0623 - Markt der Gehirne
allein hierher kommen und unsere Geschäfte tätigen können."
5.
In den vergangenen Tagen hatte Rhodan ein paar yaanztronische Händler und Wissenschaftler gesehen. Er hatte sich an den Anblick dieser Wesen gewöhnt. Inzwischen hatte er mehr über seinen ebenso geheimnisvollen wie phantastischen Aufenthaltsort erfahren. Obwohl es sicher mit einem Risiko verbunden war, mußte er alles versuchen, sein Gehirn in einen Körper zu retten.
In den letzten Tagen hatte Rhodan alles getan, um die Aufmerksamkeit eines Käufers zu erwecken. Dabei hatte er sein im Vergleich zu den Bordins überragendes Wissen eingesetzt.
Auf keinen Fall wollte er als überheblich oder unzuverlässig eingestuft werden, deshalb war er sehr behutsam vorgegangen und hatte alle Informationen wie zufällig in die Gespräche mit den anderen Gehirnen eingestreut. Er konnte nur hoffen, daß potentielle Käufer die Gelegenheit hatten, solche Gespräche anzuhören. Früher oder später mußte jemand merken, daß sich unter all diesen freundlichen Durchschnittsgehirnen ein Exemplar befand, das sich in vielen Beziehungen von den anderen unterschied.
Rhodan war nicht von seinem Erfolg überzeugt, denn es war denkbar, daß die Yaanztroner völlig andere Wertmaßstäbe besaßen und ein überdurchschnittlich intelligentes Gehirn ablehnten.
Rhodans Gehirn hatte gelernt zu ruhen. Es war kein Schlaf im üblichen Sinn, sondern nur ein Dahindämmern, das von intensiven Träumen begleitet wurde.
Rhodan fragte sich, wie sein Gehirn ohne die Impulse des gewohnten Zellaktivators existieren konnte. Das war ein Rätsel, das er noch nicht gelöst hatte. Normalerweise hätte sein Gehirn nach zweiundsechzig Stunden zerfallen müssen - doch das war nicht geschehen.
Eine weitere Frage, die ihn beschäftigte, war, warum man ihn nicht getötet hatte.
Warum machte sich jemand die Mühe, sein Gehirn in die Galaxis Naupaum zu verschleppen?
Auch wenn Anti-ES für die Entführung verantwortlich war, stellte sich die Frage.
Rhodan nahm an, daß er nur ein Fragment des gesamten Komplexes sah. Er mußte geduldig sein und auf weitere Informationen warten. Solange er lebte - nein dachte! - durfte er nicht aufgeben.
Sobald er wieder einen Körper besaß, würde er nicht mehr hilfloser Spielball übergeordneter Mächte sein. Rhodan war enttäuscht über das Verhalten von ES. War es Anti-ES soweit unterlegen, daß es nicht hatte eingreifen können?
Eine Stimme drang in seine Gedanken.
„Das ist es, Spercamon!"
Rhodan benutzte die Sehmechanismen des Behälters, die an seine Nervenenden gekoppelt waren.
Vor dem Regal standen zwei Yaanztroner.
Sie sahen zu Rhodans Gehirn empor.
Rhodan empfand das sehr deutlich. Er unterdrückte die aufsteigende Erregung. Er durfte jetzt keinen Fehler begehen.
„Es ist aufgewacht", sagte der zweite, offensichtlich jüngere Mann. „Es ist kein Bordin-Gehirn. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so ein Exemplar gesehen zu haben."
„Nein", sagte der andere nachdenklich. „Es ist nicht besonders groß, aber gut ausgebildet. Es sieht gut aus. Ich glaube, daß es ein Ceynach ist."
Der jüngere Mann wich einen Schritt zurück.
„Ein Ceynach - hier?"
„Warum nicht? Es kommt immer wieder vor. Aber wir werden erst sicher sein, wenn wir es genau untersucht haben."
„Sie wollen es also kaufen?"
„Ich weiß nicht", erwiderte der Ältere zögernd. „Ich möchte zunächst mit ihm sprechen. Mit fremdartigen Gehirnen soll man vorsichtig sein. Es kann zu unliebsamen Zwischenfällen kommen, wenn man sie in einen Körper einpflanzt."
Rhodan hörte fasziniert zu. Er fragte sich, ob sich etwas von seiner inneren Erregung auf die beiden Besucher übertrug.
Spürten sie nicht, wie er jedes ihrer Worte gierig in sich aufnahm?
„Zweifellos ist es ein überdurchschnittlich intelligentes Gehirn, Spercamon. Das beweist schon die Tatsache, daß es uns auf sich aufmerksam gemacht hat."
Rhodan spürte, wie ein Schauer durch sein Gehirn lief.
Der fremde alte Mann hatte sofort erkannt, welches Spiel das Gehirn betrieben hatte. Dieses Wesen mußte ein Wissenschaftler sein, der sich schon lange mit Gehirnen beschäftigte. Es würde schwer sein, diesen Mann zu täuschen. Der Yaanztroner war vorsichtig und mißtrauisch.
„Was sagen Sie, Doynschto?" stieß der Jüngere hervor. „Sie meinen, daß es absichtlich mit den Bordin-Gehirnen über abstrakte Probleme sprach?"
„Das ist doch offensichtlich", erwiderte Doynschto. „Wenn es so intelligent
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