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0623 - Markt der Gehirne

Titel: 0623 - Markt der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einzugreifen. Doch darauf durfte der Wissenschaftler sich nicht einlassen. Früher einmal hatte man versucht, die Leistungsfähigkeit von Gehirnen durch Umgruppierungen von Zellverbänden zu steigern, doch das hatte in den meisten Fällen Wahnsinn oder Stumpfsinn ausgelöst, so daß man wieder davon abgekommen war. Es schien, als hätten sogar die Unzulänglichkeiten der Natur ihren Sinn.
    Was Doynschto besonders erstaunte, war die Tatsache, daß große Teile des Ceynach-Gehirns bisher zumindest passiv gewesen waren. Sie hatten kaum eine Funktion zu erfüllen.
    Wozu, fragte sich der Wissenschaftler, waren sie dann überhaupt vorhanden?
    Auch das war ein Rätsel, mit dem er sich in den nächsten Tagen auseinandersetzen mußte.
    Das Rasterbild blieb jetzt leer, ein sicheres Zeichen dafür, daß alle atomaren Zellstrukturverbindungen den richtigen Platz eingenommen hatten. Trotzdem machte Doynschto noch einen abschließenden Harmonietest. Er rief alle korrigierten Bilder noch einmal ab. Als er die Schaltungen berührte, stellte er fest, daß seine Hände zitterten. Er hatte die ganze Zeit über unter großer Anspannung gestanden. Es war bestimmt nicht nur sein hohes Alter, daß er so nervös und abgespannt war.
    Er ließ sich in seinem Sitz zurücksinken und verschränkte die Arme über der Brust.
    Für Spercamon war dies ein sicheres Zeichen, daß die Arbeit getan war.
    „Es ist vorüber", sagte Doynschtos Assistent zu den anderen.
    „Wir können Tecto und den Behälter aus den Transmittern holen."
     
    *
     
    Doynschto blickte auf den noch immer bewußtlosen Bordin hinab und fragte sich, warum er eigentlich erwartete, daß Tecto sich auch äußerlich verändern würde. Der Bordin sah genauso aus wie früher.
    Doynschto wandte sich ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Behälter, in dem jetzt der Großteil des Bordin-Gehirns schwamm: Es würde dort noch einige Zeit leben und dann endgültig absterben. Dieses Gebilde war nicht mehr vernunftbegabt, sondern nur noch zu instinktiven Reaktionen fähig. Doch niemand wäre auf den Gedanken gekommen, es einfach umzubringen.
    Der Wissenschaftler überlegte, wie wohldurchdacht doch die gesamte gesellschaftliche Struktur in Naupaum war. Vor allem auf dem Gebiet der Paratransplantation arbeitete man nach Regeln, die allen ethischen und moralischen Ansprüchen gerecht wurden.
    Wie hatte er jemals Zweifel am Wert seiner Arbeit empfinden können?
    „Schafft das Bordin-Gehirn hinaus!" befahl er seinen Mitarbeitern. „Außerdem möchte ich allein sein, wenn Tecto erwacht."
    „Ich wollte an den Beobachtungen teilnehmen", sagte Spercamon enttäuscht.
    „Dafür habe ich Verständnis, trotzdem kann ich Ihnen diesen Wunsch nicht erfüllen. Je mehr Personen sich in diesem Labor aufhalten, wenn Tecto erwacht, desto größer ist die Gefahr, daß die Verwirrung des Ceynach-Gehirns anhält."
    Spercamon ging widerstrebend hinaus.
    Als er allein war, griff Doynschto zu einer bisher nie praktizierten Vorsichtsmaßnahme: Er riegelte alle Eingänge ab.
    Dann begab er sich wieder zum Lager des Bordins.
    Tectos Arme zuckten, doch das waren nur Reflexe.
    Nachdenklich sah der Wissenschaftler auf das Lager hinab.
    Nach einer Weile zog er einen Fesselfeldprojektor heran und schaltete ihn ein. Er justierte ihn so, daß das Energiefeld Tecto auf dem Bett halten würde, sobald er sich bewegen wollte.
    Auch das war ungewöhnlich. Doynschto folgte dabei einer inneren Eingebung.
    Er gestand sich ein, daß ihm Tectos Nähe unheimlich war. Das hätte ihm als erfahrenem Transplantator nicht passieren dürfen.
    Seine Augen brannten, als er auf den Bordin-Körper blickte.
    „Ich gab dir einen Körper, Fremder", sagte er leise. „Gib du mir nun eine Antwort auf meine Fragen."
     
    7.
     
    Das zweite Erwachen in Naupaum verlief anders als das erste.
    Es war von Schmerzen begleitet, von einem unerträglichen Druck auf das Gehirn und von dem Gefühl, irgendwo gefangen zu sein.
    Der Prozeß logischen Denkens setzte nur langsam ein, er wird begleitet von Wahnvorstellungen und unklaren Empfindungen.
    Allmählich sickerte die Erkenntnis in Rhodans Bewußtsein, daß er wieder einen Körper besaß. Gleichzeitig stieg die Erinnerung an den Anblick dieses Körpers in ihm auf, aber das alte Entsetzen stellte sich nicht mehr ein. Die Ähnlichkeit dieses Wesens mit einem irdischen Riesenaffen bestand nur entfernt.
    Dieser fremde Körper wirkte wesentlich eleganter und besaß auch eine andere Kopfform. Vor allem das

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