er versuchte zu sprechen, sein Mund öffnete und schloß sich, aber kein Ton ließ sich hören. Seine Augen wanderten von Mr. Reeder zu der

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