Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0622 - Gefangen in den Höllenschlünden

0622 - Gefangen in den Höllenschlünden

Titel: 0622 - Gefangen in den Höllenschlünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Fürstin der Finsternis war mit ihm zufrieden!
    ***
    Zamorra und Nicole beugten sich über die Zeichnung, die der Dämon in den Boden gebrannt - nein, gefrostet hatte. Im ersten Moment verstand er nicht, was Horgon da gezeichnet hatte. Die Linien waren zu bizarr, zu verworren. Aber dann begann er, sich auf die Denkweise Horgons einzustellen.
    Dämonen denken anders als Menschen, haben von den gleichen Dingen andere Vorstellungen, andere Bilder…
    Plötzlich gaben die sich teilweise überlagernden oder durchdringenden Kreise, Flächen und Linien einen Sinn. Zamorra verstand die Landkarte, die Horgon ihm präsentierte. Er fand seinen Standort, fand die Markierung für die Stelle, an der sich das Weltentor befand, und sah den Weg, den sie zurückgelegt hatten und an dem er hier und da Markierungen angebracht hatte.
    Jede dieser Markierungen hatte der Dämon auf seiner ›Karte‹ eingetragen! Obgleich er vor den Menschen hergegangen war und sich allmählich immer weiter von ihnen entfernt hatte, war ihm nicht entgangen, was Zamorra hinter seinem Rücken tat!
    »Ich sehe, du verstehst«, sagte Horgon. »Sagte ich dir nicht, es sei überflüssig, den Weg zu markieren? Du verschwendest nur deinen Zauber. Der Weg zurück ist jederzeit nachvollziehbar. Wenn du ihn dir genau einprägst, wirst du ihn gar nicht verfehlen können.«
    Er grinste.
    Zamorra grinste zurück.
    »Sei froh, daß ich dich nicht auf der Stelle erschlage«, sagte er. »Diesen Lageplan hättest du nämlich wesentlich früher präsentieren können, mein Bester.«
    Er beugte sich wieder über die Zeichnung.
    »Hier«, sagte Nicole und wies auf eine Stelle. »Wenn ich das richtig sehe, müßte es sich hier um Stygias Palast handeln, wie Horgon den Unterschlupf nannte.«
    »Es ist ein Palast«, sagte der Dämon.
    »Der Weg dahin ist klar«, sagte Nicole und wechselte einen schnellen, fragenden Blick mit Zamorra. Der nickte. Nicole hatte den Aufbau dieser ›Karte‹ ebenso erfaßt wie er selbst.
    »Aber es ist der Weg durch die Vordertür. Das ist es nicht, was ich will. Es muß eine Möglichkeit geben, unerkannt hineinzugelangen. Irgendeinen Geheimgang, den Stygia vielleicht selbst benutzt, wenn sie unerkannt kommen und gehen will. Jeder Palast hat Geheimgänge. Darin unterscheiden sie sich in keiner der uns bekannten Welten voneinander. Das ist ein Naturgesetz, das auch für die Hölle gilt.«
    »Stygia läßt alle Zugänge bewachen«, sagte Horgon.
    »Auch die Hintertür? Den Lieferanteneingang?« hakte Nicole nach.
    »Den was?«
    Sie winkte ab. »Schon gut.«
    »Alle Zugänge werden überwacht. Ich weiß nicht, wie. Das weiß niemand außer ihr. Jeder Dämon sieht zu, daß sein Haus sicher ist. Und er sorgt auch dafür, daß kein Außenstehender erfährt, wie diese Absicherung erfolgt. Das schützt vor unliebsamen Überraschungen.«
    Zamorra winkte ab. »Das ist für uns wahrscheinlich kein Problem. Wir sind mit Problemen dieser Art auch früher schon fertig geworden. Eine perfekte Absicherung gibt es niemals. Wir müssen nur zusehen, daß wir so lange wie möglich unbemerkt bleiben und im Fall einer Entdeckung uns sowohl gut verteidigen als auch schnell wieder verschwinden können.«
    Er sah Horgon durchdringend an.
    »Mir fällt da gerade ein, daß ihr Schwarzblütigen doch eine wunderbare Art der Fortbewegung habt. Warum solltet ihr zu Fuß gehen, wenn ihr euch mit Magie überallhin versetzen könnt, nicht wahr?«
    »Und ohne Weltentore von einer Dimension in die andere - aus der Hölle zur Erde und umgekehrt«, ergänzte Nicole. Mißtrauisch runzelte sie die Stirn. »Wozu das ganze Gejäte mit dem Weltentor vorhin? Du hättest uns einfach abholen können - oder Cordu uns hierher mitbringen! Das wäre wesentlich einfacher gegangen als der ganze Zirkus, den ihr hier veranstaltet habt! Was soll das, Horgon?«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst«, erwiderte der Dämon lahm.
    »Jedes halbwegs vernünftige Lebewesen im Multiversum versucht grundsätzlich, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen oder mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Erfolg zu erreichen. Mir ist nicht ganz klar, wozu ihr die Anstrengung auf euch genommen habt, ein Weltentor zu erschaffen, wenn es doch viel einfacher gewesen wäre, uns bei der Hand zu nehmen und mit hierher zu teleportieren! Was steckt dahinter, Horgon? Eine Falle? Ihr habt diesen Aufwand doch nicht ganz ohne Grund betrieben!«
    »Das Amulett«, sagte Horgon zögernd. »Es hätte den Übergang gestört.

Weitere Kostenlose Bücher