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0623 - Markt der Gehirne

Titel: 0623 - Markt der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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selbst für einen so direkt denkenden und handelnden Mann wie Vermoyn eine Beleidigung. Doch Doynschto war viel zu müde und verärgert, um weiterhin höflich zu sein. Er hatte nur noch den Wunsch, dieses Gespräch zu beenden.
    „Ihre Einstellung ist bekannt", klagte Vermoyn. „Es stimmt also doch, daß Sie nicht kollegial denken."
    „Unsinn!" rief Doynschto der Sanfte. „Wenn es um exotische Gehirne geht, entwickeln wir doch alle eine gehörige Portion Egoismus. Sie haben es auch nicht gern, wenn man Ihnen über die Schultern sieht, wie Sie ein besonderes Gehirn verpflanzen."
    Scheinbar ohne jeden Zusammenhang sagte Vermoyn: „Gibt es Nachrichten von diesem Roten Anatomen oder von anderen Schwarzhändlern?"
    „Niemand hat bisher bewiesen, daß der Rote Anatom ein Schwarzhändler ist!"
    „Wollen Sie ihn verteidigen?"
    „Gewiß nicht, dazu verabscheue ich ihn und seine Methoden viel zu sehr."
    Vermoyn schaltete seine Anlage ab.
    Doynschto wollte schlafen gehen doch er stellte schnell fest, daß er keine Ruhe mehr finden würde. Immer wieder mußte er an das Gehirn denken, das jetzt einsam im Experimentierraum stand. Doynschto blickte auf die Uhr. So spät am Abend war in der Klinik längst Ruhe eingekehrt. Die robotische Wachanlage war eingeschaltet. Sie würde sofort Alarm schlagen, wenn einer der Patienten Hilfe brauchte. Drüben im Bereitschaftsraum saßen zwei Mediziner, die jederzeit eingreifen konnten.
    Auch Spercamon hatte sich in seine privaten Räume zurückgezogen. Nur Percto hockte draußen vor der Tür und wartete auf Anordnungen seines Herrn. Früher einmal hatte Doynschto die Fähigkeit der Bordins, überall sofort einschlafen können, sehr bewundert, inzwischen jedoch wußte er, daß dies nur auf ihren unkomplizierten Metabolismus und auf ihr im Verhältnis zu den Yaanztronern geringes Denkvermögen zurückzuführen war.
    Doynschto verließ den Raum.
    Sofort blickte Percto auf.
    „Schon gut", sagte Doynschto. „Ich sehe mich noch ein bißchen um, bevor ich mich zur Ruhe lege."
    Trotzdem richtete der Bordin sich auf.
    „Soll ich Sie begleiten?"
    Doynschto zögerte. Insgeheim sehnte er sich nach Gesellschaft. Er wollte jedoch dem neuerworbenen Gehirn noch einen Besuch abstatten. Dabei konnte er keinen Begleiter brauchen, schon gar keinen naiven Bordin wie Percto.
    So lehnte er auch das Angebot des Bordins ab.
    Obwohl ihm die klinikeigene Transmitteranlage zur Verfügung gestanden hätte, ging Doynschto zu Fuß. Er liebte diese einsamen Spaziergänge, die ihn normalerweise hinaus in den Park führten. Fast immer war die Klinik durch einen alles umspannenden Energieschirm abgesichert. Doynschto hatte die Erlaubnis für diese Vorsichtsmaßnahme erst nach längerem Drängen und nach mehreren Überfällen erhalten. Der Wissenschaftler lächelte bei dem Gedanken, daß er drei der insgesamt fünf Angriffe auf die Klinik selbst inszeniert hatte, um seinem Anspruch Nachdruck zu versetzen.
    Während er durch die Gänge wanderte, spürte er, daß Sympathie für das erworbene Gehirn in ihm aufstieg. Der Fremde in seinem Behälter war noch einsamer als Doynschto der Sanfte.
    Doynschto blieb stehen. Die Stille rings um ihn ließ ihn klarer denken als gewöhnlich. Plötzlich empfand er die Anwesenheit des fremden Gehirns als bedeutungsvoll. Eine Ahnung von Ereignissen jenseits seines Begriffsvermögens überkam ihn. Es war, als wollte aus dem Nichts eine Stimme zu ihm sprechen und ihn mit dem Hauch der Erkenntnis berühren. Dieser Eindruck war so deutlich, daß der alte Yaanztroner unwillkürlich zusammenzuckte. Das Gefühl ging so schnell vorüber, wie es gekommen war.
    Doynschto fragte sich, was diese ungewohnte Nervosität in ihm auslöste.
    Hing es mit diesem Ceynach zusammen?
    Er erreichte das Experimentierlabor.
    Damit ihn das Gehirn nicht hören konnte, öffnete er die Tür lautlos und schlich sich an den Tisch heran.
    Da lag es in seinem Behälter und pulsierte schwach. Ab und zu bewegte es sich stärker. Es schien zu träumen.
    Fast eine Stunde lang stand Doynschto vor dem Gehirn, um es zu beobachten. Dann gab er sich einen Ruck und schaltete den Sehmechanismus ein, der mit den Nervenenden des Gehirns gekoppelt war.
    Das Gehirn erwachte sofort.
    „Da bin ich", sagte Doynschto einfach.
    Er trat zurück, damit das Gehirn sich besser im Labor umsehen konnte. Hoffentlich waren dem Fremden all diese Geräte und Instrumente nicht unheimlich.
    „Es ist jetzt Nacht auf dieser Seite des Planeten", fuhr

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