0622 - Gehirn in Fesseln
und nicht finden!" murmelte Markhor de Lapal wie im Selbstgespräch. „Wir halten uns hier auch gar nicht lange auf!"
Noch immer schnürte die Energiefessel Rhodan den Atem ab.
Er versuchte erst gar nicht, sich dagegenzustemmen, denn es war sinnlos und würde ihm nur noch mehr Schmerzen bereiten.
Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, als er erfaßt hatte, daß er sich in einer schwierigen Lage befand. Er war gefangen, und jede Art von Aktion war unmöglich.
Die Felshalle besaß nur geringe Ausmaße.
Sie war annähernd kuppelförmig. Die Spuren der Energieprojektoren und der Bearbeitungsmaschinen an den Wänden und am glatten Boden leuchteten und glimmten in dem milden Licht. Eine Art Stollen führte in unergründliche Tiefen. Der kleine Gegentransmitter war ein transportables Gerät, angeschlossen mit schweren, gelben Kabeln an die Schaltungen und die Energieaggregate. Es herrschte, abgesehen von den Schritten, den Atemzügen der zwei Männer und dem feinen Summen einer Maschine, eine unbehagliche Stille. Irgendwo tropfte Wasser von einer Wand. Der Transmitter war weitaus fortschrittlicher in der Bauart als die zur Zeit verwendeten terranischen Exemplare. War es akonische Technik? Oder eine Entwicklung dieses erstaunlichen Mannes?
Markhor de Lapal wandte sich nach einem langen Blick in Rhodans Gesicht um und drückte einen Knopf.
Noch immer befand sich der Projektor für die Energiefessel am Gürtel des Fremden.
Schritte!
Rhodan richtete seine Augen nach rechts. Er konnte gerade noch den Eingang des Stollens erkennen. Gerade in dieser Sekunde schaltete sich das Licht ein. Der Stollen krümmte sich nach einigen Metern, und Rhodan konnte nur dem Klang schwerer Schritte entnehmen, daß sich jemand näherte.
Ein Schatten wanderte über den Boden des Stollens. Dann tauchte die Gestalt auf, die diesen Schatten warf. Ein riesiger Mann, breit in den Schultern, mit einem gedrungenen Körper. So konnte sich Rhodan die Kreuzung zwischen einem Epsaler und einem Ertruser vorstellen. Das breite, großflächige Gesicht war starr.
„Mein Freund, der mit dem, was er bei sich trägt, zur Bereicherung des Abenteuers beitragen wird!" erklärte de Lapal sarkastisch.
Rhodan dachte: Dieser riesige Mann ist ein Zombie, oder er ist in Tiefenhypnose. Die Augen wirkten wie blind und schienen sich nicht zu bewegen, aber der Riese ging langsam quer durch die Halle auf Rhodan zu, ohne ein einziges Mal zu stolpern.
In seinen Händen trug er einen Behälter. Er war halbkugelig wie die Halle; die abgeschnittene Fläche wies nach unten. Der Behälter schien durchsichtig zu sein, denn der Großadministrator erkannte hinter dem glasartigen Material eine rötliche Flüssigkeit, die die Halbkugel zu drei Vierteln ausfüllte. Wie Auswüchse klebten auf der Hemisphäre halbrunde, zylindrische und kastenförmige Elemente.
Es waren Kommunikationsgeräte. Künstliche Augen, also schwere Linsensysteme mit Servomechanismen. Lautsprecher und Mikrophone, feste Leitungen, die in Buchsen oder Steckern im durchsichtigen Material der Hülle endeten.
Was ist das - im Innern der Halbkugel? fragte sich Rhodan entsetzt.
Als der hypnotisierte Riese näher kam und fünf Meter vor ihm entfernt stehenblieb, erkannte Perry Rhodan den Inhalt dieses ungewöhnlich geformten Behälters. Eine graue Masse, charakteristisch geformt, wie ein riesiger Knoten mit vielen Windungen und Einkerbungen schwamm in der rötlichen Lösung.
Ein isoliertes Gehirn? Eine Operation...? durchfuhr es Rhodan.
Der Koloß bewegte sich wieder, kam abermals zwei Meter näher, nachdem ihm Markhor einen Befehl gegeben hatte.
Rhodan starrte angsterfüllt auf das Gehirn, das leicht hin und her schwankte. Die Nervenfasern, die normalerweise ins Rückenmark mündeten, waren zusammengefaßt und mündeten in einen zylindrischen Fortsatz, der von oben, von der Rundung her, in die Flüssigkeit ragte.
Die anderen Geräte dienten mit Sicherheit dazu, das organisch lebende Gehirn zu versorgen. Rhodan identifizierte Umwälzpumpen und Energieaggregate, Steuerleitungen und einen winzigen Computer, der die Arbeiten der Servogeräte koordinierte.
Das Gehirn ... lebt es?
Sekundenlang verdrängte eine Art falscher wissenschaftlicher Neugierde die Angst des Großadministrators. Zweifellos ging es nicht um sein Leben, denn sonst hätte es Markhor einfacher gehabt. Dann würde er, Rhodan, auch nicht mehr leben. Worum ging es also dem Fremden wirklich? Rhodan starrte den Behälter an und sah die
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