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0622 - Gefangen in den Höllenschlünden

0622 - Gefangen in den Höllenschlünden

Titel: 0622 - Gefangen in den Höllenschlünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine Haustür erfüllten den gleichen Zweck. Glasfenster dagegen waren kein Hindernis, eben weil Nicole ihr Gegenüber dadurch sehen konnte.
    Horgon hatte sie ebenfalls sehen können. Auch wenn er sich ihr zum Schluß nur als frostglitzernde Nebelwolke gezeigt hatte, war er doch erkennbar, und das hatte sie ausgenutzt.
    Zamorra hoffte, daß sie sich nicht irrte und daß der Dämon von ihrem Tastversuch tatsächlich nichts mitbekommen hatte. Er selbst konnte es durchaus feststellen, wenn ein anderer Telepath versuchte, seine Gedanken wahrzunehmen - was dann natürlich an der mentalen Sperre scheiterte. Dabei waren Zamorras Para-Fähigkeiten weit weniger stark ausgeprägt als die eines selbst relativ schwachen Dämons.
    Warum sollte also Horgon nichts mitbekommen haben?
    Aber wenn er es registriert hatte, ging er nicht darauf ein.
    »Glaubt ihr, sehr viel Zeit zu haben?« fragte er statt dessen. »Wir müssen uns beeilen. Sonst verspielen wir die wenigen Chancen. Die Zeit arbeitet gegen uns.«
    Zamorra sah ganz in der Nähe einen handlichen Felsbrocken. Er setzte sich darauf und schlug gemütlich die Beine übereinander.
    »So?« fragte er. »Wie wäre es, wenn du uns mal ein wenig über die Hintergründe deiner Eile erzählen würdest? Warum drängst du so? Wie gering sind die Chancen überhaupt? Und… wie wäre es mal mit einem Plan?«
    »Der Plan ist ganz einfach«, sagte der Dämon. »Hingehen, Stygia töten, ihr das Amulett abnehmen und wieder Weggehen.«
    Nicole lachte auf.
    »Das klingt, als wärest du Hannibal Smith vom A-Team«, sagte sie. »Nur denkt der nie ans Töten, sondern höchstens an ein paar Kopfnüsse. Aber unser Plan sollte schon etwas detaillierter sein, nicht wahr?«
    »Ergänzt um einen Lageplan«, fügte Zamorra hinzu. »Es gefällt mir nicht, daß du uns durch diese seltsame Landschaft schleppst, wir aber nicht einmal genau wissen, wo wir uns gerade befinden.«
    »Du hast Markierungen hinterlassen«, sagte Horgon. »Reicht dir das nicht? Den Weg zurück wirst du also immer finden. Im übrigen befinden wir uns schon sehr nahe am Ziel. Das Weltentor zu weit entfernt zu öffnen, wäre sinnlos gewesen.«
    »Wenn wir so nahe dran sind, haben wir ja erst recht Zeit.« Zamorra warf einen Blick zurück auf den Weg, den sie gekommen waren. Mit einem magischen Pulver, von dem er hier und da etwas verstreute, hatte er diesen Weg tatsächlich markiert. Es bedurfte nur eines Zauberspruches, um diese Markierungen bei Bedarf aufleuchten zu lassen. Ein wenig wunderte Zamorra sich darüber, daß das dem Dämon nicht entgangen war.
    Und daß er nichts dagegen tat…
    Sollte er es doch ehrlicher meinen, als Zamorra und Nicole bisher annahmen?
    Doch das, was Nicole telepathisch erlauscht hatte, sprach dagegen. Horgon war ein ausgekochtes Schlitzohr, und er war in Sorge um sein eigenes Wohlergehen.
    »Du irrst dich, Dämonentöter«, sagte Horgon. »Unsere Zeit ist knapp bemessen. Sehr knapp.«
    »Deine Zeit«, sagte Nicole. »Das ist ein Unterschied. Komm, zeichne uns auf, wo wir sind, wo wir Stygia finden, welche Fluchtmöglichkeiten es gibt, falls wir mit unserer Überraschungsaktion nicht auf Anhieb Erfolg haben…«
    »Es wird keine Fluchtmöglichkeiten geben«, sagte Horgon nervös. »Damit werdet ihr euch abfinden müssen. Der einzige Weg zurück führt für euch über die Strecke, die ihr bis hierher zurückgelegt habt. Dieser Weg ist übrigens nicht zu verfehlen; es ist daher überflüssig, ihn zu markieren, wie du es getan hast, Zamorra.«
    Der Dämonenjäger lächelte versonnen.
    »Du bist sehr eifrig darin, mir ständig meine diversen Sicherheitsmaßnahmen auszureden«, sagte er. »Warum? Stören sie dich? Befürchtest du, daß wir vielleicht einer Falle entgehen könnten?«
    »Das ist Unsinn«, winkte der Dämon ab. »Nun gut. Ehe wir noch mehr Zeit mit dummem Geschwätz vergeuden… schaut her.«
    Er hockte sich nieder und zog mit zwei ausgestreckten Fingern der linken Hand Linien über den Boden. Mit der rechten Hand machte er zugleich eigenartige Bewegungen. Zamorra und Nicole spürten einen Kältehauch, der verstärkt von Horgon ausging.
    Auf den bis dahin unsichtbaren Linien auf dem Boden entstand Reif. Dann begann der harte Boden zu knistern und zu knacken. Risse bildeten sich, genau dort, wo der Dämon zeichnete. Die Linien fraßen sich fest, wurden zu harten, kantigen Furchen.
    »Seht es euch genau an und prägt es euch ein«, sagte Horgon. »Dies ist Stygias Palast…«
    ***
    Fooly

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