0623 - Markt der Gehirne
sich und andere verletzen können."
Und obwohl offensichtlich war, daß der Patient sich nicht bösartig verhalten würde, schaltete Doynschto das Fesselfeld nicht ab. Rhodan unterdrückte den aufsteigenden Ärger. Er durfte jetzt nicht protestieren, das hätte nur das Mißtrauen des Wissenschaftlers herausgefordert.
„Meine Erfahrung beweist, daß nach der erfolgten Transplantation in der Regel immer eine gewisse Erschöpfung eintritt. Ich werde Sie deshalb jetzt für ein paar Stunden allein lassen, damit Sie sich erholen können."
Rhodan war enttäuscht. Er hatte sich aus dem Gespräch mit dem Wissenschaftler wichtige Informationen erhofft. Außerdem wollte er den neuen Körper ausprobieren und beherrschen lernen. Nun mußte er beide Pläne vorläufig zurückstellen.
Er stellte schnell fest, daß Doynschtos Voraussage stimmte.
Seine Gedanken wurden immer schwerfälliger, sein neuer Körper fühlte sich schwer an. Er machte nicht den Versuch, gegen die Müdigkeit anzukämpfen, denn er wußte, daß er gut erholt sein mußte, wenn er die nächsten Tage überstehen wollte.
Doynschto hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß er mit dem Fremden experimentieren wollte. Unter Umständen drohten Rhodan sogar tödlich gefährliche Versuche.
Um diesen Gefahren zu entgehen, mußte Rhodan aus der Klinik des Sanften entfliehen. Er besaß noch keine klare Vorstellung davon, wie er diesen Plan verwirklichen könnte, aber er würde es in jedem Fall versuchen.
Er spürte die Kraft, die in diesem Bordin-Körper steckte. Außer seinen natürlichen Fähigkeiten besaß der Körper jetzt ein Gehirn mit überdurchschnittlicher Intelligenz und einer unvergleichlichen Erfahrung. Wegen der Reste von Tectos Gehirn machte Rhodan sich keine Sorgen. Er konnte dessen Willen mühelos überlagern.
Tecto schien auch bereit zu sein, sich dem neuen Beherrscher des Körpers bedingungslos unterzuordnen.
Die Gedanken des verpflanzten Gehirns verwirrten sich.
Es schlief ein.
*
Spercamon konnte der Verlockung nicht widerstehen. Als er sicher sein konnte, daß kein anderer Mitarbeiter Doynschtos in der Nähe war, schlich er heimlich in den Raum, wo Tecto mit dem Ceynach-Gehirn untergebracht war. Er wußte, daß die Gefahr bestand, daß er von Doynschto über die eingeschalteten Monitore im Arbeitszimmer des Sanften beobachtet wurde, deshalb blieb er ein paar Augenblicke im Eingang stehen und wartete, ob man ihn zurückrufen würde. Doch nichts geschah.
Doynschto schlief oder war mit anderen Arbeiten beschäftigt.
Spercamon riskierte nicht viel. Doynschto besaß eine Schwäche für den jungen Assistenten und würde auch für diese Übertretung Verständnis aufbringen. Bisher hatte der Sanfte wissenschaftliche Neugier noch nie verurteilt.
Der junge Yaanztroner trat jetzt an das Lager, auf dem Tecto schlief.
Auf dem Instrumententisch am Kopfende des Bettes hatte Doynschto bereits ein Identifikationsschild bereitgelegt, auf dem in nauparoischen Buchstaben die neue Bezeichnung Tectos stand.
T-te-Do-11454 las Spercamon.
Das Do stand für Doynschto und bedeutete, daß der berühmte Wissenschaftler einen Vertrag mit dem Fremden schließen wollte. Spercamon runzelte die Stirn. Damit hatte er nicht gerechnet.
Tecto würde also kein allgemeines Versuchsobjekt werden, sondern allein dem Sanften zur Verfügung stehen.
Spercamon fühlte Enttäuschung in sich aufsteigen. Er hatte gehofft, zum erstenmal eigene Erfahrungen mit einem Ceynach-Gehirn sammeln zu können.
Neben dem Namensschildchen lag ein Batzen Manktra, eine biochemische, halborganische Masse, mit der das Schildchen auf der Brust des Bordin-Körpers befestigt werden konnte.
„Wach auf!" rief Spercamon wütend. „Wach auf, Tecto!"
Der Bordin öffnete die Augen, aber es dauerte einige Zeit, bis die starren Blicke lebendig wurden. Spercamon ahnte, daß der Fremde noch immer Orientierungsschwierigkeiten hatte.
„Wo ist Doynschto?" murmelte der Bordin.
„Er ist nicht hier. Ich bin allein." Spercamon beugte sich über den mächtigen Körper und entdeckte den Energieprojektor neben dem Lager. Das Fesselfeld war eingeschaltet. Unwillkürlich wich der junge Yaanztroner zurück.
„Man hat dich gefesselt!" stieß er hervor.
„Was ist daran so ungewöhnlich?" erkundigte sich der Fremde.
Es fiel Spercamon auf, daß er langsam sprach und nach Worten suchte. Noch mußte er seine nauparoischen Kenntnisse den Restfragmenten von Tectos Gehirn entnehmen.
„Es verstößt gegen die
Weitere Kostenlose Bücher