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0622 - Gefangen in den Höllenschlünden

0622 - Gefangen in den Höllenschlünden

Titel: 0622 - Gefangen in den Höllenschlünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fanden ihre Opfer nicht nur auf der Erde unter den Menschen, sondern teilweise auch unter ihresgleichen. Die Hölle war eine komplette, komplexe Welt mit zahlreichen Lebensformen, von denen bei weitem nicht alle zu den Herrschern der Finsternis gehörten…
    Hin und wieder sah Zamorra Schatten, die sich am Rand des Sichtfeldes bewegten. Aber sie kamen nicht näher, wichen so rasch zurück, daß weder Zamorra noch Nicole mit Sicherheit sagen konnten, ob es sich nur um Lichteffekte handelte, die für diese Umgebung typisch waren, oder um die Schatten von lauernden Kreaturen.
    Es war erstaunlich hell, obgleich keine Sonne am rötlichen ›Himmel‹ stand. Und die Wärme nahm allmählich zu. Zamorra fragte sich, ob sie dem Frostdämon nicht langsam unangenehm wurde.
    Irgendwie glaubte er sich zu erinnern, daß er mit Frostdämonen früher schon einmal zu tun gehabt hatte, aber er wußte nicht mehr, in welchem Zusammenhang das gewesen sein könnte. Und er wußte auch nicht, ob er es dabei mit einem aus Horgons Sippe zu tun gehabt hatte.
    Spezielle magische Fähigkeiten waren nicht immer nur auf einen Clan beschränkt. So wie es etliche Werwolf- oder Ghoul-Clans gab und mehrere Vampirsippen, mochte es auch noch andere geben, die Kälte als magische Waffe benutzten. Und es gab auch immer wieder Einzelgänger, die keiner Sippe angehörten…
    Unwillkürlich war er etwas langsamer geworden, während er seinen Gedanken nachhing, dabei aber auch aufmerksam seine Umgebung beobachtete. Er dachte in diesen Minuten wieder einmal zweigleisig.
    Er stellte fest, daß der Abstand zwischen ihnen beiden und dem Dämon sich allmählich vergrößerte. Dabei wurde Horgons Aussehen immer verschwommener, nebelhafter. Zamorra ging wieder schneller, um den Dämon nicht allein dadurch aus den Augen zu verlieren, daß der vor ihm einfach nicht mehr erkennbar war. Dabei reichte die Sicht eigentlich viel weiter.
    Nicole stieß Zamorra an.
    »Ich habe ein wenig in seinen Gedanken gelesen«, flüsterte sie.
    Zamorra wandte überrascht den Kopf. »Und das hat er nicht gemerkt?« gab er verblüfft zurück.
    »Er ist ziemlich mit sich selbst und seinen Ängsten beschäftigt. Ich bin sicher, daß er nichts von meinem Abtasten mitbekommen hat. Er fürchtet sich vor den Konsequenzen seines Tuns. Er hat gewaltigen Ärger mit Stygia. Sie hat es wohl auf ihn abgesehen. Deshalb hilft er uns gegen sie. Es geht ihm nicht darum, daß wir ihr Ombres Amulett abnehmen, sondern daß wir ihr eine Niederlage beibringen, sie vielleicht sogar töten, und damit sein Fell retten.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Ich kann nicht sagen, daß mir das gefällt. Einem Dämon einen Gefallen zu tun… das hat mir früher schon Unbehagen bereitet, wenn unser Freund Asmodis mich dazu zwang, mit ihm zusammenzuarbeiten, als er noch Fürst der Finsternis war.«
    »Dein Freund, nicht unserer«, korrigierte Nicole prompt. »Meiner ist er jedenfalls nicht.«
    Aus der frostkristallglitzernden Nebelwolke schälten sich wieder die Umrisse des Dämons heraus. Er schien bemerkt zu haben, daß seine menschlichen Begleiter sein Tempo nicht mithielten und zurückfielen, und war deshalb stehen geblieben. Er hatte sich umgewandt, und als sie ihn jetzt wieder erreichten, stand er in voller, deutlicher Sichtbarkeit vor ihnen.
    Zamorra fragte sich, ob er von ihrem Flüstergespräch etwas mitbekommen hatte.
    Ihre Gedanken lesen konnte er jedenfalls nicht. Sie besaßen beide eine mentale Sperre, die das verhinderte -es sei denn, sie schalteten diese Sperre bewußt mit einem Gedankenbefehl ab. Beispielsweise, um mit anderen Telepathen in direkten Kontakt zu treten oder untereinander mittels dieser Fähigkeit Kontakt aufzunehmen.
    Was sich hier, in den Höllen-Tiefen, nicht unbedingt empfahl. Im gleichen Moment, wo sie ihre Sperren aufhoben, um telepathisch miteinander zu kommunizieren, war es auch Dämonen möglich, ihre Gedanken zu lesen. Zumindest jenen, die dazu befähigt waren - und das waren die meisten…
    Zamorras eigene telepathische Begabung war ohnehin nur äußerst schwach ausgeprägt. Es mußten schon besonders günstige Umstände Zusammenkommen, daß es ihm möglich war, die Gedanken anderer zu lesen.
    Nicole hatte es da schon wesentlich einfacher. Ihr einziges Handicap bestand darin, daß sie denjenigen sehen mußte, dessen Gedanken sie aufnehmen wollte. Er brauchte sich nur hinter einem Baum vor ihr zu verbergen, und die Telepathie funktionierte schon nicht mehr; eine Hauswand oder

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